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Die Hohe Woche in Jerusalem - V - Karsamstag

Zum Karsamstag und Ostern selbst hat Egeria nur wenig mitzuteilen, weil dieser Tag größtenteils ebenso ablief, wie die Vortage und die eigentlichen Osterliturgien sich kaum von denen in ihrer Heimat unterschieden. Sie schreibt:

Am Samstag verläuft bis zur Terz alles, wie gewöhnlich, auch noch zur Sext, aber zur Non folgt man nicht den normalen Samstagen, sondern man bereitet in der Großen Kirche, im Martyrium, die Feier der Ostervigil vor. Die Ostervigil wird ebenso gefeiert, wie bei uns, nur kommt noch hinzu, daß die Kinder (gemeint sind die in der Regel erwachsenen Neugetauften), sobald sie getauft und angekleidet sind und vom Taufbrunnen kommen, gemeinsam mit dem Bischof zuerst zur Anastasis geführt werden.

Der Bischof tritt dann in den abgegrenzten Raum der Anastasis und man singt einen Hymnus. Darauf spricht der Bischof ein Gebet über sie und kommt mit ihenen dann wieder zur großen Kirche, wo das Volk wie gewöhnlich Nachtwache hält. Dann macht man alles so, wie es auch bei uns der Brauch ist. Und nach der Feier des Opfers ist die Entlassung. Nach Beendigung der Vigilien in der großen Kirche zieht man unter Hymnengesang sofort in die Anastasis. Dort wird noch einmal die Stelle aus dem Evangelium von der Auferstehung vorgelesen, es wird eine Oration gebetet, und der Bischof vollzieht noch einmal das Opfer. Aber wegen des Volkes wird alles in Schnelligkeit vollzogen, damit es keine weitere Verzögerung gibt, und dann wird das Volk entlassen. Die Entlassung aus den Vigilien erfolgt an diesem Tag in der gleichen Stunde wie bei uns.“

Soweit Egeria zur Osternacht, die nach unserer Zählung am Samstag begann und am Sonntagmorgen endete. Da der neue Tag in der römischen Antike erst mit dem Hahnenschrei bzw. Sonnenaufgang beginnt, ist es nicht sinnvoll, hier nach einer klaren Scheidung zwischen der Vigil am Samstag und der Auferstehungsfeier am Morgen des Ostersonntags zu forschen. Als liturgischer Beginn der Auferstehungsfeier bietet sich freilich die Prozession zur Anastasis an, allerdings ist das Auferstehungsevangelium auch bereits vorher zur ersten Messfeier verlesen worden.

Der Hinweis darauf, daß „wegen des Volkes“ alles mit Schnelligkeit vollzogen werde, kann sicher nicht als „Pastorale Konzession“ im heutigen Sinne verstanden werden. Die Mitfeiernden, insbesondere der Klerus und die Mönche bzw. Monialen, waren seit Gründonnerstag fast ununterbrochen auf den Beinen und am Rande ihrer Leistungsfähigkeit. Eine halbtägige Ruhepause bis zum Gottesdienst am Abend des Ostersonntags war das Mindeste, das sie brauchten, um das unter Einsatz aller Kräfte gefeierte Gedächtnis des Erlösungswerkes Christi auch nur zu überstehen.

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