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Der Sonntag vom Guten Hirten

Seit unvordenklichen Zeiten wurde am 2. Sonntag nach Ostern das Evangelium vom Guten Hirten (Joh. 10, 11-16) verlesen - wenigstens meint das schon Rupert von Deutz († 4. März 1129) in seiner ausführlichen Darstellung De Divinis Officiis. Und bis in die jüngste Zeit wurde dieser Sonntag denn auch der ‚Sonntag vom guten Hirten‛ genannt.

Dom Gueranger beschreibt im Kirchenjahr (Bd. 8, S. 72ff), das „unsichtbare Band“, das diesen Sonntag in den Wochen zwischen Auferstehung und Himmelfahrt mit gerade dieser Evangelium verbindet: Es ist die Aufnahme des „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe“, mit dem Jesus bei Cäsarea-Philippi den Petrus zum Oberhirten der Kirche einsetzt, der - und dessen Nachfolger - ihn vertreten sollen. Er schreibt dazu:

Was bei Cäsarea-Philippi noch Zukunft war, ist am See von Tiberias Gegenwart geworden. Wir sind jetzt in den kletzten Stunden des Verweilens Jesu auf Erden. Der Augenblick ist daher gekommen, wo er seine Verheißung erfüllen und das Reich Gottes gründen muß; er muß demnächst jene versprochene Kirche auf Erden bauen. (...) So ist denn Petrus zum Hirten von demjenigen eingesetzt, der von sich selbst sagte: ‚Ich bin der gute Hirte‛. ... Jetzt mag denn die Kirche ins Leben treten, sie mag ihr Panier aufpflanzen und sich immer weiter und weiter ausdehnen. Simon, der Sohn des Jonas, ist als ihr sichtbares Oberhaupt proclamirt. Ist diese Kirche ein Gebäude? Er ist das Fundament. Ist sie ein Reich? Er besitzt die Schlüssel, d.h. den Scepter. Ist sie eine Hürde? Er ist der Hirte.“

Mit der Einführung der neuen Ordnung 1970 wurde der Sonntag nach dem Weißen Sonntag zum ‚dritten Sonntag der Osterzeit‛. Das Evangelium vom Guten Hirten wurde durch die Perikope vom reichen Fischfang nach der erfolglosen Nacht ersetzt. Allerdings haben die meisten Gemeinschaften der Reformation die traditionelle Lesung nach Johannes 10 beibehalten - für sie und die Katholiken, die das Missale von 1962 verwenden, ist auch heute noch der „Sonntag vom Guten Hirten“.

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