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Komm, heilger Geist...

Am Pfingstsonntag im römischen Pantheon

Daß das Pantheon in Rom, so wie es seine heutige Bezeichnung nahelegt, einst zu Ehren aller Götter erbaut worden sei, ist eher unwahrscheinlich. In den ersten 600 Jahren seiner Geschichte erfüllte es verschiedene, wohl überwiegend weltliche Funktionen. Nachdem der damalige Kaiser in Konstantinopel das Gebäude 608 Papst Bonifaz IV. übereignete und es damit vor dem Zerfall bewahrte, wurde es sogleich zur Kirche umgewidmet. Und da in den unruhigen Zeiten der Besuch der Martyrergräber vor den Stadtmauen oft nur unter großen Gefahren möglich war, ließ Bonifaz wagenladungsweise Gebeine aus den Katakomben in die Kellerräume des Kuppelbaus schaffen, die seitdem den offiziellen Namen Santa Maria ad Martyres führt. Von den Gebeinen der Heiligen, die nicht nur in der Renaissance oft als theoi, d.h. vergöttlichte bezeichnet wurden, zum Heiligtum aller Götter war dann nur ein kurzer Gedankenschritt.

Alljährlich zu Pfingsten werden während des Hochamtes körbeweise Rosenblätter durch das oculus der Kuppel hereingeworfen. Wenn sie dann in Licht und Wind flirrend nach unten sinken, geben sie ein wahrhaft überirdisches Bild wie von feurigen Zungen, in der Realität viel feuriger als auf dem Photo. Im Mittelalter war das Abwerfen der Privileg frommer Bruderschaften, heute übernehmen diesen Dienst Freiwillige der römischen Feuerwehr - auch dann, wenn gerade die Sozialisten den Bürgermeister oder die Kommunisten den zuständigen Präfekten stellen. Diese Tradition, so scheint es, ist in guten Händen.

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