Zum 1. Mai: Gegenseitige Bereicherung
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- 30. April 2015
Jahrhunderte lang war der 1. Mai der Festtag insbesondere der heiligen Apostel Philippus und Jakobus. Das vorreformierte Martyrologium weiß über Philipp zu berichten, daß er, nachdem er das ganze Skythenland zu Christus bekehrt habe zu Hierapolis (die Ruinen des Ortes liegen in der heutigen Osttürkei) gekreuzigt und gesteinigt worden sei. Jakobus habe man von der Zinne des Tempels gestürzt und dem mit gebrochenen Beinen daliegenden dann mit Knüppeln das Rückgrat gebrochen. Weitere Heiligengedächtnisse des Tages galten Papst Pius V., dem Propheten Jeremias und König Sigismund von Burgund.
In England war das Fest der beiden Apostel zum Maianfang (Pip'n'jim on May Morning) hoch populär und wurde gerade, aber nicht nur, in Oxford mit vielerlei Begängnissen gefeiert, die - wie uns Fr. Hunwicke versichert, heute bei weitem nicht mehr sind, was sie in der guten alten Zeit einmal waren. Besonders bedauert er natürlich, daß auch im katholischen Bereich die Kalenderreform die beiden Apostel vom Maianfang vertrieben hat - und gibt als listiger Vertreter oxforder Gelehrsamkeit 'tongue in cheek' auch gleich ein Rezept, wie man den Reformatoren ein Schnippchen schlagen könne. In seinem Blog Mutual Enrichment schreibt er:
Der römische Ritus hat sich an der Abschaffung der traditionellen Feiern für Philippus und Jakobus zum Maianfang mitbeteiligt und die beiden herumgestoßen, so wie die Polizei Landstreicher ohne festen Wohnsitz auf Trab hält. Dabei war das einer der paarundreißig gebotenen Feiertage des Jahres, an denen die Gemeinde zur Messe zusammenkam, bis die Segnungen der Aufklärung und der gierige Wunsch, die Arbeiterschaft in der Tretmühle zu halten, die meisten dieser Tage zu nicht-gebotenen Festen herabstufte. Da waren die Gläubigen dann nur noch dringend gebeten, die Messe zu besuchen, und davon ist heute natürlich so gut wie nichts mehr übrig geblieben Es war Pius XII, der Philippus und Jakobus den 1. Mai nahm, um ihn dem hl. Joseph dem Werkmann zu übergeben und damit den sozialistischen Festtag der Arbeiter für die Kirche zurück zu gewinnen. In der Theorie ist das zugegebenermaßen keine schlechte Idee - aber es hat nicht funktioniert. Man kann nicht einfach per Dekret ein kulturell verwurzeltes und weithin bekanntes Fest schaffen.
Doch nun höre ich den bleichen Schatten des großen Liturgikers Lenin in mein Ohr flüstern: Hör auf zu jamern - was tun? Und da kommt mir eine Idee, würdig eines wahren Ränkeschmiedes. Die außerordentliche Form ist auf das Fest 1. Klasse des hl. Josephs des Arbeiters am 1. Mai festgezimmert - da gibt es kein Vertun und keinen Ausweg. Aber in der Ordentlichen Form ist das GFedächtnis des hl. Joseph heute nur eine Option, und ebenso im Kalender des Ordinariats. Damit ist es nach dem Novus Ordso rechtlich zulässig, am 1. Mai eine Votivmesse des hl Philippus und des hl. Jakobus (oder anderer Heiliger) zu feiern. Was sagen Sie? Sie wollen nicht nach der Ordentlichen Form zelebrieren? Dazu sage ich lieber nichts. Aber vergessen Sie bitte nicht den Anglican Use, den Ritus des Ordinariats. Mit seinen Vorbereitungsgebeten am Fuß des Altars, seinen tridentinischen Gebeten zum Offertorium, seinen zeremoniellen Einzelheiten zur Verehrung des allerheiligsten Sakraments mit allen notwendigen Kniebeugen und den Küssen zur Verehrung des Altars als des Symbols für den Leib Christi und schließlich mit seinem Schlussevangelium ... da kann selbst ein hartgesottener Vertreter der 1962er-Form nicht meckern.
Also: Die geniale Lösung für den Maianfang ist die Feier einer Votivmesse des hl. Philipp und des Hl. Jakobus in der Form des Ordinariats.
Was sagen Sie da? Sie sind kein Priester des Ordinariats und haben daher nicht das Recht, im Anglican Use zu zelebrieren? Ach, wie sehr ich Sie bedaure - denn das ist wirklich die beste umgangssprachliche Liturgie der ganzen Christenheit. Aber alles, was Sie brauchen, ist eine kleine Gruppe von Gläubigen des Ordinariats, die Sie in dieser Eigenschaft darum bitten, für sie am 1. Mai die Liturgie nach dem Anglican Use zu zelebrieren. Diesem Ansuchen können Sie dann aus pastoralen Erwägungen nachkommen. Und falls einige ihrer eigenen Gläubigen - wir im Ordinariat nennen sie die 'Diözesan-Katholiken' - daran teilnehmen und von dieser Erfahrung einige gesunde liturgische Impulse mitnehmen - nun wie Alices Freund Dodo so schön sagt: „Jeder hat gewonnen, und alle sollen Preise haben“. Mutual Enrichment!