Bereichsnavigation Themen:

Tradition, wenig gebraucht, preiswert abzugeben

Fr. Hunwicke verdanken wir den Hinweis, daß beim britischen Antiquariat St. Philipp's Books derzeit eine Ausgabe des Patrologiæ Cursus Completus von Jaques-Paul Migne zu erwerben ist, Paris 1864, 221 Bände, jerder über 1000 Seiten, Halbleder gebunden, hervorragend erhalten, 6000 britsche Pfund. Als Vorbesitzer wird ohne nähere Angaben die Bibliothek einer englischen Kathedrale angegeben.

Der Patroligiæ Cursus ist der vielleicht bedeutendste Teil des enormen Lebenswerkes von J.P. Migne, der sich wie kein anderer Priester und Theologe des 19. Jahrhunderts darum bemühte, die Schätze der Tradition zu sichern und zu überliefern, deren Verletzlichkeit der Furor der Großen Revolution gerade vor aller Augen geführt hatte. Die Qualität seiner Editionen wird da, wo es neuere gibt, heute regelmäßig übertroffen - das Gesamtwerk ist nach wie vor eine unersetzliche Quelle für das Schrifttum der Kirche von den Anfängen bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts.

Ein britischer Verlag hat bereits in den 90er Jahren eine digitale Ausgabe auf Datenträgern herausgebracht, die für 27 000 £ zu erwerben ist; eine inzwischen ergänzend erstellte Online-Version ist im Jahresabonnement für 3000 £ zugänglich. Die Arbeit mit der digitalen Ausgabe - es handelt sich um eine nach vorgegebenen und selbstgewählten Kriterien durchsuchbare Volltext-Datenbank - bietet zweifellos weitaus größere Möglichkeiten als die Druckausgabe. Zahlen darüber, wie intensiv diese Möglichkeiten genutzt werden, sind nicht bekannt. Die Ergebnisse der theologischen Tätigkeit in Deutschland und anderswo berechtigen zur Skepsis.

Außerdem ist ja längst sichergestellt, daß die mit der heutigen Lebenswirklichkeit mitunter hart konfligierenden Ansichten der Kirchenväter und -lehrer der Vergangenheit trotz der durch die moderne Technik prinzipiell erleichterten Zugänglichkeit den Siegeszug des Modernismus nicht aufhalten können. Zwar schreibt das Kirchenrecht den Bischöfen vor, den künftigen Priestern eine ausreichende Kenntnis der lateinischen Sprache vermitteln zu lassen - beachtet wird diese Vorgabe fast nirgends. Die Vernachlässigung oder Unterdrückung der lateinischen Sprache ist ein ebenso wirkungsvolles Mittel des Kulturbruchs wie eine Bücherverbrennung. 

Zusätzliche Informationen