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„Nachgeholte Sonntage“

In den Gemeinden, die an der überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche festhalten, beginnt heute die Reihe der „nachgeholten Sonntage nach Erscheinung“. Insgesamt gibt es sechs davon, und je nachdem, wie früh oder spät Ostern gefeiert wird, wird die im Frühjahr übersprungene Zahl dieser Sonntage im Herbst zwischen dem 23. und dem 24 Sonntag „nach Pfingsten“ nachgeholt. Den Liturgiereformern war diese Unregelmäßigkeit ein Graus. Sie erfanden einen in dieser Form der Tradition der Kirche fremden „Jahreskreis“, in dem die Sonntage ordentlich durchgezählt werden können, daß das Bürokratenherz jubelt.

Damit beseitigten sie eines der vielen symbolhaften Zeichen dafür, daß Wesen und Leben der Kirche eben nicht der technischen Rationalität folgen, sondern ihren eigenen Gesetzen, die ihren Ursprung letztlich in der Ordnung der Schöpfungs haben. Das Kirchenjahr vereinigt seit jeher die beiden großen Kalendarischen Prinzipien menschlicher Kultur, die sich am Lauf des Mondes und der Sonne orientieren: Das erste maßgebend für die Einteilung und Zählung der Tage, das zweite ausschlaggebend für den Wechsel der Jahreszeiten und zur Bestimmung der rechten Zeit für Aussaat und Ernte. Zählen und Messen, Wachsen und Vergehen gehören zusammen.

Noch wird der Ostertermin selbst, der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr, und damit die ganze Reihe der ihm folgenden Festtage, nach dem Mondkalender bestimmt, aber schon zeichnet sich ab, daß auch diese „Unregelmäßigkeit“ beseitigt werden soll. In noch weitergehenden Planungen ist von einer technokratischen Kalenderreform die Rede, bei der die Tage im Monat alljährlich auf den gleichen Wochentag fallen sollen - um den Preis, daß gelegentlich Tage „außerhalb der Woche“ eingeschoben werden sollen. Die Sieben-Tage-Woche und der Sonntag selbst wären damit den Ansprüchen der Machbarkeit geopfert.

Umso dankbarer können wir daher für die Erinnerung des Graduales aus dem 101. Psalm sein, das die Kirche für vier der Sonntage nach Erscheinung - ob nachgeholt oder termingetreu - vorgesehen hat:

Die Heiden wewrden Deinen Namen fürchten, Herr, und alle Könige der Erde Deine Herrlichkeit. Denn neu erstehen läßt der Herr die Sionsstadt. Dort offenbart er sich in seiner Majestät.“

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