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Die Vorbereitung

Die Oratio des 2. Adventssonntags schließt an die des ersten an wie eine zweite Strophe eines Gedichtes an die erste. Sie beginnt sogar mit dem gleichen Wort, dem Anruf „excita", der sich hier freilich nicht auf den Herrn in seiner Machtfülle selbst bezieht, sondern ihn bittet, an uns zu tun, was uns dazu verhelfen möge, Seiner würdig zu werden:

Erwecke, Herr, unsere Herzen, daß wir Deinem Eingeborenen die Wege bereiten, damit wir durch seine Ankunft (adventum) in den Stand versetzt werden, Dir mit geläutertem Sinn zu dienen.

Der Gedanke schließt so direkt an den des vorhergehenden Sonntags an, daß man versucht ist, von einer Bekräftigung durch Verdoppelung zu sprechen: Wir alleine sind nicht im Stande, dem Herrn reinen Herzens zu dienen – dazu bedürfen wir des Kommens des ersehnten Messias. Doch selbst die Vorbereitung darauf würde unsere Kräfte überfordern, wenn der Herr unseren Herzen nicht einen Stoß geben wollte.

Dieser Gedanke der doppelten Abhängigkeit ist im Grunde gar nicht kompliziert und wird in der traditionellen Form der Oratio in vollendeter Einfachheit ausgedrückt. Den Gestaltern des neuen Missales war das anscheinend zu einfach und zu direkt. Sie gaben der Grundaussage daher einen anderen Dreh, der die „Lebenswirklichkeit" mit in den Blick nimmt – fast so, als ob darin eine Entschuldigung unseres Unvermögens liegen würde. Aus einem prinzipiellen Defizit wird so eine widrigen Umständen des Erdenlebens geschuldete Schwäche:

Allmächtiger und barmherziger Gott, deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg. Laß nicht zu, daß irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern, deinem Sohne entgegenzugehen. Führe uns durch dein ‚Wort und deine Gnade zur Gemeinschaft mit ihm.

Die Fassung im Deutschen Messbuch stimmt dabei mit der lateinischen Editio Typica weitgehend überein.

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