Quatember II: Dominica vacat
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- 17. Dezember 2015
Der Donnerstag gehört nicht zu den Quatembertagen – vielleicht weil die Quatember bis in die Zeit zurückreichen, an denen dieser Tag der Woche „aliturgischer Tag“ war. Was wiederum seine Ursache darin haben soll, daß der Donnerstag dem Zeus geheiligt war, und die Christen jeden Anschein von sich weisen wollten, damit irgend etwas zu tun zu haben.
Vom hohen Alter und der überragenden Bedeutung der Quatembertage Mittwoch, Freitag und Samstag zeugt, daß aus den ältesten Zeiten Predigten überliefert oder zumindest erwähnt sind, die von Päpsten aus diesem Anlass gehalten worden sind. Ein weiteres Zeugnis sind die Besonderheiten der Liturgie, die sich an diesen Tagen erhalten haben. Eine plausible Bestätigung von Baumstarks Gesetz der Erhaltung des Alten in liturgisch besonders hochwertiger Zeit. Bis ins Missale von 1962 zeigt sich diese Besonderheit insbesondere an der größeren Zahl von Lesungen im Gottesdienst – am Mittwoch sind das drei, am Samstag sogar sechs.
Der Samstag wurde noch zusätzlich dadurch akzentuiert, daß dieser Tag regelmäßiger Termin für die niedrigeren und die höheren Weihen war, die zwischen die Lektionen eingeschoben wurden. Während die Weihegebete nicht zum Messformular gehören, sondern dem Zeremoniale der Bischöfe entnommen werden, gab es in der Messe, auch wenn keine Weihen stattfanden, am Samstag zwischen den Lesungen nicht nur den üblichen Stufengesang , sondern auch noch besondere Orationen. Sie werden ähnlich wie am Karfreitag durch die Aufforderung „flectamus genua – levate“ eingeleitet und zeugen damit von einer in der frühen Kirche möglicherweise weiter verbreiteten Praxis.
Nach der 5. Lesung aus dem 3. Kapitel des Buches Daniel (47-51) und der darauf folgenden Weihe der Subdiakone wird die bei Daniel folgende große Litanei des Gotteslobes (52-56) als Hymnus gesungen, nach der Epistel (6. Lesung) erfolgt vor dem Tractus die Weihe der Diakone und zu dessen Abschluss die Weihe der Priester. Als Evangelium wird das vom 4. Adventssonntag genommen.
Diese für den Samstag einigermaßen erstaunliche Wahl des Evangeliums findet – ebenso wie die ungewöhnlich hohe Zahl der Lesungen - ihre Erklärung darin, daß die Feier des Quatembersamstags ursprünglich im Rahmen eines Nachtgottesdienstes stattfand. Er begann am späten Samstagabend (denn auch der Samstag war lange ‚aliturgischer Tag' wegen der Grabesruhe des Herrn) mit einer Matutin als Vigilfeier, die wegen der zumindest in Rom und an anderen Bischofskirchen eingebetteten Weihen bis tief in den Sonntagmorgen hinein andauerte. Das Evangelium und die ganze eigentliche Messfeier wurden in diesem Fall nicht nur in der Fiktion, sondern auch tatsächlich erst am frühen Sonntagmorgen gesungen. Diese Messe war war also die Sonntagsmesse – deshalb erhielt der 4. Adventssonntrag erst verhältnismäßig spät sein eigenes Messformular, nachdem die Begängnisse der Nacht auf den Samstag vorgerückt worden waren.
Solange – zumindest in Rom – Klerus und Volk vom späten Samstagabend bis zum frühen Sonntag die verbundenen Gottesdienste der Vigil, der Weihen und der abschließenden Sonntagsmesse feierten und anschließend rechtschaffen müde nach Hause gingen, blieb der vom Tageslicht erhellte Anteil des Sonntags ohne eigene Messe, was ihm in frühen liturgischen Schriften die Bezeichnung „dominica vacat“ eingetragen hat.