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Befreier der Sklaven

Heute ist im herkömmlichen Kalender der Festtag des hl. Johannes von Matha (1154-1213), Sohn eines provenzalischen Adelsgeschlechtes, gebürtig in Faucon. Nach dem Theologiestudium in Paris wurde Johannes 1185 zum Priester geweiht. Bei seiner Primizmesse hatte er eine Vision der hl. Dreifaltigkeit, die ihn dazu bestimmte sein künftiges Leben in den Dienst der Verteidigung und Verbreitung des Glaubens an die Trinität zu stellen.

Theologisch bedeutete das damals die Auseinandersetzung mit dem ständig aggressiver nach Westen ausgreifenden Islam, zu dessen zentralen Glaubensgrundsätzen bekanntlich gehört, daß Gott keinen Sohn habe (Sure 6, 101; Sure 10, 68-70). Praktisch bedeutete das in der damaligen Zeit vor allem Einsatz für die Befreiung der Christensklaven. Die nach romantisch verklärter Ansicht so hochentwickelte arabische Kultur des Mittelalters war eine Sklavenhalterkultur der brutalsten Art. Ihre Feudalherren gaben sich nicht nur mit der Versklavung großer Teile der unterworfenen Völkerschaften Nordafrikas und des Balkans zufrieden. Sie machten auch als Piraten das ganze Mittelmeer und dessen Küsten in Süditalien und Südfrankreich unsicher, um dort Gefangene zu machen, die als Galeerensklaven eingesetzt oder zum Kriegsdienst gepresst wurden. Ihr Loskauf war zentrale Aufgabe des von Johannes gegründeten „Ordens der allerheiligsten Dreifaltigkeit zur Befreiung der Gefangenen“.

Auf dem oben abgebildeten Stich wird Johannes von Matha noch als B(eatus) angesprochen - es entstand also wohl vor der Heiligsprechung im Jahr 1694. Das Bild zeigt neben einem vermutlich unhistorischen Porträt des Heiligen in den Vignetten vier europäoische Christensklaven - das Schicksal der ebenfalls in großer Zahl erbeuteten Sklavinnen auch nur anzudeuten, fehlte dem Kupferstecher wohl der Mut. Dazu sind Fesseln, Geißeln und anders Foltergerät zu sehen. Interessanter aber erscheint die links neben dem Heiligen dargestellte Figur mit negroiden Zügen, durch die eiserne Kette ebenfalls als Sklave erkennbar.

Alles spricht dafür, darin einen Hinweis auf die im 17. Jahrhundert aktuelle Form der Sklavenwirtschaft zu sehen. Nach dem Sieg über die türkische Flotte bei Lepanto (1571) war die Sklavenjagd im Mittelmeer zwar weitgehend zum Erliegen gekommen - aber das Geschäft verlagerte sich nun nach Afrika. Die Portugiesen, Franzosen und Engländer, die ihre amerikanischen Besitzungen mit Sklaven aus Afrika bevölkerten, gingen nicht selbst in Afrika auf Sklavenjagd. Sie erwarben die Sklaven in den Häfen der afrikanischen Westküste von größtenteils arabischen Sklavenhändlern, die den nördlichen Teil Schwarzafrikas traditionell als Ressource der Sklaven-Ökonomie „bewirtschafteten“. Sie tun dies bis auf den heutigen Tag,

Im christlichen Westen gab es spätestens seit der Bulle „Sublimis Deus“ (1537) von Papst Paul III. eine tiefgreifende Diskussion über die zuvor weithin als Naturgegebenheit betrachtete Sklaverei, in der der Zeichner oder Auftraggeber des Stiches mit der Einbeziehung eines zeitgenössischen Negersklaven Stellung bezog.

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