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Komm, Tröster Geist

Bild: Dnalor_01 in Wikimedia unter Lizenz CC BY-SA

Der Heilige Geist, so will es manchmal scheinen, nimmt in der Westkirche die Stellung des Unbekannten Gottes ein. In der Volksfrömmigkeit kommt die dritte Person der göttlichen Dreifaltigkeit hier praktisch gar nicht vor, und auch der Kunst fällt es schwer, sich ein Bild zu machen: Zu Recht, denn schon die Darstellung des Vaters, den doch keines Menschen Auge gesehen und dessen Anblick kein Sterblicher ertragen könnte, ist problematisch – nur der Sohn, das Wort, ist in Christus ganz in diese Welt eingegangen und damit auch wirklich sichtbar und darstellbar geworden.

Wie die Kunst hält sich auch die Theologie da, wo sie von Weisheit geleitet ist, eher zurück, wenn es um den heiligen Geist geht. Sie kennt und benennt seine Wirkungen, weiß ihn unter verschiedenen Namen anzusprechen und zählt seine Sinnbilder auf: Das Wasser, das Feuer, Wolke und Licht, die Salbung, Hand und Finger Gottes, das Siegel und immer wieder die Taube. Das bleibt, von wenigen einprägsamen (Sprach-)Bildern abgesehen, der erfahrbaren Wirklichkeit eigentümlich fern – ist es doch letztlich der Geist, der außer der Eucharistie und nach der Himmelfahrt Christi den direktesten Zugang zum Allmächtigen bietet und uns an seinem Sein teilhaben läßt.

Wo diese Zurückhaltung aufgegeben wird, nimmt die Weisheit eher ab als zu. Wer für sein Denken und Handeln allzu laut und allzu oft die direkte Führung durch den hl. Geist reklamiert, erweist sich im Ergebnis – dafür bietet die Geschichte bis auf den heutigen Tag viele Beispiele - meistens eher als sektirerischer Schwarmgeist, der Spaltung und Niedergang bewirkt, wo er Einigung und Erhebung verspricht. Wer sich mit Inkompatiblem kokettierend fragt, ob Gott in der Person der Ruach, der „Geistin“, vielleicht „selbst die erste Gender-Theologin“ war, führt auch dann, wenn er diese Frage schließlich zurückweist, eher tiefer in die von der Menschennatur bedingte Verstandesdunkelheit als ins Licht der Erkenntnis.

Die unserem Fassungsvermögen am angemessensten erscheinenden Darstellungen der Dritten göttlichen Person verdanken wir der Dichtkunst, und die Kirche hat nicht gezögert, die beiden großen Hymnen auf den Hl. Geist in ihre Liturgie aufzunehmen, die wir zwei großen Gottesgelehrten des Mittelalters verdanken: Rabanus Maurus von Fulda mit dem Veni Creator Spiritus und Stephen Langton von Canterbury mit dem Veni Sancte Spiritus. Beide sind, zusammen mit dem Nunc Sancte Nobis Spiritus des Ambrosius von Mailand und dem geradezu orationenhaft knappen Veni Sancte Spiritus eines unbekannten Dichters im Hymnarium im lateinischen Original und in deutscher Übersetzung nachzulesen.

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