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Der Fall Konstantinopels

Französische Miniatur aus der Zeit noch vor dem endgültigen Fall der Stadt. Quelle: WikimediaDer 29. Mai dieses Jahres ist der 553. Jahrestag der Eroberung Konstantinopels durch den Osmanenherrscher Mehmet II. Der Fall der alten Kaiserstadt – schon lange nur noch ein Schatten ihrer selbst – ist eine von vielen katastrophalen Wegmarken in der über 1000 Jahre andauernden Geschichte moslemischen Expansionsdranges und seit bald 1000 Jahren schwindender Fähigkeit des europäischen Christentums zur Selbstbehauptung. Auch beim Fall Konstantinopels waren diese Faktoren wesentlich beteiligt. Die europäischen Länder waren durch langdauernde innere Auseinandersetzungen und gegenseitige Rivalitäten geschwächt und kaum fähig und noch weniger Willens, den unter Umgehung Konstantinopels schon weit nach Nordwesten vorgedrungenen Osmanen Widerstand zu leisten. Die Beschießung der Stadt erfolgte mit Kanonen, deren Bau der zum Sultan übergelaufene Kanonengießer Urban beaufsichtigt hatte, und auch beim schließlichen Fall der Mauern war Verrat aus dem Inneren im Spiel: Eine Pforte, die verschlossen sein sollte, stand am Tag des großen Sturms offen.

Der Fall der Stadt und ihre anschließende Plünderung verlieh der ganz wesentlich auf Beutemachen und Sklavenhandel beruhenden Ökonomie der Osmanen neuen Schwung für ihr weiteres Ausgreifen nach Westen. Paradoxerweise profitierten jedoch auch die christlichen Regionen Europas vom Ende der Byzantiner: Zahlreiche Gelehrte und hochgebildete Beamte des Kaisertums flohen nach Westen, insbesondere in die Konstantinopel seit langem als Handelspartner verbundenen Städte Italiens. Sie brachten die im Machtbereich von Byzanz gepflegten Kenntnisse des vor- und des frühchristlichen Altertums mit sich und wurden dort zu einem Ferment für das Aufblühen von Kunst und Wissenschaft in der Renaissance.

In den nun restlos vom Islam beherrschten Gebieten des ehemaligen oströmischen Reiches brach demgegenüber die aus der Antike überkommene Stadtkultur – soweit sie nicht dem Handel diente – endgültig zusammen. Die zum Teil bis auf den heutigen Tag menschenleer gebliebene Wüstenstädte – Palmyra, Ephesus, Petra und Dura Europas sind nur die bekanntesten von zahllosen Zeugnissen dieses Zivilisationsbruchs.

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