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Gesetz, Ordnung und Liturgie

Bild: http://www.chartres-tourisme.com/In diesem Jahr fällt die Herbstquatember genau auf die Tage, denen sie nach uralter kosmologischer Tradition ihren Ursprung und ihre Datierung verdankt: Auf den astronomischen Beginn des Winters, auf die herbstliche Tag- und Nachtgleiche (22., 23. oder 24. September), von der an die Nächte wieder länger werden als die Zeit des Tageslichts. Der alte Kalender hat diese Übereinstimmung insoweit beibehalten, daß nach seiner Ordnung die Quatembertage Mittwoch, Freitag und Samstag immer in die Woche nach dem 14. September fallen – damit ist die größtmögliche Nähe zum Äquinoktium sichergestellt. Die neue Ordnung stellt den Termin der Quatember in die Autorität der Bischofskonferenzen, und die deutsche hat sich dafür entschiedene, die Herbstquatember in die erste Oktoberwoche zu verschieben – also mit Sicherheit außerhalb der kosmologischen Ordnung.

Im Jahr 2016 wird der Quatembermittwoch liturgisch durch das Fest des Evangelisten Matthäus verdrängt, das seit Menschengedenken am 21. September, dem Tag vor dem frühestmöglichen Eintreten der Tag- und Nachtgleiche begangen wird. Damit entfiel in diesem Jahr auch einer der wenigen Tage des alten Kalenders, an dem zwei Lesungen vorgetragen werden: Die erste nach dem Propheten Amos (9, 13-1 erinnert im Ton an den Ursprung des Festes im Erntedank und verspricht dem aus seiner Heimat vertriebenen Volk die Rückkehr ins gelobte Land:

Sie werden wieder aufbauen die verödeten Städte und darin wohnen; sie werden Weinberge Pflanzen und den Wein davon Trinken, Gärten anlegen und deren Früchte essen.“

Die zweite Lesung aus dem 2. Buch Esdras (8, 1-10) schildert, wie das endlich aus dem babylonischen Exil zurückgekehrte Volk zum ersten Mal wieder der für alle sieben Jahre vorgeschriebenen Verlesung des Gesetzes beiwohnt und so die Wiederherstellung der gottgegebenen Ordnung feiert. Nach der Verlesung entläßt der Priester Esdras das Volk mit den Worten:

Dieser Tag ist heilig dem Herrn, unserem Gott; seid nicht traurig und weinet nicht. Dann sprach er zu ihnen: Geht eßt kräftige Speisen, trinkt süße Getränke und teilt auch unter jenen aus, die nichts für sich haben, denn heilig ist der Tag des Herrn“.

Wer es bedauert, daß die Liturgie mit den beiden Lesungen in diesem Jahr entfallen ist, wird am kommenden Quatembersamstag reichlich entschädigt: Dann werden vor dem Evangelium fünf Lesungen aus den Propheten und eine aus „dem Apostel“ vorgetragen.

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