Statio am Aschermittwoch

Aussenansicht von NordostenDie Fastenzeit in Rom ist traditionell durch die Vielzahl der Stationsgottesdienste geprägt, die ab Aschermittwoch an allen Tagen stattfinden. Stationskirche dieses Tages ist die in ihren Fundamenten bis ins dritte Jahrhundert zurückreichende Kirche der hl. Sabina auf dem Aventin - einer der ältesten Tituli der Stadt.

Nach Unterbrechungen im Mittelalter und der Neuzeit wurde die Statio des Aschermittwoch in den Letzten Jahrzehnten regelmäßig von den Päpsten in S. Sabina abgehalten - auch noch im vergangenen Jahr. In diesem Jahr wurde die Statio nach St. Peter verlegt, weil der erwartete große Besucherandrang S. Sabina überfordern würde. Vielleicht auch, weil Papst Benedikt sich die Strapazen eines immer mit großem Aufwand verbundenen „Stadtausfluges“ nicht zumuten kann.

Die Feier der Statio besteht traditionell aus zwei Teilen: Der Collecta, die ursprünglich in S. Anastasia am Fuß des Palatin abgehalten wurde, und der hl. Messe in S. Sabina. Der erste, liturgisch inzwischen vereinfachte Teil, fand in den letzten Jahren bei den Benediktinern von S. Anselmo in unmittelbarer Nähe von S. Sabina statt.

Zur Liturgie des Tages zitieren wir hier den Liturgiehistoriker Johann Peter Kirch:

Die Gebete wie die Lesungen und die Gesänge der heiligen Messe sind vollständig beherrscht von den Gedanken der Fasten- und Bußzeit: Im heutigen Missale ist die Oration der Collecta in der Basilika der hl. Anastasia vor der Prozession nach St. Sabina nicht mehr vorhanden; der heiligen Messe geht die an die römischen Bußeinrichtungen des späteren Altertums anknüpfende  Weihe und Austeilung der Asche voraus.  

Die ehemals in St. Anastasia bei der Collecta gesprochene Oration lautete: »Concede nobis, Domine, praesidia militiae christianae sanctis inchoare ieiuniis, ut contra spiritales nequitias pugnaturi, continentiae muniamur auxiliis. Per Dominum . . . « Sie greift die Vorstellung vom christlichen Leben als einem Kampfe gegen die feindlichen Mächte der bösen Geister auf und erinnert an den Ausspruch bei Tertullian, der auch das Wort statio mit dem Wachestehen der Soldaten in Zusammenhang bringt.

Das Fasten ist eine der Schutzwaffen, die der Christ als Soldat in diesem Kampfe gegen die Feinde seines Heiles gebrauchen muß. Die Orationen der in St. Sabina vom Papste gefeierten Messe kommen immer auf das Fasten zurück, und die Fastenzeit mit ihren Übungen wird in der Sekret als „venerabile sacramentum“ bezeichnet, dessen Beginn an diesem Tage begangen wird.

Kein Heiligtum in Rom wäre geeigneter, den passenden Rahmen zu bilden für diese alte Stationsfeier der römischen Gemeinde zu Beginn der heiligen Bußzeit als die ehrwürdige und in ihrer alten Innengestalt erweckte Basilika des Titulus Sabinae. Und auch die mit der römischen Gemeinde in Glauben und in Liturgie vereinten Gläubigen der übrigen katholischen Welt mögen sich im Geiste in dieses ehrwürdige Heiligtum versetzen, um mit der Feier der Stationsmesse dieses Tages mit ihren ins Altertum zurückreichenden Gebeten und Lesungen in die heilige Zeit der Quadragesima einzutreten.

J.P. Kirsch, die Stationskirchen des Missale Romanum, S. 75/76