Statio in S. Pietro in vinculis

Blick auf die VorhalleMit dem Montag in der ersten Fastenwoche beginnt die Reihe der Stationen an den Ferialtagen der Fastenzeit, die ursprünglich fast alle in den alten Titelkirchen im Innern der Stadt abgehalten wurden. Auch S. Pietro in Vinculis - oft auch als S. Pietro ad Vincula angesprochen - ist einer der uralten Tituli der römischen Christengemeinde, der bereits im 4. Jahrhundert gestiftet wurde. Bauherrin des im Kern heute noch bestehenden Gebäudes war Prinzession Eudoxia, Gattin des Kaisers Valentian III. Nach zahlreichen Umbauten, denen im 18. Jh der Narthex und im frühen 20. Jh. der Campanile zum Opfer fielen, ist die Kirche heut nur noch durch die Vorhalle erkennbar, buchstäblich sämtliche Außenmauern sind durch angebaute Wohnhäuser bzw. ein erst vor hundert Jahren entstandenes Universitäsgebäude den Blicken entzogen. Im Innern von S. Pietro in Vinculis finden sich neben den Ketten, die der Legende nach Petrus im nahegelegenen mamertinischen Kerker trug, der berühmte „Moses Cornutus“ von Michelangelo für das unvollendete Grabmal Papst Julius II. und das wesentlich bescheidenere Epitaph für Nikolaus von Kues, der seine letzten Lebensjahre als Kardinal an der Kurie verbrachte. Alles spricht dafür, daß die Kirche bereits seit ihrer Gründung im 4. Jahrhundert  Statio dieses Montags war.

J. P. Kirsch schreibt zur Liturgie dieses Tages:

ZitatDie Texte der Messe, vor allem Epistel und Evangelium, in denen der Gute Hirte als Hüter und Richter seiner Herde erscheint, offenbaren das Apostelamt, besonders die Aufgabe des hl. Petrus gegenüber der römischen Gemeinde. Zum ersten Mal treten hier die Täuflinge (deren Vorbereitung in der Fastenzeit erfolgte) deutlich in den Gesichtskreis der betenden Gemeinde. Der Gute Hirte hat in Ihnen seine Schäflein auserwählt, die er in seine Kirche einführen will. Das Endziel ihres opfervollen, vielleicht blutigen Lebensweges (die letzten Christenverfolgungen lagen noch nicht lange zurück), erscheint ihnen im Evangelium: 'Kommet ihr Gesegneten meines Vaters, und besitzet das Reich' - zuerst in der Kirche, dann im Himmel.“