Statio in S. Vitale

Blick über die Treppe von der Via Nationale ausS. Vitale am Fuß des Quirinals - voller Name ist Santi Vitale, Valeria, Gervasio e Protasio - ist unter den 25 alten Tituli einer der jüngsten, er wurde zu Beginn des 5. Jahrhunderts von einer reichen Matrone namens Vestina gestiftet und war zunächst auch als „Titulus Vestinae“ bekannt. Da kurz danach die Verehrung des hl. Vitalis in Rom besonders populär wurde, widmete man die neue Kirche alsbald diesem Heiligen. Wie die meisten Kirchen aus dieser Zeit liegt S. Vitale weit unter dem heutigen Straßenniveau - und hier ist es ausnahmsweise auch einmal möglich, den Höhenunterschied sinnfällig ins Bild zu setzen. Der Fußboden hat das alte Niveau weitgehend bewahrt und wurde nie aufgeschüttet.

Der heutige Bau bewahrt in wesentlichen Teilen das Mauerwerk einer dort im 9. Jahrhundert errichteten Kirche auf, allerdings ist er kleiner als dieser Vorgänger, dessen Seitenschiffe bei einer Grunderneuerung im 15. Jahrhundert nicht wieder aufgeführt wurden. Das heutige sehr schlichte Äußere ist Resultat von Renovierungsarbeiten der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die bei vielen römischen Kirchen „historisch gewachsene“ Fassaden zugunsten einer archaisierenden Optik entfernten. Im Inneren bietet der Bau den Eindruck einer prächtigen barocken Anlage, die sich allerdings bei näherem Hinsehen zu großen Teilen als meisterlich gemalte Scheinarchitektur erweist.

Der hl. Vitalis und seine Gefährten werden seit alters her in Ravenna besonders verehrt, wo sie der Überrlieferung nach um das Jahr 60 in den neronischen Verfolgungen den Martyrertod erlitten. Vitalis wurde, nachdem er sich als Christ bekannt hatte, in eine tiefe Grube geworfen, die mit Steinen zugeschüttet wurde. Die Liturgie des Tages greift das auf. In der Lesung liest sie aus dem 1. Buch Mosis den Bericht über Joseph, der von seinen Brüdern in die Zisterne geworfen wurde. Das Evangelium bringt das Gleichnis Jesu vom Hausvater und dem Weinberg, in dem unter anderem davon die Rede ist, daß die ungetreuen Pächter die Diener des Herrn steinigten.

Berühmtester Träger des Titels eines Kardinalpriesters von S. Vitale war der Hl. John Fisher, der 1535 in der Katholikenverfolgung unter dem Apostatenkönig Heinrich VIII. auf Beschluß des Parlaments seiner Majestät enthauptet wurde.