Statio in Ss. Cosma e Damiano

Ansicht von der via SacraStationskirche des Donnerstags nach dem dritten Fastensonntag ist Santi Cosma et Damiano mitten im Forum Romanum an der Via Sacra. Da die Donnerstage erst spät ihre Statio erhielten, stand für diesen Tag keine der älteren Titelkirchen mehr zur Verfügung - statt dessen wählte man die erst im 6. Jahrhundert von Papst Felix IV. geweihte Kirche der beiden Märtyrer Cosmas und Damian. Der Raum selbst ist freilich wesentlich älter: Der nach Norden gelegene rechteckige Bau enthielt ursprünglich zwei große Säle unbekannter Bestimmung. Da an der (auf dem Bild nicht sichtbaren) nördlichen Schmalseite der marmorne Stadtplan Roms aus den Jahren 203 - 211 befestigt gewesen sein soll, sehen viele darin das Katasterarchiv aus dem zweiten Jahrhundert. Der davor gelegene Rundbau gilt als Gedenkstätte für Valerius Romulus - nicht den legendären Stadtgründer, sondern den 309 gestorbenen Sohn des Kaisers Maxentius, dessen gewaltige Basilika unmittelbar östlich angrenzt. Die gerne gebrauchte Bezeichnung „Tempel des Romulus“ ist also einigermaßen irreführend.

Foto von Art History Images (Holly Hayes) unter CC-LizenzDie beiden Bauteile der Kirche, die zwar auf unterschiedlichen Niveaus stehen, aber wohl schon früh durch einen breiten Durchgang verbunden worden waren, schenkte der Ostgotenkönig und (offiziell im Namen des Kaisers in Konstantinopel) Herr über Rom Theoderich dem Papst Felix, um dort eine Kirche für die beiden Heiligen einzurichten. Der damals noch bestehende antike marmorne Innenbelag der Gebäude ist zu gutenTeilen bis heute erhalten - Vorbild für zahllose Innenraumrekonstruktionen seit der Renaissance. Bis auf die Zeit des Papstes Felix zurück geht das eindrucksvolle Mosaik in der Apsis. Es zeigt Christus als Weltenrichter mit Petrus und Paulus, dann Kosmas und Damian mit Behältnissen voll Medizin und links Papst Felix als Begründer der Kirche. Dabei ist diese Gestalt - und nur diese - im 17. Jahrhundert völlig erneuert worden. Ein hervorragendes Panoramabild auf zboo.pl ermöglicht einen virtuellen Besuch der Kirche, die heute im wesentlichen in dem rechteckigen Raum liegt, während der Rundbau den Archäologen gehört.

Zur Liturgie des heutigen Tages schreibt Johann Peter Kirsch:

Das Formular für die heilige Messe wurde dabei der Stationskirche angepaßt : ein Beweis. wie sehr die Verehrung der heiligen Ärzte im Volke verbreitet war. Die drei gewöhnlichen Orationen der Messe beziehen sich auf die hll. Kosmas und Damian und enthalten Anspielungen auf die Hilfe, die sie den Gläubigen in Krankheiten gewähren. Auch mehrere von den Meßgesängen sind von diesem Gedanken aus gewählt worden, wie gleich schon der Eingang beginnt mit dem besonders in diesem Heiligtum eindrucksvollen Psalmwort : „Das Heil des Volkes bin ich, spricht der Herr.“

Und aus diesem Grunde ist auch der Abschnitt des Lukasevangeliums übier die Heilung der Schwiegermutter des Petrus und vieler anderer Kranken als Perikope für diese Stationsmesse ausgewählt worden. So findet das Meßformular dieses Tages seine Erklärung hauptsächlich in dem Umstande, daß die Stationskirche den beiden Märtyrern Kosmas und Damian, den heiligen Ärzten, geweiht war, an denen das Volk Heilung in Krankheiten erflehte. Vielleicht wurde dieses Formular, wie einige mit gutem  Grunde vermuten, schon als Kirchweihmesse für unsere Basilika benützt.“