Statio in S. Lorenzo in Lucina

Am Freitag der dritten Fastenwoche ist Statio in S. Lorenzo in Lucina - der dritten Laurentiuskirche unter den Stationskirchen der Fastenzeit. Mit dieser Kirche verlässt die Statio erneut den engen Raum der severianischen Stadtmauer und begibt sich auf das frühere Marsfeld in ein Gebiet, das in der heidnischen Geschichte der Stadt eine ganz besondere Rolle spielt. Der mit großen Räumen ausgestattete Titulus Lucinae aus dem 4., wenn nicht sogar dem 3. Jahrhundert, lag unmittelbar angrenzend an die Ara Pacis des Augustus und im Schatten der von diesem Kaiser mit einem ägyptischen Obelisken als Zeiger errichteten Sonnenuhr. Wer auch immer der Stifter - ob Lucina ein Personen- oder ein Gemarkungsname war, ist unsicher - dieses Titulus gewesen war, muß zu den Großen des Reiches gehört haben. Eine erste Basilika entstand dort im 5. Jahrhundert. Die heute noch erhaltene Vorhalle und der Campanile stammen von einem Neubau des 12. Jahrhunderts, während das Hauptschiff (mit Ausnahme der Chorapsis) im Wesentlichen dem 16. und 17. Jahrhundert angehört. Vom alten Titulus ist praktisch nichts mehr vorhanden, und auch die beiden Landmarken seiner Entstehungszeit haben inzwischen ihren Ort verlassen: Die rekonstruierte Ara Pacis steht heute nördlich am Tiberufer beim Mausoleum des Augustus, und der Obelisk südlich auf der Piazza Montecitorio.

Nach derm Tode von Papst Liberius im Jahr 366 - das war mitten im arianischen Schisma - versammelte sich die Mehrheit des stadtrömischen Klerus im Titulus Lucinae, um den im Guten wie im Zweifelhaften enorm tatkräftigen Damasus I. zum Papst zu wählen, während die Minderheit in der Basilica Liberiana (heute Maria Maggiore) Ursinus zum Bischof von Rom bestimmte. Es folgten bürgerkriegsähnliche Unruhen, die erst durch das Einschreiten des heidnischen Stadpräfekten und die Verbannung des Ursinus beendet oder besser wohl: unterdrückt wurden.

Die Liturgie des heutigen Tages steht wieder ganz im Zeichen der Vorberetung der Katechumenen auf die Taufe in der Osternacht. Die Lesung aus dem 4. Buch Moses berichtet über das Murren des Volkes Israel gegen Moses und Aaron wegen des Wassermangels, worauf Moses auf Geheiß des Herrn Wasser zur Tränkung für Menschen und Vieh aus dem Felsen schlug - freilich nicht ohne vorherige Zweifel an dem, was ihm zugesagt worden war. Das Evangelium liest den langen Bericht des Johannes vom Treffen Jesu mit der ehebrecherischen Samariterin am Jakobsbrunnen, bei dem Jesus um Wasser aus dem Brunnen bittet und das lebendige Wasser für das ewige Leben verspricht. Die Communio greift noch einmal zweí Verse aus dem Evangelium auf: „Wer das Wasser trinkt, das ich ihm geben werde“, so spricht der Herr, „dem wird es zum Quell, der weiterströmt ins ewige Leben.“