Statio in S. Stefano Rotondo

Bild aus dem Inneren von Giorgio ClementiDie Statio des Freitags nach dem Passionssonntag ist in S. Stefano Rotondo auf dem Celio - gerade gegenüber von S. Maria in Domnica. Der außergewöhnliche Rundbau ist dem Erzmärtyrer Stephanus geweiht, dessen Reliquien angeblich von Kaiserin Helena nach Rom gebracht worden waren. Dieser Bau aus dem 4. Jahrhundert wurde früher als eine ohne große bauliche Veränderungen zur Kirche gemachte Markthalle aufgefasst.  Nach Ausgrabungen in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nimmt man eher an, daß er noch unter oder kurz nach Konstantin von Anfang an als Kirche geplant und aufgeführt worden sei. Dafür spricht der deutlich kreuzartige Charakter der Anlage, der in den ausgegrabenen Fundamenten stärker zum Ausdruck kommt als im heutigen aufgehenden Mauerwerk. Keinesfalls dagegen spricht, daß unter diesen Fundamenten unbezweifelbare Überreste eines Mithräums aufgefunden wurden: Mehrere römische Kirchen stehen über Resten von Mithras-Heiligtümern und führen so zu der plausiblen Annahme, daß das Christentum besonders bereitwillig dort aufgenommen wurde, wo man sich von den Gottheiten des Staatskultes schon länger abgewandt hatte.

Die antike Ausstattung von S. Stefano Rotondo ist praktisch vollständig verschwunden, die Wände zeigen heute in 32 Bildern aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert in höchst naturalistischer Weise verschiedene Arten der Folterung und Hinrichtung von Märtyrern - nichts für empfindsame Gemüter. Ein Panoramabild auf zbooy.pl gibt einen guten Eindruck von der Wirkung des für eine Kirche im Westen so ungewöhnlichen Raumes.

Die Liturgie des Tages beginnt bereits damit, die Summe der Fastenzeit zu ziehen und zur Karwoche überzuleiten. Der Introitus versetzt sich noch einmal in die Gedanken der Taufbewerber und zitiert aus Psalm 30:

Erbarm Dich meiner, Herr, ich bin bedrängt. Befreie mich, entreiße mich den Händen meiner Feinde und Verfolger. Herr, laß mich nicht zuschanden werden; ich flehe zu Dir.“

Die Lesung aus dem Propheten Jeremias greift diesen Gedanken auf und führt ihn weiter. Das Evangelium aus dem 11. Kapitel des hl. Johannes wendet sich der Leidensgeschichte zu und berichtet über die Zusammenkunft des Hohen Rates mit der unbewußt prophetischen Aufforderung des Kaiphas:

Bedenkt, daß es besser für euch ist, wenn einer für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zu Grunde geht. ... Von diesem Tage an waren sie entschlossen, ihn zu töten.“