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Kinder in der Messe

Bild: Joseph Shaw - https://www.flickr.com/photos/josephshaw/Was tun mit kleinen Kindern in der Messe? In einem Interview mit dem englischen katholischen Magazin „Regina“ (wo ist eigentlich die deutsche Version geblieben?) und mit weiteren Ausführungen auf seinem Blog geht Joseph Shaw von der Una Voce in England und Wales dieser Frage nach. Zwei Gedanken schienen uns besonders mitteilenswert:

Es ist schon so, daß kleine Kinder nicht auf gleiche Weise zum Besuch der Messe verpflichtet sind wie größere und Erwachsene, und es stimmt auch, daß es für bestimmte Klassen zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten üblich war, die Kinder zuhause bei den Dienstboten zu lassen, wenn die Erwachsenen zur Kirche gingen. … Doch an der Haltung von Jesus Christus gibt es überhaupt keinen Zweifel: Hindert die Kleinen (pavuli bei Markus, infantes bei Lukas) nicht daran, zu ihm zu kommen. Und den Gesang der Kinder bei seinem Einzug nach Jerusalem hat er nicht nur zugelassen, sondern ausdrücklich verteidigt (Math. 21, 15/16). Es waren die Pharisäer und Hohen Priester, die sich davon gestört fühlten.

Bei der Abfassung des Positionspapiers über die Teilnahme von Kindern am Gottesdienst war ich überrascht über die Passagen im Alten Testament, die die Teilnahme von Kindern an liturgischen Feiern verlangen, beispielsweise „versammelt die Kleinen und die Säuglinge) (Joel 2,15) oder „die Männer wie die Frauen, Kinder und Fremde“ (5. Mos. 31.12). An vielen Stellen werden ausdrücklich „alle“ zur Teilnahme an der Liturgie aufgerufen, und nach diesen überaus klaren Aussagen gibt es keinen Anhalt dafür, Kinder jemals auszuschließen.

Den Grund dafür, daß das doch immer wieder auf die eine oder andere Weise versucht wird – vom in den USA beliebten crying room mit TV-Übertragung bis zur Kinderbespaßung im Gemeindezentrum während des größten Teils der Messe in vielen deutschen NO-Gemeinden – erklärt Shaw folgendermaßen:

Die kurzgefasste Antwort besteht in einem rationalistischen Mißverständnis dessen, was Liturgie ist. Wenn man glaubt, daß die Teilnahme an der Liturgie ein intellektuelles Verständnis der Vorgänge verlangt, dann kann man sich nicht vorstellen, daß Kinder viel davon haben (und viele Erwachsene auch nicht). Wenn man dagegen davon ausgeht, daß die Liturgie denen, die anwesend sind oder für die sie dargebracht wird, objektiv zum Segen gereicht, wenn man glaubt, daß die Sakramente tatsächlich ein göttliches Eingreifen zugunsten derer bewirken, die sie empfangen – dann wird man auch die Kinder mit dazu holen wollen. Auf der anderen Seite die rationalistische Vorstellung, die eine Liturgie in der Umgangssprache verlangt und die Taufe, die Erstkommunion und Firmung auf später verschieben will, und die im priesterlichen Segen, Weihwasser Skapulieren und Reliquienverehrung bestenfalls rein natürliche Mittel sieht, um die Menschen an etwas Höheres zu erinnern – und oft genug nicht mehr als bloßen Aberglauben. Und genau diese Vorstellung liegt letztlich dem Widerstand gegen Kinder in der Messe zu Grunde. Aber das steht ganz klar im Widerspruch zum Alten Testament und zu den Worten unseres Herrn.

Darin, daß das objektive Verständnis von Meßopfer und Sakramenten in den Gemeinden der überlieferten Liturgie weitaus stärker verwurzelt ist als im Bereich des Novus Ordo sieht Shaw den Grund, daß diese Gemeinden sich weitaus seltener durch kleine Kinder gestört fühlen. Das ist für ihn ein wichtiges Motiv für Eltern, mit ihren Familien an diesen Liturgien teilzunehmen. Beobachtungen hierzulande können das im großen Ganzen bestätigen.

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