Bereichsnavigation Themen:

Nachtrag zur Erscheinung des Herrn

Bild: http://catholic-resources.org/Art/Nadal.htmPeter Kwasniewski hat auf Rorate caeli einige bemerkenswerte Fakten zur liturgischen Stellung des Festkreises von der Erscheinung des Herrn mitgeteilt, die wir hier gerne weiterreichen. Zuerst die schlechte Nachricht: Das Lektionar des Novus Ordo hat es dahin gebracht, daß die Perikope von der Hochzeit von Kana – die dritte Station der Offenbarung des Herrn unter den Menschen – nur einmal alle drei Jahre vorgetragen wird – im sogenannten „Lesejahr C“. In den anderen Jahren werden „am zweiten Sonntag im Jahreskreis“, wie es so schön technokratisch heißt, andere Passagen aus dem Johannesevangelium gelesen, deren Bedeutung allerdings bei weitem nicht an die der Hochzeit von Kana heranreicht. Auch in der heiligen Schrift gibt es Stellen von größerer und von geringerer Bedeutung, von höherer oder niedrigerer Aussagekraft, und das Streben nach Vollständigkeit alleine enthält keinen ausreichenden Schlüssel zum Verständnis. Tatsächlich hat es den Reformatoren des Novus Ordo am rechten Verständnis für die Bedeutung der eben nicht nur an einem Tag abzuhandelnden „Erscheinung des Herrn unter den Menschen“ gefehlt – sonst hätten sie nicht den mehrere Sonntage umfassenden Festkreis „nach Erscheinung“ in ihrem Bestreben zu einer „Straffung“ des Jahreskreises ganz unter den Tisch fallen lassen.

Kwasniewski zählt auf, was dadurch alles aus dem Zusammenhang und damit aus dem Blick geraten ist:

Die Zeit nach Erscheinung ist einer der poetischsten und anrührendsten Abschnitte des Kirchenjahres. Sie beginnt mit dem Fest der Erscheinung selbst, das nach einer viele Jahrhunderte zurückreichenden ungebrochenen Traditionam 12. Tag nach Weihnachten, dem 6. Januar, gefeiert wird – und nicht am dem nächstgelegenen Sonntag, um sich leichter an die Gebieterische Vorgabe der Arbeitswoche anzupassen. Eine Woche danach, am Oktavtag, feiert die Kirche in ihrem usus antiquior die Taufe Christi. Der zweite Sonntag nach Erscheinung bringt uns das Evangelium von der Hochzeitsfeier in Kana. Die drei großen Stationen der Selbstoffenbarung Gottes – der Besuch der Weisen, die Taufe im Jordan und die Hochzeit zu Kana – erhalten jede ihre volle und eigentümliche Ausprägung, ohne Übereilung, ohne unziemliche Straffung oder Änderung. Es herrscht in diesen Wochen eine Atmosphäre von verlangsamtem Ablauf der Zeit, als ob die Mutter Kirche, ängstlich, daß ihre Kinder zu schnell erwachsen würden, sich noch nicht zum Abschied vom jungen Erlöser entschließen könnte.“

Und später:

Die Anwesenheit unseres Herrn bei der Hochzeitsfeier und sein dort gewirktes erstes Wunder wird traditionell dahingehend verstanden, daß Christus damit die Ehe als Institution selbst habe segnen und hervorheben wollen, ein Blick voraus auf das Sakrament der Ehe und auf seine eigene bräutliche Einheit mit der Kirche, die in seiner völligen Selbsthingabe am Kreuz ihren Höhepunkt fand. Ein näheres Studium der Kapitel 2 und 19 des Johannesevangeliums zeigt den engen Zusammenhang, den der hl. Johannes zwischen Kana und Kalvaria herstellt. Nach dem hl. Thomas von Aquin erhält die Ehe ihre Größe und ihren Sakramentalen Charakter davon, daß sie die unauflösliche Einheit zwischen Christus und seiner Kirche darstellt und vergegenwärtigt. Woie könnte jemand übersehen, daß dieses Evangelium, auch wenn es überzeitliche Bedeutung hat, in unserer Zeit einen ganz besonders zentralen Stellenwert besitzt. In einer Zeit, in der die Ehe als Geschenk des Schöpfers so vielfach mißverstanden, herabgewürdigt, angegriffen und umdefiniert wird, und das oft auch von Mitgliedern der kirchlichen Hierarchie.“

Niemand wird soweit gehen, den Autoren des Novus Ordo in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu unterstellen, genau das sei ihre Absicht bei der Abschaffung der Sonntage nach Erscheinung und bei der Reduzierung des Vortrags der Perikope von der Hochzeit von Kana gewesen. Der Zusammenhang ist viel indirekter – aber nicht weniger real: Ihr „freihändiger“ Umgang mit der Tradition zeugt von der sehr modernen Einstellung, alles für verfügbar, gestaltbar und aktuellen Bedürfnissen anpassbar zu betrachten. Dieses Denken erreicht in der aktuellen Unterordnung der überlieferten Lehre der Kirche unter die „Lehren der modernen Lebenswelt“ eine neue und verhängnisvolle Stufe. Die strenge Ordnung der überlieferten Liturgie und vielleicht auch der alljährliche Vortrag des Kana-Berichtes (samt den entsprechenden Predigten) mag in der Vergangenheit dazu beigetragen haben, dieses Denken einzudämmen. Ihr Wegfall im Novus Ordo war dann nicht nur Ausdruck des in der liturgiereform aufkeimenden modernistischen Machertums, sondern auch einer von vielen Impulsen zu seiner weiteren Kräftigung. Die bitteren Früchte ernten wir heute.

Zusätzliche Informationen