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Quatembertage der Fastenzeit

Bild: http://veracidadchannel.com/_site/sabias-14-monte-sinai/In diesem Jahr haben hochrangige Feiertag die Fastenquatember fast völlig verdrängt. Da diese Tage liturgisch und inhaltlich besonders ausgezeichnet sind, hier eine Erinnerung.

Die Quatembertage der Fastenzeit vermitteln in ihren bis in die Zeit vor Gregor dem Großen zurückgehenden Lesungen einen eindrucksvolles Programm der Buße und Umkehr. Genauer genommen sind es nur der Mittwoch und der Samstag – der Donnerstag gehörte nie zur Quatember, und der Freitag kam erst später hinzu, als das Schema von „eine Lesung – ein Evangelium“ bereits etabliert war.

Der Mittwoch bringt aus dem 2. Buch Mose 24 den Bericht vom Anruf des Herrn an den Führer des auserwählten Volkes, den Berg Sinai zu besteigen, um dort das Gesetz entgegen zu nehmen.

„Als Moses hinaufgestiegen war, verhüllte eine Wolke den Berg. Und die Herrlichkeit des Herrn ließ sich auf dem Sinai nieder und verhüllte ihn mit der Wolke sechs Tage. Am siebten Tage aber rief Er Moses aus der Mitte des Wolkendunkels“.

Hier wiederholt sich nicht nur die Siebenzahl des Schöpfungsberichtes – hier wird auch verdeutlicht, welcher Mühen und welcher Vorbereitung es bedarf, dem Herrn gegenübeer zu treten. Auch die zweite Lesung (3. Buch der Könige, 19) berichtet vom Weg auf einen Berg, als der Prophet Elias auf der Flucht der Verzweiflung nahe war und ein Engel im den Willen und die Kraft gab, den weiten Weg zum Gottesberg Horeb auf sich zu nehmen. Was dann auf den Bergen geschah, wird an beiden Tagen in der Lesung nicht vorgetragen. Offenbar sind wir noch nicht so weit. Warum, das deutet das Evangelium an, wenn es Jesu Aufruf zu Buße und Umkehr aus Matthäus 12, 38-50 wiederholt.

Die Lesungen der beiden nächsten Tage nehmen das Thema nicht direkt auf, sondern behandeln einen für das Volk Israel seinerzeit durchaus neuartigen und auch für die Christengemeinde immer wieder erinnernswerten Aspekt: Schuld, Rechtfertigung oder Strafe werden nicht in der Sippe oder im Volk vererbt, sondern bestimmen sich nach den Handlungen und dem Glauben des Einzelnen. Träger dieser „Reform“ war der Prophet Ezechiel, der dazu sogar frühere Worte der Überlieferung ausdrücklich außer Kraft setzte und verkündete:

So spricht Gott der Herr: ‚Nur wer sündigt, soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Schuld des Vaters und der Vater nicht die Schuld des Sohnes‘.“

Dieser Paradigmenwechsel wird in den Evangelien durch die Worte und Taten Jesu ausdrücklich bekräftigt. Das AlteTestament – diese Erinnerung ist immer wieder notwendig – ist kein fix und fertig vom Himmel geworfenes Buch, sondern die von Menschen unter Anleitung des Geistes aufgezeichnete Chronik des langwierigen und von vielen Wirrungen und Rückschlägen gekennzeichneten Weges, in dem Gott das auserwählte Volk dazu erzog, fähig und würdig zu sein, den Messias zu empfangen.

Der Quatembersamstg kehrt nun nicht auf die heiligen Berge der Vorbereitung vom Mittwoch zurück, sondern setzt die Erteilung der Gebote als geschehen voraus. Sein Thema ist die in zwei Lesungen eingeschärfte Aufforderung, die Gebote und Satzungen einzuhalten, dem folgen zwei weitere Lesungen, die den daraus für das Volk Israel und das seit dem Wirken des Erlösers auf die ganze Welt ausgeweitete Gottesvolk hervorgehenden Segen beschreiben. Zentrum dabei ist eine Stelle aus dem 1. Kapitel im 2. Buch der Makkabäer mit dem Gebet des Nehemias:

Herr und Gott, Schöpfer aller Dinge, Du Furchtbarer und Starker, Gerechter und Barmherziger. Du bis allein der gute König, Du allein der Vortreffliche, Du allein der Gerechte und Allmächtige und Ewige. Du befreiest Israel von allem Übel. Du hast die Väter auserwählt und sie geheiligt: Nimm an das Opfer für Dein ganzes Volk Israel, schirme Dein Eigentum und heilige es, damit die Heiden wissen, daß Du unser Gott bist.“

Die 5. Lesung des Tages, die Epistel aus dem 1. Brief an die Thessalonicher fasst beide Aspekte – die Mahnung zum Leben nach den Geboten und deren endlichen Lohn bei der Wiederkunft Christi, zusammen.

Das folgende Evanglium mit dem Bericht über die Verklärung auf dem Tabor nach Matthias 17 scheint sich nur schwer in diesen Zusammenhang einzufügen. Es sei denn, man liest es als ein Ausrufezeichen, das das Vorhergehende durch die „Stimme von oben“ bekräftigt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. Ihn sollt ihr hören“. Mit Ihm erhält die Offenbarung das endgültige Siegel. Paradigmenwechsel sind nicht vorgesehen.

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