Liturgischer und sexueller Mißbrauch
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- 03. September 2018
Der Stein, den Erzbischof Vigano in den stinkenden Tümpel von Mißbrauch und Verschleierung geworfen hat, zieht weite Kreise. Das „Team Bergoglio“ und die meisten großen Medien haben sich entschlossen, „ihrem“ Papst der Überraschungen die Stange zu halten – Mißbrauch und Vertuschung hin oder her. Eine Analyse von Damian Thompson bringt der Spectator. In trauter Eintracht mit der Nomenklature am päpstlichen Stuhl versuchen sie die Krise durch gesteigerte Angriffe auf den Überbringer der schlechten Nachricht zu entschärfen. Hier als deutsches Beispiel der SPIEGEL, die internationale Situation kritisiert Joseph shaw auf Rorate Caeli. eine der zweifelhaftesten Figuren aus dem päpstlichen Umfeld, der selbst in vielfache Skandale verstrickte Honduranische Kardinal Maradiaga, ist sogar darauf verfallen, Kritiker, die den Rücktritt des Papstes gefordert haben, der „Sünde wieder den Heiligen Geist“ zu beschuldigen. Ein großes Wort – und ein Ausdruck von Panik. Denn innerhalb der Kirche lassen sich die Frage nach der Wahrheit und die Forderung nach Konsequenzen immer weniger unterdrücken.
Wer sich kompetent über die aktuelle Entwicklung der Dinge informieren will, findet in den oben zitierten Publikationen, insbesondere aber auch auf der kanadischen LIIFESITE, alles, was er wissen – oder vielleicht auch lieber nicht wissen will. In Deutschland hat es sich neben dem umfassend informierenden kath.net insbesondere das Team des Beiboot Petri zur Aufgabe gemacht, durch tägliche Übersetzungen aus englischen und italienischen Quellen zu Transparenz beizutragen.
Das hat die uns entlastende Folge, daß wir die erforderliche Begleitung der weiteren Entwicklung in großen Umfang anderen Stimmen überlassen können.
Wir wenden uns daher zunächst einer näher an unserem Kernthema liegenden Frage zu, die dieser Tag von Peter Kwasniewski auf Lifesitenews erneut aufgeworfen worden ist: Was könnten die so offensichtlich fehlgegangenen „Reformen“ der letzten Jahrzehnte, insbesondere die auf liturgischem Gebiet, zu Klima und Kultur des Mißbrauchs beigetragen haben? Hier Kwasniewskis Hauptthesen, die wir uns weitestgehend zu eigen machen können:
Eine systembedingte Ursache der Vernachlässig seiner Pflichgten durch den Klerus, von moralischer Laxheit und Heuchelei, ist die Atmosphäre einer geradezu Woodstock-mäßigen Verachtung von Gesetz und Ordnung, wie sie die liturgischen Reformen und Deformationen der 60er und 70er Jahre begleitet hat. Also jener Zeit, in der aufsässige Selbstherrlichkeit an die Stelle des Ideals trat, wonach der Priester sich der Disziplin einer anspruchsvollen liturgischen Form mit ehrfurchtsvollen Rubriken und gottesfürchtigen Ermahnungen zu unterwerfen hatte. Eines Ideals, das zwar nicht überall erreicht, aber doch überall geachtet wurde. Damals galt der Priester als ein Mann, der für den gewissenhaften und nüchternen Dienst im Allerheiligsten geweiht war. Doch als sich in diesen Jahrzehnten alles veränderte, wurde er plötzlich zum in Alltagssprache agierende Zentrum aller Aufmerksamkeit, zum „Vorsteher“, an dessen Lippen die Gemeinde hing. So wurden die Priester in die Löwengrube von Eitelkeit, Popularität, Sentimentalität und eines Wohlfühl-Klimas geworfen – und nicht alle erwiesen sich als Daniels, die dem unversehrt entkamen. Alle Einschränkungen schienen aufgehoben, alle Übel, die vom zuvor gültigen Ehrenkodex unterdrückt worden waren, bekamen freie Bahn.
Katholiken eines bestimmten Alters wissen ganz genau, wovon ich hier spreche. Ich bin Jahrgang 1971, und ich kann mich an viele „kreative Liturgiefeiern“ erinnern – und wenig überraschender Weise waren die dafür verantwortlichen Klerikar später auch unter denen, gegen die wegen moralischer Verfehlungen ermittelt wurde. Ich habe lange gebraucht, um diese Verbindung wahrzunehmen – vielleicht bin ich ja schwer von Begriff – aber schließlich wurde es mir klar: Die Jahrzehnte des Mißbrauchs der hl. Messe und der anderen liturgischen und sakramentalen Riten - und damit einhergehend auch die Gewalt, die gläubigen Katholiken in ihrem Recht zu einer unverfälschten Liturgie (s. Redemptionis Sacramentum) angetan wurde – stellen eine erste und grundlegende Form jener klerikalen Gewalt gegenüber den Laien dar, die im sexuellen Mißbrauch dann in besonderer und noch verrückterer Form erscheint. Sexueller Mißbrauch durch Kleriker steht in enger Beziehung zu liturgischen Mißbräuchen, und sexuelle Perversion ist ein Spiegelbild liturgischer Perversion.
Geht man von der absoluten Stellung und der unendlichen Würde der hl. Messe und der Eucharistie aus, so ist der Mißbrauch der Liturgie und der Sakramente das schlimmstmögliche Vergehen gegen Gott und die Menschen. Wenn das Höchste und Heiligste überhaupt nicht unsere größte Ehrerbietung verdient – warum sollten dann gewöhnliche Menschen unseren Respekt verdienen. Verglichen mit dem göttlichen Opfer des Altares sind wir nur Staub und Asche. Andererseits gilt: Wenn wir wahrhafte Verehrung und Gottesfurcht gegenüber Christus, dem wahren Gott und wahren Menschen, empfinden und praktizieren, dann werden wir auch sein Ebenbild in den Seelen und Leibern aller menschlichen Wesen erkennen und entsprechend behandeln. Die Ehrfurcht vor ihm ist untrennbar verbunden mit dem Respekt auch vor den Geringsten.
Manchmal empfindet man als Katholik das Bedürfnis, dem verweltlichten und liberalen Klerus der vergangenen 5 Jahrzehnte zu zu rufen: Ihr und eure Spießgesellen habt die Theologie verdorben mit dem Modernismus, die Liturgie ruiniert mit euren „Reformen“ und quasi als Gnadenstoß habt ihr dann auch noch das Leben von Kindern zugrunde gerichtet. Das ist eine grauenhafte Umkehrung des Reiches Gottes. Es wird eine Zeit kommen, in der all diese Übel vergolten werden, und wenn das nicht geschieht, solange es noch Zeit für Buße und Umkehr gibt, dann gewiss dann, wenn der Herr uns einen neuen Himmel und eine neue Erde bereitet.
Doch gegenüber unseren guten und frommen Priestern sagen wir: Bleibt dabei, das zu tun, was richtig ist. Liebt die heilige Liturgie, feiert sie mit Ehrfurcht, Hingabe, Gottesfurcht, Schweigen und Schönheit. Führt uns mit euch gen Osten, als Pilger dem Herrn entgegen. Hegt und bewahrt unser katholisches Erbe. Auf diese Weise werdet ihr einen wirklichen Wandel in der Kirche herbeiführen und ihren Institutionen, ihren Mitarbeitern und ihren Zeremonien die Ehre wiederherstellen, die ihnen gebührt.
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Den vollständigen Text des hier leicht gekürzt wiedergegebenen Artikels von Peter Kwasniewskis finden Sie auf Lifesitenews.