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Die Aktualität von Albertus Magnus

Bild: Kempf EK, Wikimedia, CC BY-SAAm 15. November ist nach der überlieferten Feiertagsordnung das Fest (Rang Duplex) des hl. Albertus Magnus von Köln. Als Proprium ist an diesem Tag die „Messe von heiligen Kirchenlehrern“ (in medio) vorgesehen, die durch eigene Texte für das Tagesgebet, die Sekret und die Postkommunio ergänzt wird. Im letzten Jahr hatten wir beschrieben, was aus diesem Feiertag nach den für die liturgische Praxis in Deutschland maßgeblichen Handreichungen des Schott geworden ist – ein ganz gewöhnlicher Tag im Jahreskreis ohne Bezug auf den Tagesheiligen. In diesem Jahr richten wir den Blick auf das Proprium der Messe von heiligen Kirchenlehrern aus der überlieferten Liturgie, das von bestürzender Aktualität zu sein scheint.

Die Epistel bringt aus dem 2. Brief des hl. Paulus an Timoteus, 4. Kapitel, die prophetische Mahnung:

Ich beschwöre dich vor Gott und Jesus Christus, dem künftigen Richter der Lebenden und der Toten, bei Seiner Wiederkunft und bei seinem Reiche; verkünde das Wort, tritt auf , sei es gelegen oder ungelegen. Rüge, Mahne, weise zurecht in aller Geduld und Lehrweisheit (doctrina). Denn es kommen Zeiten, da man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich zum Ohrenkitzel nach eigenen Gelüsten Lehrer beschafft. Von der Wahrheit aber wird man sich abwenden und sich Fabeleien zuwenden. Du aber sei wachsam, ertrage alle Mühsal, vollbringe das Werk eines Künders des Evangeliums, tu deinen Dienst voll und ganz, sei nüchtern.

Die Auswahl aus dem Evangelium greift mit Matthäus 5 diesen Gedanken auf und zitiert daraus unter anderem die Sätze:

„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seine Kraft verliert, womit soll es dann selber gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr; man wirft es hinaus und läßt es von den Menschen zertreten“ (…) Glaubt nicht, ich sei gekommenGesetz oder Propheten aufzulösen. Nicht um sie aufzulösen bin ich gekommen, sondern um sie zu vollenden. Wahrlich ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehenwird kein Jota und kein Strichlein vom Gesetze vergehen, ehe nicht alles erfüllt ist. Wer also eines dieser Gebote, und wäre es auch das Geringste, auflöst und so die Menschen lehrt, wird als der Geringste gelten im Himmelreich. Wer es aber erfüllt und so lehrt, der wird als ein Großer gelten im Himmelreich.“

Wenn man sucht, wird man diese Perikopen auch im Missale Pauls VI. finden. Auch dort gibt es eine „Messe am Fest von Kirchenlehrern“, zumindest in der lateinschen Form, die freilich in den nationalen Ausgaben vielfach nicht umgesetzt worden ist. Schon 1969 galt „Regionalisierung“ vielen „Reformern“ als höchst erstrebenswertes Ziel. So, wie die Dinge sich seitdem entwickelt haben, wird die gottesdienstlichen Praxis aber vielfach nicht vom offiziellen Missale bestimmt, weder von der lateinischen editio typica noch von der nationalen Variante, sondern von Aufbereitungen wie dem „Tagesimpuls“ vom „Schott online“, die mit der Verwässerung der liturgischen Traditionen bereits zum nächsten Stadium übergegangen sind.

Und wenn wir gerade beim Stichwort „online“ sind: Auf der Eingangsseite des Erzbistums Köln im Internet findet sich am 15. 11. zwar einen Aufruf des Kardinals zum Ende des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren und ein weiterer Aufruf zur Teilnahme an den Kirchenvorstandwahlen. Andere Meldungen gelten der bevorstehenden Sitzung des Diözesanpastoralrates, einer Protestaktion der Caritas gegen Wohnungsnot, einer per Handy organiserten Punkteaktion für Gute Taten und einer weiteren Aktion „Friedensnagel für Schüler im Libanon“.

Der hl. Albert taucht dort freilich nicht auf. Und auf der Seite mit „Namenstagen und Lesungstexten zum Tage“ findet sich zwar ein „herzlicher Glückwunsch zum Namenstag Albert der Große“ – aber das ist auch schon alles, und die Lesungstexte übernimmt die Diözese der Stadt, in der Albertus Magnus begraben liegt, natürlich von Schott online: Donnerstag, 15. November, 32. Woche im Jahreskreis. Auf der Eingangsseite des Bistums Regensburg, auf dessen Gebiet (in Lauingen a.f. Donau) Albertus geboren wurde, findet sich an seinem Festtag immerhin ein Hinweis auf eine Kurzbiographie des Heiligen.

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