Stationsmessen in der Fastenzeit
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- 07. März 2019
Eine auffällige Besonderheit der römischen Liturgie der Fastenzeit besteht darin, daß sämtlichen Tagen vom Aschermittwoch bis zum Karfreitag eine Stationskirche zugeordnet ist. Diese Zuordnung erschien den jeweils für das Missale zuständigen römischen Ämtern so wichtig, daß sie auch dann noch erhalten blieb, als das Stationswesen in der liturgischen Praxis längst erloschen war. Nur in den zwei oder drei Fällen, in denen Stationskirchen ganz zerstört und nie wieder hergestellt wurden, gab es hier Veränderungen. Im Übrigen sind die Stationes heute noch in den gleichen Kirchen wie in der Zeit vor Gregor d. Großen.
Die Entstehung des Stationskirchenwesens reicht weit in die Zeit vor Papst Gregor († 604) zurück und liegt dem entsprechend einigermaßen im Dunkeln. Auch der Blick auf die dort im Wesentlichen in der Passions- und Karwoche begangenen Stationen von Jerusalem kann dieses Dunkel kaum lichten – die örtlichen und die historischen Voraussetzungen sind einfach zu verschieden. Die Mehrzahl der römischen Stationes steht im Zusammenhang mit Buß- und Bittagen. Prozessionen zu solchen Anlässen haben in Rom eine weit in vorchristliche Zeit zurückreichende Tradition, sie führten zu Heiligtümern der verschiedensten Art, Tempeln, Flüssen oder wundertätigen Quellen. Nun sind zumindest die Gottesdienste der Quatember- und Rogationstage seit alters her mit Prozessionen und Umzügen verbunden, ebenso an zumindest einigen der Fastentage.
Von daher kann man vermuten, daß die zumindest teilweise mit Prozessionen verbundenen Gottesdienste der Fastenzeit und der „kleinen Fastenzeit" im Advent etwas von diesen vorchristlichen Gewohnheiten aufgegriffen haben. Damit handelt es sich bei den Stationskirchen möglicherweise um die älteste in römischem Boden verwurzelte Tradition der Kirche. Älter wären dann nur noch die Psalmen und die Bezüge zum Kult im Tempel von Jerusalem.
Im Jahr 2013 hatte wir die Stationskirchen für jeden Tag der Fastenzeit einzeln vorgestellt. Ein Besuch der Seiten hat auch 2019 nichts an Aktualität verloren.