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Durandus' „Rationale“ auf Deutsch

Das TitelblattNun, nicht das ganze Werk mit je nach Ausgabe weit über 1000 Seiten, aber mit dem IV. Buch über die Heilige Messe sicher einer seiner wichtigsten Teile.

Das „Rationale Divinorum Officiorum“ des Guilelmus Durandus († 1296), Bischof von Mende und Mitarbeiter von Papst Bonifaz VIII. an der römischen Kurie, bildet den Höhepunkt und die Summe des liturgischen Denkens des Mittelalters. Es entsprang der damals dominierenden allegorischen Schule, die die Liturgie als unerschöpflichen Fundus symbolischer Repräsentationen des heilsgeschichtlichen Geschehens ausdeutete. Ausdeutete - das heißt nicht im Sinne heutiger Wissenschaftlichkeit „erklärte“, um die Entstehung der Liturgie oder die Absichten ihrer „Schöpfer“ darzulegen.

Das mittelalterliche Denken war sehr stark von dem Gedanken der umfassenden Ordnung und einer allgegenwärtigen Harmonie in der Schöpfung bestimmt. Entwicklungs- oder Wirkungszusammenhänge, die uns heute fast ausschließlich interessieren, wurden kaum beachtet. Die hl. Messe galt diesem Denken nicht als etwas gewachsenes und entstandenes und noch viel weniger als etwas machbares: Sie war so, wie sie war, und man konnte sie erklären und verstehen, indem man der in ihr verborgenen Ordnung und den darin enthaltenen Bildern und Gleichnissen nachspürte. Sie gaben dem frommen Sinn von Klerikern und Gläubigen alles, was sie brauchten, um die heiligen Geheimnisse im Rahmen ihrer Vorstellungskraft mitzufeiern.

Das „Rationale“ besteht aus 8 Büchern, die einen umfassenden Überblick über das gesamte liturgische Leben der Kirche in ausgehenden Hochmittelalter geben:

  1. Kirchengebäude und ihre Ausstattung,
  2. Kirchliche Ämter und ihre Funktionen,
  3. Gewänder und Insignien der Priester, Bischöfe, Äbte usw.,
  4. Die hl. Messe,
  5. Das Stundengebet,
  6. Das Kirchenjahr vom 1. Advent bis zum 26. Sonntag nach Pfingsten,
  7. Die Feste der Heiligen
  8. Kalendarium und Kalenderkunde.

Titelbild der NeuerscheinungDas Werk wurde als so wichtig angesehen, daß schon früh nationalsprachliche Übersetzungen entstanden. Darunter ist auch eine Übersetzung ins Mittelhochdeusche, die Herzog Albrecht III. von Östereich Ende des 14. Jh. für sich anfertigen ließ. Das „aufgeklärte“ Denken der Neuzeit hatte für die allegorische Messerklärung wenig mehr als Verachtung, daher gab es bis jetzt auch keine moderne deutsche Übersetzung. 

Mit der zunehmenden Einsicht in die Fruchtlosigkeit eines einseitig dem „Paradigma der Moderne“ verpflichteten Denkens für die Theologie bahnt sich hier ein Umschwung an. Von daher ist es durchaus folgerichtig, daß der hauptsächlich der Wiederentdeckung verschütteter und zu Unrecht verworfener Schätze der Tradition verpflichtete Carthusianus-Verlag jetzt eine Teilübersetzung des „Rationale“ herausgebracht hat, die von Claudia Barthold besorgt worden ist. Wir haben eine ausführlichere Vorstellung dieses IV. Buches in Vorbereitung, wollen die Anhänger der überlieferten Liturgie jedoch rechtzeitig vor Weihnachten auf diese Neuerscheinung hinweisen, die vom Meinungskartell der modernistischen Hochschultheologie nach bewährtem Muster ignoriert wird.

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