Bereichsnavigation Themen:

Liturgie des Exorzismus (FOTA-3)

Bild: Von der Website Haukes http://www.manfred-hauke.de/Vom 3. und letzten Tag der Fota-Konferenz zur Liturgie übersetzen wir heute aus dem Bericht bei New Liturgical Movement das Resümee, das Prof. Dr. Manfred Hauke von der Universität Lugano unter dem Titel „What is an exorcism - eine kritische Würdigung der Terminologie“ vorgetragen hat. Dort heißt es:

Hw. Hauke begann mit einer Klärung der Etymologie der Begriffe, mit denen er die Sprache der Exorzismen beschreiben wollte und betonte dabei, daß nur ein geweihter Amtsträger einen Exorzismus mit der Autorität Christi vornehmen kann. Im Jahr 1985 sprach die Glaubenskongregation eine Ermahnung gegenüber „Gebetskreisen in der Kirche“ aus, „die versuchen, sich vom Einfluß dämonischer Kräfte zu befreien, während sie tatsächlich keinen wirklichen Exorzismus ausführen“. Das eigentliche Kennzeichen für liturgischen Exorzismus ist die Verwendung der Imperativform - Jesus befiehlt, daß unreine Geister weichen, und sie gehorchen. Wenn es um eine Definition des „Exorzismus“ in linguistischer Sicht geht, wie er schon zu vorchristlicher Zeit rituell durchgeführt wurde, dann impliziert der Terminus wohl eine direkte Ansprache des bösen Geistes durch den Exorzisten.

Das neue Rituale des Exorzismus verlangt allerdings nicht, daß der Exorzist den bösen Geistern ausdrücklich Befehle erteilt. Es läßt die Wahl zwischen einer deprekatorischen oder (den Herrn) bittenden oder einer imprekatorischen oder befehlenden Formel. Die befehlende Formel darf überdies nur dann verwandt werden, wenn zuvor die deprekatorische gesprochen wurde. Handelt es sich bei diesem deprekatorischen Text tatsächlich um einen Exorzismus oder ist er nur ein „Bittgebet um Befreiung?“

Das entscheidende Element im jüdischen Exorzismus ist die Anrufung des Namens Gottes. Die von Jesus vorgenommenen Exorzismen sind keine „Bittgebet um Befreiung“ sondern Befehle in seiner Macht und Eigenschaft als der Sohn Gottes. Diese Praxis zeigt sich auch in der Verkündigung der Apostel, wie z.B. in dem Exorzismus, den der hl. Paulus vornahm, bei dem er den Dämonen Befehle erteilte (Apg 16, 16-19). Der Exorzismus im christlichen Sinne ist ein im Namen Christi erteilter Befehl an einen Dämonen, von seinem Opfer abzulassen.

Im Rituale Romanum von 1614 finden wir sowohl exorcismi als auch orationes. Letztere sind Gebete, erstere sind Befehle, die in imperativer Form gegenüber Dämonen ausgesprochen werden. Letztere sind Gebete, erstere Befehle, die den Dämonen direkt erteilt werden. Die orationes haben eher abschließenden Charakter, während ähnliche Gebete im Ritus von 2004 als deprekatorische Formeln erscheinen und an den Anfang gestellt sind.

Entscheidende für die liturgische Praxis ist, daß die Austreibung von Dämonen nicht losgelöst vom Gebet der Kirche betrachtet werden kann. Aber die Verwendung der imperativischen Form bezeugt auf deutlichere Weise, daß Christus seinen Dienern die Vollmacht gegeben hat, besessene Personen von bösen Geistern zu befreien. In der Liturgie des Exorzismus finden wir die Anrufung des Namens Gottes oder Christi (Epiklese), die direkte Ansprache des Teufels, demgegenüber im Namen Gottes eine Drohung ausgesprochen wird (Inkrepatio)  und schließlich der Befehl, die betroffene Person zu verlassen. Es wäre wünschenswert, daß die Definition von „Exorzismus“ dieser liturgischen Beschreibung entspräche, die die Anrufung des Namens Gottes und die direkte Ansprache des Teufels einschließt. Es reicht nicht aus, „Exorzismus“ als „Austreibung böser Geister im Namen Christi“ zu definieren - „Exorzismus“ im eigentlichen Sinne verlangt auch den Befehl an die Dämonen, zu weichen.

Zusätzliche Informationen