Hochamt im Dominikaner-Ritus
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- 05. Dezember 2019
Die Hochschule der Dominikaner in Rom, das Angelicum, entwickelt sich immer mehr zu einem Stützpunkt der überlieferten Liturgie. Zweimal wöchentlich wird dort in traditioneller Form zelebriert – einmal im klassischen römischen Ritus, einmal im Eigenritus des Dominikanerordens. Zu besonderen Anlässen finden diese Zelebrationen auch in Form feierlicher gesungener Ämter statt – so am 25. November am Festtag der hl. Katharina von Alexandrien in der vom Angelicum betreuten Kirche Ss Sixtus und Dominikus unmittelbar neben dem Universitätsgelände. New Liturgical Movement hat einen ausführlichen Bildbericht
Die über 30 Aufnahmen von Don Elvir Tabakovic (Mitglied der Regularkanoniker von Windesheim, ehemaliger Berufsphotograph) geben ein eindrucksvolles Bild von der Feier der Liturgie in einem von den liturgischen Deformationen der vergangenen Jahrzehnte anscheinend unbeeinflussten Umfeld. Und sie vermitteln einen Einblick in die Besonderheiten der Dominikaner-Liturgie wie etwa bei dem von uns ausgewählten Bild der Bereitung des Kelches, die bereits zur Beginn der Messe vor dem eigentlichen Wortgottesdienst an den Sedilien vorgenommen wird. Weitere Aufnahmen zeigen die gemeinsame Darbietung von Kelch und Patene bei der Opferung und die besondere Körperhaltung des Zelebranten bei Teilen des Kanons.
Andererseits ist aber auch zu erkennen, daß die meisten Unterschiede gegenüber der „römischen“ Form doch sehr äußerlicher Art sind, so daß es unserer Ansicht nach nicht sinnvoll ist, von einem eigenen „Ritus“ der Dominikaner (oder anderer Orden) zu sprechen. Was sie alle verbindet und als Angehörige des Römischen Ritus oder der römischen Ritusfamilie kennzeichnet ist der Canon Romanus, der mit geringen Varianten (z.B. Unterschiede in den Heiligenlisten durch Aufnahme der Ordensgründer) überall der gleiche ist. Damit geben die Ordensliturgien heute noch einen guten Eindruck von der Flexibilität, die den römischen Ritus während weiter Teile des späteren Mittelalters kennzeichnete: Der Kanon war – von den genannten Varianten abgesehen – überall der gleiche, bei den auf ihn zu führenden Elementen gab es beträchtliche Unterschiede in Wortlaut und Anordnung. Die Auswahl der Lesungen stimmte wiederum weitgehend überein, wurde jedoch durch die reichen Möglichkeiten von Lokal- oder Ordensfesten und Votivmessen stark aufgelockert.
Wenn heute in der Praxis des Novus Ordo unverkennbar die Tendenz besteht, den Kanon Romanus zugunsten der vor 50 Jahren legalisierten Alternativen aufzugeben, muß man darin wohl das entscheidende Indiz dafür sehen, daß diese Liturgie dem römischen Ritus nicht mehr angehören soll und einen neuen Ritus begründet.