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Ostervesper im Usus Parisiense

Bild: Screenshot aus dem genannten VideoAuf der Website der Schola Saint Cecile fanden wir eine Aufzeichnung der 2. Vesper vom Ostertag nach dem Usus Parisiense, der an einzelnen Orten Frankreichs bis Ende des 19. Jh. in Gebrauch war. Die Besonderheiten dieser Vesperfeier sind jedoch nicht wie manche andere Elemente dieses Usus eine gallikanische Eigenentwicklung, sondern gehen auf römischen Gebrauch der ältesten Zeit (4. - 5. Jahrhundert) zurück, in den seinerseits möglicherweise Formen der Osterfeier aus Jerusalem in der Zeit Konstantins und Helenas eingegangen waren. In Rom selbst ist diese Form der Ostervesper während des Avigneser Exils der Päpste außer Gebrauch gekommen, dagegen blieb sie in Frankreich an Kathedralkirchen und in einigen großen Konventen erhalten.

Das Charakteristikum der Vesper besteht in einer Gliederung in drei Abschnitte, deren jeder einen Gesang des Magnificat und eine eigene Abschlußformel enthält. Der erste Teil mit den Psalmen 60 und 61 sowie dem Victimae Paschali Laudes findet ganz regulär im Chorraum statt. Danach beginnt eine Prozession – die spätantiken und auch noch die mittelalterlichen Riten liebten Prozessionen, die oft auf Umzüge zwischen römischen Stationskirchen zurückgehen. Zunächst begeben sich die Offizianten unter Gesang von Psalm 112 zum Taufbecken der Kirche, das als Sinnbild des auferstandenen Christus feierlich inzensiert und verehrt wird. Anschließend ziehen sie mit Psalm 113 zu weiteren Stationen der Kreuzverehrung und zum Marienaltar, um dann schließlich zum dritten Teil der Vesper an den Hochaltar des Chorraumes zurückzukehren. Nach deren feierlichem Abschluß erfolgt unmittelbar anschließend die Aussetzung des Allerheiligsten mit Tantum Ergo und eucharistischem Segen.

Die gesamte Zeremonie, die in der dieses Jahr wegen des Verbots öffentlicher Gottesdienste menschenleeren Kirche Saint Eugéne stattfand, dauert gut anderthalb Stunden. Die Schola Saint Cecile hat die Texte und ihre gregorianischen Melodien sowie die grundlegenden Rubriken in einem Begleitheft zusammengestellt, das als PDF zum Download verfügbar ist.

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