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Herr, baue Deinen hl. Tempel wieder auf!

Bild: https://www.thenotsoinnocentsabroad.com/blog/king-josiah-and-the-formation-of-jewish-lawPredigt von Fr. Albert Marcello (Providence, RI) zum IX. Sonntag nach Pfingsten

Es beginnt ein langes ZitatEs gibt ein bemerkenswertes Zusammentreffen zwischen dem alten jüdischen Kalender und dem der überlieferten Römischen Liturgie. Fast immer fällt das jüdische Gedächtnis des Tish B‘av auf den 9. Sonntag nach Pfingsten oder in seine Nähe – in diesem Jahr sind sie sechs Tage auseinander. Tish B‘av ist der Tag, an dem die Juden der zweimaligen Zerstörung des Tempels von Jerusalem gedenken; er gilt als einer der traurigsten Tage in ihrem Kalender, zusammen mit einigen anderen Katastrophen wie der 40-jährigen Wanderung durch die Wüste entsprechend Numeri 14. Für uns Katholiken ist das Evangelium dieses Tages stets der Bericht vom Weinen unseres Herrn über Jerusalem. Wir erinnern uns daran, wie der Herr voller Zorn den Tempel von denen reinigte, die ihn zu einer Räuberhöle gemacht hatten und vorhersagte, daß die Feinde des auserwählten Volkes die Stadt umzingeln und zu Boden werfen würden.

Nach den Ereignissen der vergangenen Woche klingt uns das allzu schmerzhaft vertraut.

Das Buch Deuteronomium im Pentateuch, das Gesetz Moses, enthält sehr ausführliche und eindeutige Vorschriften für den Gottesdienst nach der alten Ordnung für den Jerusalemer Tempel als seinen zentralen Ort. König Ezechias hatte seinerzeit eine äußerst umfassende religiöse und liturgische Reform durchgeführt, um den jüdischen Gottesdienst vor dem allmächtigen Gott wieder in Übereinstimmung mit den Anforderungen des ursprünglichen mosaischen Gesetzes zu bringen. Doch sein Nachfolger Manasse maßte sich an, diese Reformen wieder rückgängig zu machen. Erst zwei Generationen später machten die Maßnahmen von König Josias, der die Gesetze Moses wiedergefunden und die Reform des Ezechias erneuert hatte, Schluß mit dem Sternenkult, der Geisterbeschwörung und den Kinderopfern und stellten die rechte Form des Kultes wieder her. Diese guten Könige Israels erneuerten die Befolgung der so sorgfältig abgefassten Mosaischen Gesetze des Gottesdienstes. Seine Reformen konzentrierten ihn im Tempel von Jerusalem und verboten die barbarischen Gebräuche, verbannten die heidnischen Altäre und Götterbilder und schafften die Fruchtbarkeitskulte ab

Als der hl. Papst Pius V. den Römischen Ritus mit der Bulle Quo Primum ordnete, wollte er, wie einst Ezechias, daß der Gottesdienst des Dreieinigen Gottes in der ganzen lateinisch-katholischen Welt dem Vorbild des Tempel im Neuen Jerusalem, in Rom, entspreche. Hier geht es weiter So gab es in der Folge des Konzil von Trient eine Wiederentdeckung des Römischen Ritus in seiner ganzen Feierlichkeit und Schlichtheit, und die Wiederherstellung des römischen Ritus in den letzten Jahren war ganz ähnlich wie die Wiederentdeckung des Mosaischen Gesetzes unter Josias.

Jahrhunderte lang bis in das Jahr 1964 war die Durchführung der Messfeier, des Stundengebets und der Sakramente in den Seminaren und katholischen Hochschulen nur ein nachgeordneter Bestandteil des Lehrplans, der gemeinhin als „Exercitatio Rubricarum“ im Jahr vor der Priesterweihe seinen Platz hatte. Der Unterricht erfolgte nachgerade im Stil von Gebrauchsanweisungen. Es gab verschiedene Lehrbücher zur rechten Durchführung des Gottesdienstes – O‘Connel, Le Vavasseur, oder Van der Stappen und Croegaert – und diese enthielten detaillierte und genaue Anweisungen dazu, wie die heiligen Riten durchzuführen waren. Es ging darum, diese Regeln sorgfältig, ehrfürchtig und andächtig zu befolgen. Erst in den Jahren nach etwa 1964, als in vielen Seminaren ein Niedergang der Priesterausbildung einsetzte, begann man das Studium der Liturgie als einen eher unscharfen, geheimnisvollen, ja nachgerade esoterischen Gegenstand zu verstehen – den man dann als Vehikel für die Selbstverwirklichung des Zelebranten einsetzen konnte.

Und nun sehen wir rund um den höchsten und feierlichsten Akt der Gottesverehrung ein Feld der Verwüstung. Die barbarische Praxis der Verehrung heidnischer Götzen in der Peterskirche, die erschreckende Unmenschlichkeit von Abtreibung und Kindesmißbrauch sind in unsere Mitte zurückgekehrt. Der rechte Gottesdienst geht immer zusammen mit der Abstoßung solcher bösen, barbarischen und verderbten Praktiken, die in keiner menschlichen Gesellschaft einen Platz haben. Daß doch unsere katholischen Oberen von jedem Zusammenwirken mit diesen Kräften des Bösen abstünden!

Es besteht ein einzigartiger und offensichtlich übernatürlicher Zusammenhang zwischen dem Gottesdienst des Alten Testamentes und dem, wie er in der überlieferten Liturgie der katholischen Kirche praktiziert wird. Der Herr gibt uns eingehende Vorgaben dazu, wie Er von uns verehrt werden will. Das Opfer der hl. Messe ist nichts, das wir nach unseren persönlichen Wünschen und Vorstellungen „machen“ oder zusammenrühren können. Es hat nach einem detaillierten Werk von Regeln und Normen zu erfolgen, das uns seit unvordenklichen Zeiten überliefert ist.

Zu Recht betrauern wie die Angriffe auf die Feierlichkeit und die Integrität des geliebten römischen Ritus, so wie unser Herr den vorhergesagten Untergang von jerusalem betrauert hat. Aber wir wissen, daß der Herr Jesus Christus, das eine und makellose Opfer, der selbe Herr Jesus Christus, der in wenigen Minuten auf diesem heiligen Altar erscheinen wird, der Herr der Geschichte ist. Er ist der Zusammenhang zwischen dem Alten und dem Neuen Bund. Er wird uns den richtigen und wahrhaften Gottesdienst wiedergeben. Er hat uns versprochen, daß er bis zum Ende aller Zeit bei uns bleiben wird. Komm, Herr Jesus, und baue Deinen heiligen Tempel wieder auf, Deine Eine, Heiligem Katholische und Apostolische Kirche, damit wir in Frieden und Eintracht Dir dienen.“

(Nach der Wiedergabe auf Rorate Caeli vom 25. 7.)

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