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Bild: ScreenshotDas kurze Reskript, das Liturgieobmann Roche am Montag wie eine Trophäe aus seiner Unterredung mit dem Papst mitbrachte, hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Nicht nur auf Seiten der eindeutigen Verteidiger der Tradition, auch bei „ritusneutralen“ Konservativen, die immer mehr erkennen, daß der Angriff dieses Pontifikats auf die überlieferte Liturgie auch ein Angriff auf die überlieferte Lehre ist. Tatsächlich ist es sogar ein Angriff auf einiges von dem, was seit Jahrzehnten als große Errungenschaften des II. Vatikanums gefeiert und außerhalb jeder Kritik gestellt wurden, aber jetzt den Aufbau der Ganz Neuen Kirche stören könnten. Selbst viele „Progressive“ sind mit dem Lauf der Dinge nicht glücklich: Die strenge Zentralisierung aller Entscheidungen zum Ritus in Rom hat ihre Befürchtung geweckt, die Zentrale könne auch andere Handlungsfelder an sich ziehen und so die Lavier- und Manövrierräume der Salamitaktiker beschneiden. Wahrscheinlich haben sie aber nichts zu befürchten: In Sachen Mißbräuche im Rahmen des Novus Ordo – und da hat der Valentinstag mit seinen „Segnungen für alle Paare“ wieder einiges an Material geliefert – verhält sich Roches Behörde mucksmäuschenstill. Und was den Synodalen Irrweg betrifft – wir werden sehen.

Zu den großen Linien der mit dem Reskript verfolgten Politik haben wir in den vorhergehenden Beiträgen schon alles gesagt, was uns wichtig erschien. Andere Autoren haben andere Blickwinkel beleuchtet – auf einige ihre Beiträge wollen wir hier mit einigen einordnenden Worten hinweisen.

Hier geht es weiterEine lesenswerte Analyse insbesondere der kirchenrechtlichen Aspekte der aktuellen Abläufe bringt The Pillar unter dem Titel: Roche’s gamble — and the Vatican law of power. Mehr die kirchenpolitischen Entwicklungen hat eine beachtenswerte Faktensammlung im Auge, die auf katholisch.de unter dem Titel: Für die Alte Messe macht Rom die Regeln – zu Lasten der Bischöfe erschienen ist. Der Titel läßt schon den Grund für die da aufgeworfenen Besorgnisse erkennen – das nimmt der Darstellung von Fakten und Abläufen aber nichts von ihrem Wert. Eine ähnlich umfassende Zusammenstellung von Informationen und Gesichtspunkten in traditionsorientierter Perspektive bietet der Kommentar Keine Schlupflöcher mehr aus „Traditionis Custodes“ von Clemens Victor Oldendorf auf kathnews.de.

Bemerkenswerte Einblicke in die Gedankenwelt der Kreise, die den Kampf Roche/Bergoglios gegen die Überlieferte Liturgie und Lehre der Kirche unterstützen und deren einzige Kritik darin besteht, daß das alles nicht schnell genug geht, bietet ein schon vor Erlaß des Reskripts geschriebener, aber mit Hintergrundinformationen aus Rom aufgewerteter Artikel auf der hyperpapalistischen Website WherePeterIs. Das Projekt mit dem anspruchsvollen Namen wurde erst nach der Amtsübernahme durch Franziskus quasi als „Schwert und Schild der Partei“ (oops, falscher Film?) gegründet, so daß wir über die Papsttreue seiner Autoren zur Zeit Benedikts wenig wissen. Aber bei Franziskus stehen sie wie eine Eins – oder verbiegen sich wie eine Acht, wenns denn dem Schönreden dient. Wie sie sich mit einem möglicherweise weniger radikalen Nachfolger arrangieren, bleibt abzuwarten.

Die Enttäuschung und stellenweise auch Verzweiflung über den Destruktionskurs von Franziskus und Roche bringen in authentischer Weise die Stellungnahmen von Stefano Chiappalone auf Rorate Caeli „War on the ancient Mass reveals the bluff of synodality“ und von Joseph Shaw „The Schismatic Trads Were Right? Francis’ New Rescript on the TLM“ zum Ausdruck. Auf The Remnant sind gleich zwei Veröffentlichungen bemerkenswerte. Die eine bringt unter der Überschrift “I Cannot Obey”: A Priest’s Letter to His Bishop, einen Musterbrief, den Herausgeber Matt zu Nutz und Frommen von Priestern entworfen hat, die es mit ihrem Gewissen nicht mehr vereinbaren können, den Leuten, die „einfach nur katholisch“ sein wollen, die Schätze der Tradition zu entziehen. Den zweiten Text adressieren wir hier nur unter Vorbehalt: Er enthält und begründet unter dem Titel Prayer for the End of the Francis Pontificate“ eben genau dieses und begibt sich damit in gefährliches Gewässer – auch wenn er den schlimmsten dort lauernden Klippen erfolgreich ausweicht.

LifesiteNews läßt unter der Überschrift "Obey God Rather than man“ einen Priester der Piusbruderschaft zu Wort kommen, der in geradezu thomistischer Detailliertheit die Voraussetzungen und Bedingungen dafür darlegt, ob und wann Priester und Bischöfe gegenüber ihren Oberen zum Gehorsam verpflichtet sind oder nicht. Vieles davon klingt nachvollziehbar, aber wir wundern uns, daß er sich nicht die Frage stellt, ob nicht auch eine Art Gehorsamsbruch darin liegt, daß Franziskus mit seiner Erklärung der „Inkompatibilität“ der überlieferten Liturgie zur gegenwärtigen Kirchenlehre geradewegs Paul VI. widerspricht, der behauptet und verfügt hatte, es gebe keinen inhaltlichen Unterschied.

Der Verbindlichkeit von Traditionis Custodes und der zu seiner Stützung erlassenen Ukasse widmet sich ein Beitrag auf Marco Tosattis Stilum Curiae (deutsch beim Beiboot Petri), der nach einer Darstellung der Gesetzeslage bis zurück zu Quo Primum und einer eingehenden Untersuchung des Franziskus-Motu-Proprio zu dem Verdikt kommt: „Mit dem Motu proprio Traditionis custodes vom 16.07.2021 hat Franziskus Häresie, Abfall vom Glauben und Schisma begangen. (…) Es ist für keinen Katholiken erlaubt, dem Motu Proprio von Franziskus, Traditionis custodes, vom 16.07.2021 zu gehorchen.“ Uns scheint, mit diesem Urteil und dieser Schlussfolgerung überschreitet der (ungenannte) Autor seine Befugnisse – unabhängig davon, ob es dem Sachverhalt entspricht oder nicht.

Zum Abschluß der durchaus unvollständigen Auflistung noch ein Hinweis auf einen Artikel aus dem argentinischen Blog Wanderer Carminante, der in englischer Übersetzung bei Rorate Caeli erschienen ist und in der kirchenpolitischen Einschätzung allen anderen Stimmen widerspricht: Er sieht keinen „Sieg“ Roches und der harten Linie, sondern vermutet eine Niederlage und Einschränkung für den allzu aktivistischen Behördenleiter. Die Überschrift in Übersetzung: „Der mittelmäßige Roche wollte eine Apostolische Konstitution haben und bekam nur ein Reskript – eine große Niederlage. Franziskus möchte sich nicht weiter mit der Alten Messe herumschlagen“. So gerne wir daran glaubten – die spärlichen Hinweise, die der Wanderer zur Stützung seiner Ansicht vorbringt, klingen wenig überzeugend.

Und ganz zum Schluß noch diese Bemerkung: „NewLiturgicalMovement“ hält sich – wie auch sonst bei dieser Art Themen – vornehm zurück. Was uns auf der einen Seite ärgert, auf der anderen Seite aber zu der Frage führt, ob sie nicht vielleicht „den besseren Teil erwählt“ haben. Worte und Handlungen dieses Papstes haben nicht nur das Potential, die Kirche zu zerreißen. Sie können auch Worte und Gedanken derer vergiften, die sich allzusehr auf sie einlassen.

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