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Mit „Traditionis Custodes“ in die nächste Runde

Bild:Andreas Faessler, CC BY-SA 3.0Der Kampf des Vatikans gegen die Feier der authentischen römischen Liturgie (nicht nur) in Pfarrkirchen geht in eine neue Runde. Nachdem Franziskus in Traditionis Custodes die überlieferte Liturgie in Pfarrkirchen in einer Weise eingeschränkt hatte, die von gutwilligen Bischöfen unter Verweis aus „pastorale Erwägungen“ umgangen werden konnte, hatte sein Liturgie-Aufseher Roche die Beurteilung der örtlichen pastoralen Situation in dieser Sache den Bischöfen entzogen und die Entscheidung nach Rom verlagert. Gleichzeitig hatte er den Bischöfen, die darum nachsuchten, eine auf zwei Jahre befristete Dispense erteilt. Solange könnten in begründeten und geprüften Fällen ausnahmsweise auch weiterhin Messen im alten Ritus auch in den Pfarrkirchen der Kirche des neuen Ritus stattfinden.

Diese zwei Jahre – gerechnet von der Veröffentlichung von Traditionis Custodes – gehen nun zu Ende, und Roche hat damit begonnen, den Ortsbischöfen die Umsetzung des ursprünglich erteilten Auftrages zu befehlen. Sowohl Erzbischof Paul S. Coakley von Oklahoma als auch Kardinal Schönborn von Wien erhielten dieser Tage Mitteilung aus dem Vatikan, sie hätten die bisher in den Pfarrkirchen St. Monica in Edmond, Oklahoma und St. Rochus in Wien allsonntäglich gefeierten Messen im überlieferten Ritus einzustellen bzw. in eine Kirche oder Kapelle zu verlagern, die keine Pfarrkirche ist. Die Absicht ist klar: Die Gemeinden der überlieferten Liturgie, die in vielen Pfarreien einen besonders lebendigen Teil des Gemeindelebens gebildet haben, sollen an den Rand und womöglich darüber hinaus geschoben werden.

In Deutschland und Mitteleuropa ist das daraus entstehende Problem derzeit in vielen Fällen mit mäßigem Aufwand zu lösen: Hier geht es weiter In allen Städten und vielfach auch auf dem Lande gibt es in der Folge von Gemeindezusammenlegungen geeignete ehemalige Pfarrkirchen, deren Verwendung für die alte Liturgie rechtlich – bisher zumindest – nichts im Wege steht. In den USA ist die Situation wegen der völlig anderen historischen Siedlungs- und Gemeindestruktur schwieriger, und nicht jeder Bischof hat das Glück, seiner „altrituelle“ Gemeinde eine so große und großartige „Schulkapelle“ zuweisen zu können wie Bischof Barron von Winona. Auch die Wiener sind (relativ) gut dran – in der Stadt gibt es mehr als genug Nicht-Pfarrkirchen, und mit der Minoritenkirche hat die Piusbruderschaft mitten im Stadtzentrum einen Stützpunkt, wie man ihn sich schöner kaum vorstellen kann. Und das nicht als gewährte und jederzeit wiederrufbare Dispens von Diözese und Vatikan – sondern mit eigenem Eintrag im Grundbuch.

Die amerikanischen traditionstreuen Katholiken, die es gewohnt sind, für die Bewahrung ihres Glaubens große Opfer an Geld und Bequemlichkeit zu bringen, werden Wege finden, die nun vom päpstlichen Stuhl durchgesetzten Schikanen zu überstehen. In Deutschland zumindest sind die entsprechenden Fähigkeiten vielfach weniger stark ausgeprägt. Und darauf, daß gutwillige Bischöfe auch künftig weiterhin ausreichend über „Nicht-Pfarrkirchen“ verfügen können, sollte man sich auch nicht verlassen: Kirchenmitgliedschaft und Gottesdienstbesuch in der Neukirche gehen rasant zurück; wie es heißt, werden sich die EKD- und die ZDK-Gemeinschaften in den kommenden 3 Jahrzehnten von rund 40000 Immobilien trennen müssen: Die Kosten sind bei der immer geringer werdende Zahl von Nutzern betriebswirtschaftlich nicht mehr zu stemmen.

Aber auch diese betrübliche Perspektive hat ihr Gutes: Wenn der Markt mit oft unter Denkmalschutz stehenden und daher weder abreißbaren noch leicht umzunutzenden oder sonstwie verwertbaren kirchlichen Immobilien überschwemmt wird, werden die Ordinariate nicht mehr so penibel wie bisher überprüfen können und wollen, ob hinter der „Grundstücksentwicklungs- und Projektgesellschaft GmbH&CoKG“, die sich um den Kauf eines ihrer „Objekte“ bemüht, nicht vielleicht ein Kirchenbauverein traditionstreuer Katholiken oder gar – der hl. Bugnini sei uns gnädig – die böse Piusbruderschaft steckt. Je wilder der Apostatenstadel in Rom gegen die überlieferte Lehre und Liturgie der Kirche auskeilt, desto besser die Möglichkeiten, in den Rissen und Spalten des einstürzenen Gemäuers neues Grün und neue Hoffnung zu pflanzen.

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