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Franziskaner der Immakulata III

Das harte Vorgehen der höchsten Autorität gegen die Franziskaner der Immakulata hat vielfach Verwunderung und Unverständnis hervorgerufen. Insbesondere der merkwürdige Umstand, daß zwar keine konkreten Verfehlungen oder Gefährdungen benannt werden, wohl aber eine sehr präzise Therapie verordnet wurde: Die völlige Abschaffung der Selbstverwaltung des Ordens und die Aufhebung seiner Beschlüsse, die überlieferte Liturgie als bevorzugte (keinesfalls ausschließliche) Form der Ordensliturgie zu pflegen.

Befürworter dieser Maßnahmen gefielen sich zunächst in Hinweisen auf unheilvolle Einflüsse, die angeblich von einer - ebenso angeblich - der Piusbruderschaft zuneigenden Nonne in Italien ausgehen sollten. Nun haben sie ein weiteres Mal nachgelegt. Der katholische Publizist Taylor Marshall macht sich in seinem Blog weitgehend zu eigen, was einer der „Dissidenten“ innerhalb des Ordens gegen die bisherige Ordensleitung einzuwenden gefunden hat:

Bruder Angelo Maria Geiger von der FI in den USA hat seine Bedenken ausgedrückt, daß die FI vom süßen Trank des radikalen Traditionalismus naschen. Für den Fall, daß Sie nicht wisse, wie der „radikale Traditionalismus“ aussieht, hier eine Momentaufnahme:

  1. Leugnung des Holocaust,
  2. offene Ablehnung des 2. Vatikanums als gültiges Konzil,
  3. Rhetorik im Stil des Blogs Rorate Caeli,
  4. Abschließung in einer Subkultur von "Amischen Katholiken",
  5. Leugnung der charismatischen Gaben und der charismatischen Bewegung,
  6. Sympathie für einen Traditionalismus nach Art von Bischof Williamson,
  7. Verachtung von Papst Johannes Paul II und Papst Franziskus,
  8. Vorstellung von einer Überlegenheit der Anhänger der überlieferten Liturgie gegenüber denen, die den Novus Ordo feiern,
  9. eine gnostische Ekklesiologie, nach der nur die Traditionalisten die eine wahre Katholische Kirche darstellen.“

Dieser Katalog ist dermaßen perfide – und nicht nur gegenüber den Franziskanern der Immakulate oder Rorate Cæli – , daß sich jedes inhaltliche Eingehen darauf verbietet. Ein unter dem Pontifikat von Papst Benedikt offenbar nur mühsam zurückgehaltener Hass auf die Tradition der Kirche und ihre 2000-jährige Geschichte bricht sich hier in einer Weise Bahn, wie man das selbst in seinen schlimmsten Albträumen nicht für möglich gehalten hätte. Und die zuständigen Autoritäten - konkret die Leitung der Ordenkongregation - nehmen derartige Anwürfe anscheinend bereitwillig auf und identifizieren die Anhänglichkei an die überlieferte Lehre und Liturgie als Ursache aller Übel.

Pastoral 2013.

Zur abschließenden Information hier eine Stimme aus dem Bereich der unter Kuratel gestellten Franziskaner der Immakulata, die die von der höchsten Autorität verfügten Maßnahmen offenbar als gehorsame Kinder der Kirche annehmen:

Eine Zeit der Prüfung ist angebrochen. Auf den Maulkorb werden wir mit eucharistischer Anbetung reagieren.“ (Quelle)

Und ein Kernsatz aus einer ersten Analyse des traditionsverbundenen Kirchenhistorikers Roberto de Mattei:

Was ist die Absicht der höchsten kirchlichen Autorität? Ecclesia Dei beseitigen und das Motu proprio von Benedikt XVI. abschaffen? Dann soll man es offen sagen, damit daraus die Konsequenzen gezogen werden können. Und wenn dem nicht so ist, warum wird dann ein Dekret erlassen, das für die katholische Welt, die sich auf die Tradition der Kirche beruft, nur unnötig provozierend ist? Diese Welt befindet sich in einer Phase großer Expansion, vor allem unter der Jugend, und das ist vielleicht der Hauptgrund für die Feindseligkeit, die ihr heute entgegenschlägt.

Und schließlich stellt das Dekret einen Machtmißbrauch nicht nur gegenüber den Franziskanern der Immakulata und jenen dar, die fälschlich als Traditionalisten bezeichnet werden, sondern gegen jeden Katholiken. Es repräsentiert nämlich ein besorgniserregendes Symptom jenes Verlustes der Rechtssicherheit, der heute innerhalb der Kirche vor sich geht.“ (Quelle)

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