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Das Jahr der Kirche

Zum Ersten Adventssonntag, mit dem das Jahr der Kirche beginnt, zitieren wir aus dem Liber Sacramentorum des Sel. Kardinal Ildefons Schuster die entsprechenden Abschnitte:

Zum Unterschiede von den alten Sakramentarien, welche das Jahr mit dem Weihnachtsfeste beginnen, fängt das heutige Missale mit dem 1. Adventsonntag an. Der Grund hiefür liegt darin, daß die Menschwerdung des Wortes Gottes wahrhaft der Mittelpunkt und Markstein ist, der die Wanderung der Menschheit durch die Jahrhunderte in zwei Abschnitte teilt. Nach dem Plane der göttlichen Vorsehung leben die Menschen entweder vor der Fülle der Zeiten, auf die der gnadenvolle „annus redemptionis“ folgt, oder sie lenken ihre Schritte von der Wiege zu Bethlehem nach dem Tale Josaphat, wo Jesus die mit seinem kostbaren Blute erkauften Nachkommen Adams zum letzten Gerichte erwartet. Die Anordnung des heutigen Missale ist die folgerichtigere und entspricht besser der einzig wahren Geschichtsauffassung, die in der Menschwerdung Jesu den Mittelpunkt alles Weltgeschehens sieht. Die alten Sakramentarien hingegen, die mit dem Weihnachtsfeste beginnen, folgen der alten liturgischen Tradition, die keine vier- bis sechswöchentliche Vorbereitungszeit auf das Hochfest kannte.

Um die Mitte des 5. Jahrhunderts erlangte das Weihnachtsfest eine große Bedeutung, da es die wahre Lehre der Kirche gegenüber den christologischen Irrtümern des Nestorius betonte, und erhielt infolgedessen in Ravenna, Gallien und Spanien eine besondere Vorbereitungszeit. Der Kampf gegen die Irrlehrer Nestorius und Eutyches und die großen Konzile von Ephesus und Chalcedon, welche das Dogma von der Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in der Person unseres Herrn Jesus Christus und gleicherweise auch die Ruhmestitel der Theotokos feierlich verkündeten, lenkten die Gläubigen ganz besonders zur Verehrung des Geheimnissen der Menschwerdung hin. In Leo d. Gr. und Petrus Chrysologus fand die göttliche Heilstatsache ihre beredtesten und begeistertsten Verteidiger.

Im Unterschied von der Fastenzeit, die ob des Gottesmordes auf Golgotha ganz vom Geiste der Trauer und Buße erfüllt ist, durchwebt die Adventsliturgie ob der freudigen Botschaft von der baldigen Erlösung - „ich verkündige euch eine große Freude, die dem ganzen Volke zuteil werden soll“ - heilige Freude, innige Dankbarkeit und eine glühende Sehnsucht nach der Ankunft des Wortes Gottes. Gleichwie Abraham frohlockte, „seinen (Jesu) Tag zu sehen“, soll auch uns heilige Begeisterung erfassen, denn in der hypostatischen Union Jesu ist unsere arme Menschennatur bis zum Throne Gottes erhöht worden.

Die ganze Natur scheint geadelt durch die Menschwerdung des Wortes Gottes, die nach so langen Jahrtausenden banger Erwartung endlich Wirklichkeit wird und dem Schöpfungswerke Gottes die letzte Vollendung gibt. - „Omnia instaurare in Christo.“ - Die heilige Kirche holt für diese Zeit aus der Schrift die ergreifendsten Bilder und sehnsuchtsvollsten Gebete hervor, mit denen die Patriarchen, Propheten und Gerechten des Alten Bundes das Kommen des Gottessohnes herabgefleht haben.“

In der zehnbändigen ausgabe des Liber Sacramentarum von 1929 findet sich die zitierte Passage in Bd. II, S. 120/121.

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