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Weißer Advent

Das Bild vom Hochamt am zweiten Adventssonntag, aufgenommen in der St. Afra-Kirche des Instituts St. Philipp Neri, wird viele Katholiken verwundern: Zwei Kerzen am Adventskranz, aber weiße statt der violetten Gewänder am Altar - wie passt das zusammen? In der überlieferten Liturgie gibt es da keinen Widerspruch: In diesem Jahr fällt der zweite Adventssonntag auf den 8. Dezember, das Fest der unbefleckten Empfängnis Mariens, und bis zum Umbau des Kalenders mit dem Missale von 1970 hatte dieses Fest einen höheren Rang als der Sonntag. So wird es auch heute noch überall da gehandhabt, wo die Bücher von 1962 in Geltung sind. Während der moderne Usus das Fest auf den Montag verschiebt, bleibt es nach der alten Ordnung am vorgegebenen Datum, während die Messe vom Sonntag an den Tagen der zweiten Adventswoche „nachgeholt“ wird, die kein eigenes Fest haben.

Die Neuregelung entspricht dem allgemeinen Bestreben der Reform, die Stellung der Sonntage als allwöchentlicher Feier des Ostertages zu unterstreichen und Überlagerungen durch andere Feste des Kirchenjahres zu vermeiden - selbst dann, wenn diese Feste tiefe Geheimnisse des Erlösungswerks zum Ausdruck bringen. So entspricht die Regel, die Adventssonntage bruchlos von 1 bis 4 durchzuzählen, sicher einer tief in der modernen Gesellschaft verankerten Tendenz zur übersichtlichen Ordnung der Dinge. Ob sie sich auf die Mahnung von Sacrosanctum Concilium berufen kann, Neuerungen nur da vorzunehmen, wo ein „ein wirklicher und sicher zu erhoffender Nutzen der Kirche“ das verlange, steht dahin. Das Ziel einer Stärkung des Sonntags konnte die Reform jedenfalls nicht erreichen, wenn man die statistischen Auskünfte zum Maßstab nimmt, nach denen selbst regelmäßige Kirchgänger bei weitem nicht jeden Sonntag an der Messe teilnehmen.

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