Verblendet und stumm
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- 23. März 2014
Seit unvordenklicher Zeit trägt die Kirche am 3. Fastensonntag das Evangelium von der Austreibung des Dämons (Lukas 11) vor, der dem von ihm befallenen die Stimme geraubt hatte - und dessen Austreibung die Pharisäer so sehr irritierte, daß sie Jesus beschuldigten: Durch Beelzebub treibt er die Teufel aus.
Im klaren Widerspruch zum Auftrag der Konzilskonstitution zur Liturgie, den Gläubigen die Schatzkammer der Schrift weiter aufzutun (SC 51) haben die Reformer diese Perikope für den 3. Fastensonntag gestrichen, und zwar in allen drei Lesejahren. Zu groß war der Widerspruch dieser eindeutigen Schriftstelle zu ihrer Ideologie, die weder vom Teufel und seinen Dämonen sprechen will noch einräumt, daß Gott als Herr der Schöpfung auch aktiv in sie eingreifen kann und will.
Der große und wahre Liturgiereformer Dom Gueranger sah seine Aufgabe nicht darin, Lehre und Liturgie der Kirche auf das herunter zu ziehen, was der Menge eingängig ist, sondern den Menschen den Zugang zu eröffnen zu dem, was über ihnen ist. Schon ein Jahrhundert vor dem Zerstörungswerk der Modernisten am Missale Pauls VI. hat er deren Blindheit und Stummheit einer vernichtenden Kritik unterzogen (Das Kirchenjahr, Bd. 5, S. 272 - 275):
Die alten Liturgisten haben denn auch in der Wahl des heutigen Evangeliums, (...) einen Zug mütterlicher Weisheit und Fürsorge der Kirche erkannt. Wir wären gewiß die verblendetsten und unglücklichsten der Mensch, wenn wir von den Feinden, die nach unserem Verderben dürsten und uns an Kräften und Listen überlegen sind, umgeben, nicht dazu gekommen wären, deren Dasein zu vermuthen und vielleicht niemals ernstlich darüber nachzudenken. Und doch ist dies gerade der Zustand, in welchem eine ungeheure Anzahl Christen unserer Tage dahin lebt. So sehr mindert sich die Wahrheit unter den Menschenkindern. (Psalm 11,2)
Dieser Zustand der Sorglosigkeit und des Vergessens auf einen Gegenstand, welchen die heilige Schrift fast auf jeder Seite uns vorhält, ist so verbreitet, daß man nicht selten Leuten begegnet, in deren Augen die fortwährende Thätigkeit der Hölle rings um uns nur ein alter Volksaberglaube ist, welcher ihrer Ansicht nach gar nicht zu den Dogmen der Religion gehört. Alles was darüber die Geschichte der Kirche und das Leben der Heiligen erzählt, ist für sie gar nicht vorhanden und sie meinen, Satan sei im Grunde nur eine abstrakte Idee, welche man im Lauf der Zeit zu einer Person umgewandelt habe; er sei eigentlich nichts als die Personification des Bösen. (Es folgt eine umfangreiche, aber keinesfalls vollständige Aufreihung entsprechender Jesusworte und Schriftstellen.)
Diese und noch viele andere Thatsachen sind ein Gegenstand ihres Glaubens und trotz alledem scheint ihnen, was sie über die Existenz der Dämonen, über ihre Wirksamkeit, über ihre Gewandheit in Verführung der Seelen hören, fabelhaft. Sind sie keine Christen mehr oder haben sie den Verstand verloren? Man weiß eigentlich nicht, was man darauf antworten soll, vorab wenn man das Gebahren dieser Leute gerade in unseren Tagen näher betrachtet. (...)
Wenn es aber eine Zeit des Jahres gibt, in welcher die Gläubigen erwägen sollen, was Glaube und Erfahrung uns über das Dasein und die Wirksamkeit der Geister der Finsterniß lehren, so ist dies ganz bestimmt die Zeit, in welcher wir gegenwärtig leben. Gerade während der Fastenzeit sollen wir ja über die Ursache unserer Sünden, über die Gefahren unserer Seelen, sowie über die Schutz- und Vorbeugungsmittel gegen neue Angriffe nachdenken. Hören wir also das heilige Evangelium ...“
Wie können wir es hören, wenn es uns nicht vorgetragen wird? Und wie wollen die, die diese (und andere ähnliche) Passagen aus der Verkündigung gestrichen haben, es rechtfertigen, wenn sie die Menschen in dem genannten „Zustand der Sorglosigkeit und des Vergessens“ belassen, weil keinen Anstoß erregen wollen.