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Laetare, Jerusalem

Seit unvordenklichen Zeiten singt die Kirche als Introitus am 4. Fastensonntag die Aufforderung des Propheten Jesaias:

Lætare, Jerusalem, et conventum facite omnes, qui diligitis eam. Gaudete cum lætitia, qui in tristitia fuistis.

Freu dich, Jerusalem! Kommt alle zusamen, die ihr es liebt, froh überlaßt euch der Freude, die ihr traurig waret.“

Die heute übliche Deutung dieser Verse geht darauf hinaus, daß hier vor dem Passionssonntag ein erster Vorausblick auf die Erfüllung des bevorstehenden Leidens im Jubel der Auferstehung fällt - deshalb ist das Violett der Buße an diesem Sonntag zum rosacea verhaltener Freude aufgehellt.

Keinesfalls im Widerspruch dazu, aber doch mit einer deutlichen Akzentverschiebung und noch stärkerer Einbettung in den Ablauf des Kirchenjahres, erklärt Rupert von Deutz († 1129) die Bedeutung dieses Sonntags und seiner Messtexte so:

Dieser Sonntag ist von dem Sonntag an, der Septuagesima heißt, der siebte, und stellt zeichenhaft den Sabbattag der Welt dar, ds heißt die Ruhe, in der die Seelen der Heiligen und der Auserwählten nach Ablegung der Last des Fleisches wie Sieger nach Kriegen und nach Niederlegen der Waffen sich in Muße freuen und jetzt (...) auf die Auferstehung harren. Dort aber freut sich 'jenes Jerusalem, das oben ist, das die Freie ist, die unser aller Mutter ist (Gal 4,26), und sie feiert den Festtag für die große Zahl ihrer Kinder, die nach dem Leben in der Fremde dieser Welt zurückkehrenund schüttet die für sie aufgesparten Speisen aus.“

Von da aus schlägt er einen großen Bogen vom Introitus über das irdische und himmlische Jerusalem der Epistel bis zur wunderbaren Brotvermehrung des Evangeliums, das über ein Jahrtausend alljährlich an diesem Sonntag vorgetragen wurde. Eine allegorische Deutung des Messformulars ohne Anspruch einer historischen Erklärung seiner Entstehung, aber von hohem Wert für das fromme Bemühen um Verständnis dessen, was wesentlich ist.

Römische Stationskirche des heutigen Sonntags ist S. Croce in Gerusalemme, errichtet in einem für die Aufbewahrung der Kreuzreliquien umgewidmeten Saal des Sessorianischen Palastes der Kaiserin Helena. Sie hatte den Boden mit einigen Schiffsladungen aus Jerusalem herbeigebrachter Erde vom Kalvarienberg bedecken lassen: Das Heilige Kreuz IN Jerusalem, nicht AUS Jerusalem. Das Apsis-Fresco aus dem 15. Jh. zeigt Christus Pantokrator über den Stationen der Kreuzauffindung zu Jerusalem.

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