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Das Große Scrutinium

Der Mittwoch nach dem vierten Fastensonntag war in der frühen Kirche Tag des „Großen Scrutiniums“ - eines feierlichen Abschnittes der Taufvorbereitung für die in der Osternacht in die Kirche aufzunehmenden Katechumenen. Die Liturgie in Rom begann um die Mittagszeit mit der Versammlung der Täuflinge und ihrer Paten im Vorhof von St. Paul vor den Mauern. Nach dem Introitus aus dem Propheten Ezechiel – die Messtexte blieben von der frühesten uns fassbaren Zeit bis einschließlich 1962 unverändert und wurden erst 1970 totalrenoviert – wurden die Katechumenen einzeln und namentlich in die Kirche gerufen und dann – nach Männern und Frauen getrennt – einem feierlichen Exorzismus unterzogen. Anschließend wurden die Lesungen aus dem alten Testament vorgetragen, dabei vollzogen Priester an den Katechumenen die Zeremonie der „Öffnung der Ohren“, wie sie heute noch im Taufritus der alten Form praktiziert wird.

Nach einem Psalmengesang erfolgte an der Stelle, zusätzlich vor dem Evangelium drei besondere Zeremonien. Die erste ist die „Übergabe der Evangelien“ – dazu wurden die Anfänge (jeweils 10-20 Verse) aller vier Evangelien vorgetragen und mit bereits früh formalisierten Predigten erklärt. Anschließend erfolgte die feierliche „Übergabe des Glaubensbekenntnisses“, das in Griechisch und Latein vorgetragen wurde, und schließlich als dritte  „Übergabe“ eine ausführliche Katechese zum Vater Unser. Auch diese Texte wurden früh fixiert und sind – zumindest als Muster – im Gelasianischen Sacramentar aus dem 7. Jahrhundert überliefert. Zum Abschluß der Einführung in das Vater Unser richtete in Rom der Papst – andernorts der Bischof – folgende Ermahnung an die Katechumenen:

Ihr habt nun, geliebte Söhne, soeben die Geheimnisse des Gebetes des Herrn vernommen; behaltet diese in euren Herzen beim Gehen und beim Kommen, damit ihr zur Vollkommenheit gelangt, um die Barmherziogkeit Gottes zu erflehen und zu erhalten. Der Herr unser Gott ist mächtig und er wird euch, die ihr auf dem Weg des Glaubens seid, zum Bade des wiedergebärenden Wassers führen. Möge er uns, die wir euch die Geheimnisse des katholischen Glaubens überliefern, mit euch zum Himmelreich gelangen lassen, er, der da lebt und regiert mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

Danach mussten die Katechumenen die Kirche für die eigentliche Opferfeier wieder verlassen. Ihre Paten traten bei der Opferung an den Altar um ihre Namen vorzutragen, die dann vom Papst oder Bischof innerhalb des Kanons beim Gedächtnis der Lebenden wiederholt wurden. Erst nach dem Opfermahl wurden die Katechumenen erneut in die Kirche gerufen um den Ort und die Zeit des nächsten Scrutiniums zu erfahren.

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