„Ein Stück liturgischer Genialität“
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- 03. Mai 2014
Zum Fest der Kreuzauffindung, das nach den älteren Ausgaben des Missale Romanum (bis 1962) am 3. Mai begangen wurde, fanden wir einen überaus lesenswerten Text auf Vultus Christi, den wir hier gekürzt wiedergeben:
Die ältesten liturgischen Traditionen der Kirche betrachten auch in der Osterzeit das lebensspendende Kreuz unseres Herrn Jesus Christus und feiern es anbetend. Einige unerleuchtete Seelen sind dagegen, die Geheimnisse der Passion und des Kreuzes nach dem Pascha in Erinnerung zu rufen - das verrät wenig Kenntnis von der lebenden und beständigen Tradition der Kirche dazu.
Im hellen Licht der Auferstehung wird das Gedächtnis der Passion und des Kreuzes von Glorie durchleuchtet, die Feier von Leiden und Kreuz - insbesondere im Heiligen Messopfer - wird zu einem Vorgeschmack des Triumphes des Fürstens des Lebens; die Anbetung des Lammes, das geschlachtet wurde, wird im Hier und Heute zur Teilnahme an der himmlischen Liturgie, wie sie der hl. Johannes im Buch der apokalypse beschrieben hat:
Ich sah und ich hörte die Stimme von vielen Engeln rings um den Thron und um die Lebewesen und um die Ältesten; die Zahl der Engel war zehtausendmal zehntausend und tausendmal tausend. Sie riefen mit lauter Stimme: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit, Kraft und Ehre, Herrlichkeiut und Lob. Und alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde, unter der Erde und auf dem Meer, alles was in der Welt ist, hörte ich sprechen: Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in Ewigkeit.“ (Apokalypse 5.11-13)
Wenn bei Beginn der großen Osternachtsvigil die Weihrauchkörner in die Osterkerze gedrückt werden, rufen wir mit diesem Gebet die Fünf Wunden „Christi an: „Der Herr Jesus Christus bewahre und beschütze uns durch seine heiligen und glorreichen Wunden.“ Diese Liturgische Formel passt zu allen Zeiten, aber in der österlichen Zeite findet sie besonderen Widerhall. Die Betrachtung der Wunden Christi begann mit seiner Erscheinung vor den Aposteln nach der Auferstehung. Ursprung und die Bewegung der Verehrung der Fünf Wunden sind somit dem Wesen nach biblisch und liturgisch. ... Es wäre wünschenswert, das Familiengebet während der österlichen Zeit mit der oben genannten Formel zu beschließen. Man könnte die Kinder dazu auffordern, das kurze Gebet auswendig zu lernen und aufzusagen, wenn sie die Fünf Wunden unseres Herrn auf einem Kruzifix oder einer Ikone des Auferstandenen küssen.“ (...)
Auch wenn das Fest der Auffindung des Heiligen Kreuzes am 3. Mai nicht mehr in den neueren liturgischen Büchern enthalten ist, blieb es doch in der Ausgabe 1934 des Benediktinischen Antiphonale, das noch viel benutzt wird, erhalten und wird nach wie vor in vielen Benediktinischen Klöstern begangen.
Das Offizium entspricht im wesentlichen dem vom 14. September (Fest Kreuzerhöhung), aber am 3. Mai ist es über und über mit Allelujas durchsetzt. So bietet es eine Vision vom Leiden und Kreuz des Herrn im Licht der Auferstehung. Theologisch, mystisch und katechetisch ist das Fest der Auffindung des Heiligen Kreuzes am 3. Mai ein Stück liturgischer Genialität. Das Fest erinnert an die Auffindung des Heiligen Kreuzes durch die hl Helena in Jerusalem und die damit einhergehenden Zeichen und Wunder, die seine Echtheit bezeugten. Die hl. Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, nahm dann einen Teil des Kreuzes mit nach Rom, wo es in der Basilica zum hl. Kreuz in Jerusalem im Sessorianischen Palast verehrt wurde.
Die ganze Messe und das Offizium der Auffindung des hl. Kreuzes sind es wert, betrachtet und im Herzen bewahrt zu werden.Die liturgischen Texte des Festes zeigen und bekräftigen, daß Betrachtung und Feier der Geheimnisse von Leiden und Kreuz des Herrn auch in der Osterzeit keineswegs unangebracht sind, sondern sich auch im Licht dieser 50-tägigen Jubelfeier als eine unerschöpfliche Quelle von Heilung und Hoffnung erweisen.“
Den vollständigen Text der Betrachtung von Prior Kilby finden Sie auf Vultus Christi.