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Mehr zum Missale Pius V.

Der gestrige Festtag des hl. Papstes Pius V. hat noch andere Autoren dazu bewogen, die segensreiche Tätigkeit dieses Papstes als Reformer der römischen Liturgie zu beleuchten. Auf dem auch sonst sehr empfehlenswerten Blog des „Rad Trad“ fanden sich hoch interessante Ausführungen zum Thema, die wir hier geringfügig gekürzt wiedergeben.

Es beginnt ein langes ZitatDas Missale (von Pius V.) ist eine Revision des Missales von 1474, das in der Folge an verschiedenen Orten Italiens nachgedruckt worden war und dabei oft Entstellungen erfuhr. Die Bulle Quo Primum richtete sich weniger an zukünftige Kommissionen zur Liturgiereform als an betrügerische Drucker in Venedig, denen die zweifache Bestrafung durch Exkommunikation und eine Geldbuße von 200 Dukaten für Veränderungen an den Büchern angedroht wurden. Die Bulle Quod a nobis (zur Ausgabe des Breviers), die dann von Papst Pius X. aufgehoben wurde, enthält die gleichen Warnungen und Strafandrohungen in exakt der gleichen Sprache.

Das Missale von 1474 zeigt einige Unterschiede gegenüber dem von 1570: Es enthielt zahlreiche Sequenzen, was vermutlich auf den internationaleren Charakter der Curie zurückging. Der Johannesprolog als Schlussevangelium wird nicht erwähnt, weil er nicht als öffentliche Verkündigung des Priesters am Altar sondern als Privatgebet bei seinem Rückweg zur Sakristei gesprochen wurde. Außerdem enthielt es mehr Feste.

Die Neufassung von 1570 ist eine gekürzte Version der Ausgabe von 1474, wobei ihm diese Kürzungen im wesentlichen gut bekommen sind. Es verzichtet auf die Messe zur unbefleckten Empfängnis vom 8. Dezember (Egredimini et videte filie syon reginam), die durch eine Messe zur Empfängnis der seligsten Jungfrau Maria auf der Grundlage der Messe Salva sancte Parens vom 8. September ersetzt ist.

Die meisten Sequenzen wurden gestrichen, tatsächlich blieben nur noch die allerbesten erhalten. Die griechischen Kirchenväter – das waren damals 4 – erhielten ebenso wie ihre lateinischen Gegenstücke den Rang von Duplex-Festen. Eine Schwäche dieses Missales besteht darin, daß es zwar mit einer gewissen Berechtigung einige Feste ausscheidet, die sich primär auf lokale Verehrung beziehen (hl. Antomius v. Pasua, Patrick v. Irland, Elisabeth v. Ungarn), dann aber doch etwas zu weit geht, wenn es einige recht bedeutende Feste abschafft wie die Messe zum hl. Joachim und der hl. Anna sowie die Darbietung der Jungfrau Maria im Tempel.

Trotz dieses Verzichts auf einige Feste stellt das Kalendarium eine Stärke desies Missales dar. Es gibt zahlreiche Ferialtage, und der Kalender der Fastenzeit ist sehr ernst und streng gehalten. Die Rubriken verlangen, daß die Sonntagsmesse wiederholt werden muß, bevor eine Votivmesse möglich ist. Der kalendarische Zyklus ist insbesondere im Brevier so streng durchgehalten, daß man geradezu einen Freudensprung machen möchte, wenn ein Fest kommt, eben weil Feste so etwas besonderes sind. Die Oktaven bringen einen willkomme Abwechslung, insbesondere die drei während der Osterzeit und die dann folgende zu Fronleichnam. Das System des Kalendariums stellt sicher, daß die Abfolge der Ferialtage auch während Festen nicht völlig aus dem Blick gerät. An festen während der Fastenzeit wird das Evangelium verdrängter Sonn- und Ferialtage als Schlußevangelium gelesen. Auf ähnliche Weise werden im Brevier die Lesungen verdrängter Tage in eine lange 9. Lesung zur Matutin mit aufgenommen.

Eine Schwäche dieses Missales besteht eben gerade darin, daß es ein Missale der Kurie ist – also ein Messbuch für stets eilige Bürokraten, die darauf aus waren, ihre Messe in maximal 60 Minuten in einer kleinen Kapelle hinter sich zu bringen. Außerhalb der Karwoche gehen die Rubriken von der Stillen Messe als Normalform aus und kennen nur den Unterschied zwischen öffentlichen und privaten Messen. Dementsprechend kamen die reichhaltigen Zeremonien der Kathedralen und Konventskirchen nach der Annahme des Pianischen Missale vielfach außer Gebrauch und es konnten sich auch kaum neue Zeremonien entwickeln. Vielleicht wäre es klüger von dem heiligen Papst gewesen, hier Raum für einige Varianten zu lassen. Männer wie Clement Russel und Quintin Montgomery-Wright (zwei Liturgiker, die sich im frühen 20. Jh. für die Wiederaufnahme von Elementen des Sarum-Rite einsetzten) behielten dennoch die mittelalterlichen Zeremonien bei.

Stärker noch als das Missale ist das Brevier Pius des V. Es hat das bereits angesprochene Kalendarium mit seinen Gebetszeiten, Oktaven und Kommemorationen. Es enthält einige Feste, deren Texte wunderschön, lehrreich und römisch bis ins Mark sind. Meine Lieblingstexte sind die Antiphonen für das Commune der römischen Martyrer-Jungfrauen wie die hll. Anna, Cecilia und Agnes. Die ausgefeilten Responsorien der Matutin stellen Musterbeispiele für die liturgische Verwendung von Schriftstellen zur Kommentierung oder Illustration des jeweiligen Festtages in der römischen Liturgie dar. Der Psalter erscheint zunächst reichlich heftig (12 Psalemen zur Mette, 8 zur Laudes, 5 zur Vesper und 4 zur Komplet), aber im Lauf der Zeit entwickelt er seinen eigenen Takt und wird zu einem die Woche umspannenden Gebetsrythmus, in dem einzelne Gebete mehrfach wiederkehren.“

Soviel aus den Ausführungen desd „Radtrad" zur Liturgiereform unter Papst Pius V., vollständig zu finden auf seinem Blog hier.

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