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Der Kampf um die Sakramente

Umschlag der aktuellen AusgabeIm Mittelpunkt der soeben erschienen Ausgabe 2015/2 der Una-Voce Korrespondenz stehen Beiträge von der 17. Kölner Liturgischen Tagung in Herzogenrath vom März dieses Jahres, die sich dem Thema „Liturgie der Sakramente" gewidmet hatte. Die UVK präsentiert jetzt in einer erweiterten Fassung den Vortrag von Heinz-Lothar Barth über den Ritus der Kindertaufe; von Bischof Jean-Pierre Delville zum Ursprung des Fronleichnamsfestes, von Veit Neumann über die „Firmung zwischen Initiation und Jugendweihe", Raymond Kardinal Burke über die Ehe-Liturgie der Kirche und Peter Christoph Düren zur Frage „Unctio extrema oder Krankensalbung"? Weitere Beiträge aus Herzogenrath sollen in der kommenden Ausgabe folgen.

Vor der zweiten Session der Bischofssynode zur Ehepastoral im kommenden Herbst konnte im März und kann auch jetzt noch der Vortrag von S.E. Kardinal Burke auf besonderes Interesse rechnen. Das gilt auch dann, wenn dieser Vortrag der Natur der Sache nach keine Neuigkeiten bieten konnte: Die Ehe kann nach dem geoffenbarten Willen Gottes nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen, und das Eheband kann nur durch den Tod eines der beiden Partner gelöst werden. Der Ehebruch ist ein schwerwiegender Verstoß gegen Gottes Gebote, wer sich dessen schuldig macht, bleibt zwar weiterhin Glied der Kirche und kann, sofern er das wünscht, auf besondere Begleitung und Fürsorge rechnen – doch die wesentlichen Voraussetzungen zum Empfang des Leibes des Herren erfüllt er oder sie nicht. Soweit nichts Neues.

Was den Vortrag auf Dauer lesenswert macht ist die Klarheit und Entschiedenheit, in der der Kardinal diese überlieferte Auffassung von der Bedeutung des Ehesakramentes und des eucharistischen Sakramentes bekräftigte. Klarheit in der Sache selbst – keine Spur von dem pseudo-pastoralen Doublespeak , mit dem gerade in Deutschland versucht wird, unter dem Mantel der „Barmherzigkeit" ein praktisches Abgehen von der klaren Lehre der Kirche hinsichtlich beider Sakramente als theologisch-theoretisches Festhalten an eben dieser Lehre zu verkleiden: Das geht nicht. Entschiedenheit gegenüber allen Mitbrüdern im Bischofsamt, die sich an diesem unmöglichen Balanceakt beteiligen: „Gemäß einem grundlegenden Gesetz der Logik kann eine Sache nicht gleichzeitig sein und nicht sein". Entschiedenheit aber auch gegenüber den Ansprüchen einer säkularisierten Kultur, die „den Glauben aufgegeben hat und zugleich damit auch die Ehrfurcht gegenüber der objektiven Realität der Ehe". Demgegenüber gilt: „Die Kirche muß die Tatsachen bei ihrem eigenen Namen nennen, um nicht selbst zur Konfusion und zum Irrtum beizutragen. ... Die Aufrichtigen, die in einer derartigen Kultur leben, dürsten nach der Wahrheit und ihrer Verkündigung in der Liebe."

Als zweiter Beitrag der Ausgabe soll hier der vom Autor noch einmal deutlich erweiterte Vortrag von Heinz-Lothar Barth zum überlieferten Ritus der Kindertaufe ausführlicher angeführt werden. Schon Papst Benedikt hatte die säkularistischen Einflüssen geschuldete Unklarheit des modernen Taufritus beklagt, in dem die Eltern, vom taufenden Priester nach ihrem Begehr gefragt, für den Täufling „die Taufe" verlangen, wo im überlieferten Ritus die Paten in dessen Namen um „den Glauben" bitten. Die teilweise darüber noch weit hinausgehenden Veränderungen und Abschwächungen des sakramentalen Aktes, die Barth über 50 Seiten hinweg darstellt, können hier nur in Stichworten angedeutet werden:

  • Die Befreiung von der Erbschuld tritt völlig zurück gegenüber dem Vorgang der Eingliederung in die Kirche;
  • Um den gemeindlichen Charakter der Taufe weiter zu betonen, wird der Tauftermin oft über Monate hinausgezögert, bis genug Täuflinge für eine zünftige Gemeinschaftsfeier zusammen sind
  • Der Charakter der Taufe als Heilsvoraussetzung wird verschwiegen
  • Symbole und Sakramentalien wie der Epphata-Ruf, mehrere Salbungen und die Salzgabe, die bis in apostalische Zeit zurückreichen, wurden „abgeschafft",
  • Der Exorzismus, durch den die bis dahin schutzlose Seele dem Einfluss des Bösen entzogen wird, ist zu Unkenntlichkeit verwässert
  • Die Rollenverteilung zwischen Paten, Eltern und Täufling wird unter dem Einfluss rationalistisch-protestantischer Vorstellungen neu definiert – bis dahin, daß die Kindertaufe selbst in Frage gestellt wird.

All das und vieles andere erfolgte unter dem Vorwand, das Sakrament und seinen Ritus in einer Weise zu gestalten, die dem „Verständnis des modernen Menschen mehr entgegen kommt". Vieles davon erscheint in der Darstellung Barths wie ein Versuch der römischen Oberreformer, im Schnelldurchgang all die Irrtümer und Verfälschungen der kirchlichen Lehre nachzuholen, für deren Entwicklung die Reformatoren in der Tradition Luthers sich mehrere Jahrhunderte Zeit ließen.

Besondere Aufmerksamkeit widmet Barth in diesem Zusammenhang auch dem Umstand, daß diese oft unter dem Banner der Ökumene durchgesetzten Veränderungen noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts bestehende theologische Übereinstimmungen mit den Kirchen des Ostens schwer beschädigten.

Neben den Beiträgen aus Herzogenrath thematisiert die aktuelle Ausgabe der UVK in den Miszellen eine Sicht aus dem Ausland, konkret George Weigels aus den USA auf die Krise der katholischen Kirche in Deutschland und behandelt die Degeneration des Toleranzbegriffs im Zeichen gesamtgesellschaftlich akzeptierter Kirchenfeindlichkeit. Ein Beitrag befasst sich mit dem Phänomen einer Papstmesse „für die Gläubigen des armenischen Ritus", die nicht im armenischen Ritus stattfand; Buchbesprechungen stellen unter anderem Bücher von Manfred Hauke über „Papst Benedikt XVI. und die Liturgie" und Michael Fiedrowicz über die "Theologie der Kirchenväter" vor.

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