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Hochamt im Karmeliterritus

Zum gestrigen Feiertag der hl. Theresa von Avila hat New Liturgical Movement die Filmaufzeichnung eines Sonntagsamtes im alten Karmeliterritus aus den Tiefen von Youtube geholt. Die Aufzeichnung entstand wenige Jahre nach der Wiedererrichtung von Aylesford Priory im Jahr 1949. Zur Feier des 500. Geburtsjahres der hl. Theresa wird am morgigen Samstag am gleichen Ort, der inzwischen freilich mit einem Volksaltar ausgestattet wurde, ein Pontifikalamt stattfinden.

Der Film lenkt den Blick auf einige interessante Sachverhalte. Das vielleicht wichtigste: Der Karmeliterritus ist kaum als eigener Ritus zu bezeichnen, er ist ein typischer Vertreter der vortridentinischen monastischen Usus der lateinischen Kirche, die sich einerseits nur in wenigen Merkmalen von der später allgemein gewordenen Form unterschieden und auch untereinander außerordentlich ähnlich sind. Das Staffelgebet entfällt oft, und zwar immer dann, wenn eine Zelebration im Anschluss an einen anderen Gottesdienst folgte. Die Bereitung der Gaben erfolgt bereits vor dem Evangelieum, die Opferung wird mit Kelch und Patene in einem Zug vorgenommen. Inwieweit die Opferungsgebete, bei denen es vor Trient beträchtliche Varianzen gab, hier ebenfalls eine eigene Form haben, war nicht zu hören. Eine bemerkenswerte Eigenheit besteht darin, daß das „Salve Regina“ nicht nach, sondern vor dem Schlussevangelium gesungen wird - ein Zeichen für die Flexibilität dieser Elemente, die nicht zur eigentlichen Messe gerechnet wurden. Die gregorianischen Meldodien unterscheiden sich teilweise deutlich von den allgemein üblichen. Weitere Unterschiede betreffen die Haltung von Händen und Armen bei verschiedenen Gebeten, die Stellung des Zelebranten und der Diakone am Altar, die Positionierung zusätzlicher Leuchter und Akolythen im Altarraum und ähnliche eher sekundäre Eigenheiten - hier differieren auch die Usus der einzelnen Ordensgemeinschaften am stärksten.

Gravierender dürften die Unterschiede zwischen den Usus der Orden hinsichtlich der „Software“, d.h. beim Festtagskalender, im Brevier allgemein und in den Orationen des Missale gewesen sein. Die im Film dokumentierte Messe bietet selbst ein gutes Beispiel für eine solche Besonderheit: Die aufgezeichnet Feier ist das erste Amt am Sonntag nach der Prim, und zu dieser Messe wurde bei den Karmelitern stets die Votivmesse von der Auferstehung gesungen, die praktisch mit der Messe vom Ostersonntag identisch ist.

Obwohl die Wiederbesiedlung von Aylesford durch Karmeliter der „Ancient Observance“erfolgte, sind einige damals moderne oder modische Einflüsse nicht zu übersehen. Die Messgewänder von monastischer Schlichtheit sind nicht barock, sondern eher gotisch, auf dem Altar stehen Leuchter aus Keramik, Graduale und Alleluja werden nicht nach dem Proprium gesungen, sondern psalmodiert. Gregory Dipippo von NLM bemerkt überdies, daß für den englischen Vortrag der Lesungen die Übersetzung von Knox gebraucht wird, die gelegentlich modernistische Verkürzungen enthält. In der Zelebration selbst sind solche Tendenzen in keiner Form feststellbar. Beeindruckend ist die große Zahl der größtenteils jüngeren Ordensbrüder beim Ein- und Auszug zur Messfeier.

Auf dieser Seite www.damian-hungs.de finden Sie neben einer in mehrere Szenen aufgeteilten Version des oben verlinkten Films auch den kompletten Text des Ordinariums dieser Messe mit weiteren Informationen und Präzisierungen zum Ablauf im Usus der Karmeliter.

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