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Zwischen Priesterimport und Neuevangelisierung

27. September 2024

6 - Kirchenkrise

Die zum Gebet gefalteten Hände eines dunkelhäutigen Priesters oder Diakons

Kleriker aus der 3. Welt als Nothelfer?

Die Kollegen von Paix Liturgique haben am 24. Sept. einen bemerkenswerten Beitrag veröf­fent­licht, dem sie die Überschrift: „Priester­weihen: Neokolonialismus in französischen Diö­zesen“ gegeben haben. Der erste Absatz erklärt, worum es dabei geht:

Es begint ein Zitat

Mangels einer ausreichenden Zahl indigener Berufungen – insbesondere aufgrund des Zusammenbruchs der Glaubenspraxis, aber auch der Weitergabe des Glaubens in traditionellen Milieus wie von Familie, Schule und Gesell­schaft – sind die französischen Diözesen darauf angewiesen, eine große Zahl von sogenannten „fidei donum“ -Priestern zu „importieren“. Laut Golias sind das mehr als ein Drittel der 7.000 französischen Priester unter 75 Jahren, die als aktiv gelten, und 80 % von ihnen sind Afrikaner. In bestimmten Diözesen stellen sie mehr als die Hälfte oder sogar fast alle jungen Priester. Andererseits bleibt die Ordination einer wachsenden Zahl ausländischer Priester und Dia­ko­ne in französischen Diözesen unter dem Radar.Ende des Zitats

Was damit gemeint ist, erläutert einer der folgenden Absätze: Von den 75 in diesem Jahr in französischen Diözesen geweihten Priestern waren mindestens 19 ausländischer Herkunft; im Vorjahr waren es 11 von 54. Paix liturgique kommentiert die in diesen Zahlen zum Ausdruck kommende Tendenz folgendermaßen: französischen Diözesen“ gegeben haben. Der erste Absatz erklärt, worum es dabei geht:

Es begint ein Zitat

Unter den Ordinationen im Jahr 2024 sind die meisten immer noch indigen. Priester aus anderen Ländern stellen jedoch einen zunehmend wichtigen Teil dar. Dabei geht es nicht um ein Werturteil, sondern nur um die Feststellung, dass diese Priester ausländischer Herkunft das, was die Diözesen den „Kern des Glaubens“ nennen, anderswo erhalten haben, in weniger entchristlichten Gesellschaften, die ebenfalls Priester benötigen. Aber wie die westliche Gesellschaften insgesamt plündern Sie die Ärzte und Gehirne der Dritten Welt. So bewahren sie in den Diözesen Westeuropas den Bestand und halten die Illusion aufrecht, daß der Zusammenbruch seit dem Zweiten Vatika­ni­schen Konzil nicht so problematisch gewesen sei: Sie rauben die Seminaristen aus dem Ausland, in einigen Fällen von Beginn an, in anderen, sobald sie in ihren Herkunftsländern die Ausbildung abgeschlossen haben. Ende des Zitats

In der Tat eine bemerkenswerte Parallelität zwischen den Verhalten internationaler Groß­konzerne und der Diözesen. Und dazu eine bemerkenswerte Bestätigung der unter anderem von P. Kwasniewski hier vorgetragenen Einsicht, daß die Lebenswelt und Kultur Westeuropas den Kontakt zum „Übernatürlichen“ im weitesten Sinne verloren hat und anscheinend aus eigenen Kräften auch nicht wieder herstellen kann.

Während das in dieser Allgemeinheit auch für Deutschland gilt, stellen sich die Verhält­nisse jedoch nicht nur hinsichtlich der Zahlen (über die anscheinend keine Statistik geführt wird) dem Augenschein nach deutlich anders dar. Die Zahl der Priester aus der „Dritten Welt“ ist in Deutschland offensichtlich weitaus geringer als in Frankreich – hierzulande gab es in der Vergangenheit eher eine Tendenz zum „Import“ aus dem sprach­lich und kulturell näherliegenden östlichen Mitteleuropa.

Wo jedoch Priester aus Asien oder Afrika „angeworben“ wurden, kamen diese anders als in Frankreich nicht großenteils aus einem „nachkolonialen“ und von französischer Sprache und Kultur mehr oder weniger stark geprägten Umfeld, sondern meist aus in jeder Hinsicht weit von Europa entfernten Milieus. Das hat nicht nur hinsichtlich der sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten vielfach zu Problemen geführt, und auch nicht nur wegen von wohlmeinender Seite schnell diagnostizierter „tiefsitzender ras­si­stischer Vorurteile“ biodeutscher Hinterwäldler. Ein seelsorgerliches Gespräch ohne einen Grundbestand sprachlicher und kultureller Gemeinsamkeiten stößt schnell an seine Grenzen. Ganz zu schweigen von den spirituellen Unterschieden der Angehörigen einer gründlich säkularisierten Kirchensteuergemeinschaft auf der einen Seite und Christen aus Gesellschaften, die nicht nur prinzipiell offen gegenüber der Übernatur sind, sondern vielleicht in der eigenen Verwandtschaft einen leibhaftigen Märtyrer zum Vorbild haben.

Soweit wir das überblicken, sind seitens der deutschen Diözesen die Bemühungen um Priester aus der dritten Welt letzthin auch deutlich schwächer geworden. Vielleicht aus Einsicht in die damit verbundenen Probleme, vielleicht aus Rücksicht auf die immer lautstärker nach Ämtern strebenden „Seelsorgerinnen“, vielleicht aber auch im Hinblick auf eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, die solchen Ämtern und den von ihren Verwaltern gespendeten Sakramenten immer weniger Bedeutung zulegt. In einem Land wie Deutschland wird die so gerne (und zumeist als Leerformel) beschworene „Neuevan­gelisierung“ auch durch Import von Neu-Missionaren nicht zu haben sein, solange die eigenen Quellen einer absichtsvoll verschütteten Tradition verschlossen bleiben.

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