Diözese Rottenburg
Bischof Fürst zerstört Pflanzstätte für Priesterberufungen
15. 6. 2008
Aus den soeben hier eingetroffenen IK-Nachrichten 9. Jahrgang Nr. 6 zitieren wir mit wenigen Anmerkungen den folgenden Bericht über eine nachgerade unglaubliche Entwicklung im Bistum Rottenburg:
Die Familien sind in heller Aufregung und voll Empörung: Man hat ihnen ihre geistliche Heimat genommen. Die Ordensleitung der SJM musste ihnen einen Brief von Bischof Fürst zur Kenntnis geben, nach dem in ihrer vertrauten Kapelle auf dem Lixhof keine öffentlich zugänglichen Gottesdienste mehr gefeiert werden dürfen.
Der Lixhof, ein Ort für Familien und Jugendliche
Vor 11 Jahren wurde auf dem "Lixhof", einem kleinen Weiler in der Diözese Rottenburg, eine Kapelle gebaut, die knapp 100 Personen Platz bietet. Man folgte damit einer alten katholischen Tradition, selbst in kleinsten Weilern aus eigenen Mitteln eine Kapelle zu erbauen. In diesem konkreten Fall nahmen die Gläubigen auch Anstoß an Mißständen und Ärgernissen in der Umgebung, die vom Ortsbischof nicht beseitigt wurden. Schon bald war die Kapelle Sonntag für Sonntag bis auf den letzten Platz gefüllt. Vor allem kinderreiche Familien (10 Kinder sind keine Ausnahme) aus dem Umfeld von KPE und SJM fanden hier ihre geistliche Heimat.
Sommerlager der Europäischen Pfadfinderschaft in Lixhof
Nach der hl. Messe wuselte es richtig von Kindern aller Altersstufen. Der Besucher staunte, wenn am Sonntag gleich acht junge Ministranten mit dem Priester an den Altar traten. Schnell hatte sich auch eine respektable Schola gebildet. Zelebranten waren vor allem Priester der SJM, darunter auch oft der Generalobere P. Hönisch. Die von Rom genehmigten Ordensstatuten der SJM gestatten aus Gründen der Jugendseelsorge eine besondere Flexibilität in der Wahl der Zelebrationsorte. Normalerweise, aber nicht ausschließlich, wurde die "außerordentliche" Form des römischen Ritus gewählt.
Drei Priesterberufungen innerhalb weniger Jahre
Die geistlichen Früchte zeigten sich schnell: "Der Lixhof ` brachte schon nach wenigen Jahren zwei Neupriester hervor; ein dritter junger Mann steht demnächst vor der Weihe. Das soll jetzt ein Ende haben. In dem Schreiben von Bischof Fürst an den Generalvikar der SJM, das den Gläubigen im Lixhof zur Kenntnis gebracht werden musste, geht der Bischof davon aus, „dass keine Gottesdienste von Ihrer Kongregation auf dem Lixhof gefeiert werden, die öffentlich zugänglich sind. Dass der Lixhof zu einer Stätte wird, an der die Eucharistie sei es in der 'forma ordinaria' oder in der 'forma extraordinaria' gefeiert wird, ist beim jetzigen Stand der Dinge ausgeschlossen.“ Von "zwingenden Umständen" für eine Feier der 'forma ordinaria' außerhalb der benachbarten Pfarrkirchen könne keine Rede sein.
200 km jeden Sonntag für kinderreiche Familien
Und was die 'forma extraordinaria' angeht, behauptet der Bischof, es sei ihm „nicht bekannt“, dass es in den Pfarreien um den Lixhof „eine dauerhaft existierende Gruppe von Gläubigen gibt, die der früheren Liturgie anhangen. Damit entfällt eine wesentliche Voraussetzung für die Genehmigung der 'forma extraordinaria'.“
Dieses unaufrichtige Operieren mit Gruppengrößen hat hoffentlich bald ein Ende: Wier Kardinal Hoyos mehrfach ausgeführt hat, ist die Gruppengröße kein Kriterium für die im übrigen nicht zulassungsbedürftige Feier der Messe im alten Ritus. Anders stehen die Dinge allerdings bei der Zulassung eines Messortes überhaupt: Hier hat der Bischof eine Zuständigkeit, die er freilich nicht dazu benutzen darf, die Gläubigen zu schikanieren.
Der Bischof verweist die Gläubigen vom Lixhof mit einem entsprechenden „Bedürfnis“ deshalb auf die Orte, „wo Petrus-Brüder wirken“. Die z. T. aus 12 Personen bestehenden Familien sollen also jeden Sonntag ca. 100 km einfache Strecke zurücklegen.
Wo Potentaten in den Ordinariaten die von ihnen vertretene Hermeneutik des Bruches in der Lehre und der Loslösung von Rom in der Struktur angefochten sehen, haben nicht nur die Nächstenliebe, sondern auch der gesunde Menschenverstand nichts mehr zu sagen.
P. Andreas Hoenisch R.I.P.
Weil P. Hönisch der „Lixhof“ ganz besonders am Herzen lag, hat er noch am Tag vor seinem Tod ein Schreiben an Bischof Fürst verfasst. Bischof Fürst wünscht, „dass das Generalkapitel im Juli dieses Jahres einen Nachfolger für P. Andreas Hönisch SJM finden wird, der Ihre Kongregation in die Zukunft führen kann.“
Wie lange noch müssen wir solche Bischöfe ertragen?
Nach der Vertreibung der SJM-Zentrale aus der Diözese Augsburg unter Bischof Dammertz und der Entfernung der SJM aus Pfarreien der Diözese Fulda unter Bischof Algermissen (vgl. IKN 12/06) ist die Schließung des Lixhofs nach 11 segensreichen Jahren das dritte markante Beispiel für die Verfolgung dieser jungen Ordensgemeinschaft und der mit ihr verbundenen Gläubigen. Das Vorgehen von Bischof Fürst richtet sich selbst: Statt die ihm bekannten Mißstände an anderen Orten zu beseitigen, zerstört er nach elf Jahren eine blühende Pflanzstätte für Priesterberufungen, die nie auch nur zur geringsten Beanstandung Anlass gab. Gibt es in seiner Diözese überhaupt eine Pfarrei oder Gebetsstätte, die im gleichen Zeitraum so viele Priesterberufungen hervorgebracht hat wie der Lixhof?
Was hätte näher gelegen, als der SJM ob dieser Erfolge voll Freude und Dankbarkeit zusätzlich eine oder mehrere der benachbarten Pfarreien anzubieten, wo sie entsprechend ihrer birituellen Ausrichtung jeden Sonntag die hl. Messe in beiden Formen feiern könnte. Statt dessen nun das Verbot, dessen Begründung auf jede Logik verzichtet. Man hat ja die Macht und weiß um den Gehorsam der kirchentreuen Katholiken. Es gebe dort keine "dauerhaft existierende Gruppe" von Anhängern der überlieferten Liturgie, behauptet Bischof Fürst, wo doch diese Gläubigen um den Lixhof geradezu der Musterfall der an einem Ort dauerhaft existierenden Gruppe sind. Als zynischen Ungehorsam gegenüber dem Papst und eiskalte Lieblosigkeit gegenüber den Gläubigen haben diese den Hinweis des Bischofs empfunden, doch jeden Sonntag mit der ganzen kinderreichen Familie Hunderte von Kilometern zurückzulegen, um die hl. Messe in jener Form mitfeiern zu dürfen, auf die sie ein vom Hl. Vater selbst feierlich verbrieftes Recht haben.
Warum diese Verfolgung der SJM?
Es ist schrecklich, aber die Vermutung drängt sich auf: Die SJM wird gerade deshalb so verfolgt, weil sie der Zielsetzung des Hl. Vaters auf liturgischem Gebiet in besonderer Weise entspricht. Schon vor dem jüngsten Motu Proprio waren P. Hönisch und die Seinen bemüht, nicht nur die überlieferte hl. Messe zu feiern, sondern in ihrem Geiste und mit der entsprechenden Sakralität auch die Form von 1969. Und ebendies scheint eine noch schlimmere Perspektive zu bieten als die Haltung anderer Kongregationen, die ausschließlich die überlieferte Form feiern. Die Petrusbruderschaft etwa, so scheint man zu denken, lasse sich in den wenigen Diözesen, in denen man sie wirken lässt, ghettoartig einkapseln, die SJM wegen ihrer anderen Struktur aber nicht.
Diese Überlegung ist nicht von der Hand zu weisen. Jedenfalls kann man die Patres der SJM nicht verdächtigen, das 2. Vatikanum und die Liturgie Pauls VI. pauschal abzulehnen – also muß man diese Vertreter der unerwünschten Rückbindung an die Tradition der Kirche auf andere Weise ausschalten. Es ist zu hoffen, daß die neuesten Erklärungen von Kardinal Hoyos diesen Willkürakten den letzten Anschein einer Rechtfertigung entziehen: Der Papst will, daß alle Katholiken auch die Liturgie des hl. Gregor kennenlernen. Wer das nicht akzeptieren kann, sollte von sich aus ein Nachbarbistum von Parthenia übernehmen, statt die Kirche weiter zu spalten.
Bischof Gebhard Fürst
Außerdem sind offenbar Bestrebungen im Gange, einen Kurswechsel in der SJM herbeizuführen. Die Formulierung von Bischof Fürst, man wünsche einen Nachfolger von P. Hönisch, der die Kongregation "in die Zukunft führen kann", bedeutet ja wohl, dass sie unter P. Hönisch nicht zukunftsfähig war. Eine ähnliche Formulierung wurde auch in einer anderen Diözese gebraucht, wo einem Priester der SJM eine einmalige Zelebration verboten wurde. Auch der Versuch, entgegen dem klaren Kurs des Ordensgründers KPE und SJM in ein charismatisch dominiertes Umfeld zu ziehen, passt in diese Taktik. Wenn die SJM aber diesen Sirenenklängen folgte, würde sie sich den vom Erlöschen bedrohten Orden anpassen, die nach 1965 die modernistische Wende vollzogen. Sie würde jene Anziehung auf die jungen glaubenstreuen Katholiken verlieren, die sie heute besitzt.
Die kirchentreuen Katholiken werden sich auch durch skandalöse Maßnahmen von Bischöfen nicht aus der Kirche drängen lassen, obwohl das manchem Würdenträger vielleicht sogar recht wäre. Robert Spaemann, ebenfalls in der Diözese Rottenburg beheimatet, schrieb schon 1994: "Die Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel. Wir haben deshalb der Kirche gegenüber keine Druckmittel. Wir können nicht mit dem Auszug drohen. Aber eben darum lassen wir uns nicht das Recht nehmen, die Wahrheit klar zu sagen und den Missbrauch der Autorität beim Namen zu nennen." Die glaubens- und kirchentreuen Katholiken werden es auch weiterhin laut sagen, wenn sie von den Bischöfen zum Gehorsam aufgefordert werden, die eben diesen Gehorsam dem Hl. Vater gegenüber immer wieder verweigern. Und sie werden auch in Zukunft feststellen, dass solche Bischöfe eine Zumutung für sie, ja für die ganze Kirche und ihren Auftrag sind. "Videant consules" oder besser "Videat pontifex"!