Frauen auf dem Weg zur Weihe oder Kirche auf dem Weg zum Verein ohne Priester?
12. Dezember 2025
Der große Karneval kann beginnen
Unseren Beitrag zur aktuellen Situation im vorerst von der 3. Studienkommission an ds Lehramt zurückverwiesenen Streit um die Weihe von Diakoninnen hatten wir mit der Überlegung geschlossen,
...daß es in Zukunft – falls denn der Weg zur Frauenordination endgültig versperrt bleiben sollte – verstärkt darum gehen dürfte, in Fortsetzung von bereits nach der Amazonas-Synode beschlossenen „ministries“ neue „Laienämter“ zu schaffen, die immer mehr Laien - nach Lage der Dinge hauptsächlich Frauen - den Zugang zum Altarraum ermöglichen. Damit wäre der direkte Angriff auf das Sakrament des Ordo zwar abgewehrt, der Weg zur Relativierung des Priestertums und zur Verwischung der hierarchischen Strukturen in Liturgie und Disziplin der Kirche könnte aber ungehemmt weitergehen — mit Folgen, die letztlich auf das gleiche Ziel hinauslaufen.“
In seinem Blogeintrag zum gleichen Thema hat Bischof Marian Eleganti die Wirkungsweise dieses Mechanismus näher betrachtet:
Wie die Reaktionen auf Lehramt 1994 (ordinatio sacerdotalis) gezeigt haben, ist der Rekurs auf das Lehramt, den die Studienkommission empfiehlt, demnach zweischneidig. Die Unbelehrbaren bleiben eben trotz lehramtlicher Entscheidung unbelehrbar. Warum hat wohl die Studienkommission diesen Dreh (engl. Twist) trotz eindeutigem Befund in ihr Ergebnis eingebaut? Um sicher zu stellen, dass wir in dieser Frage unter anderen Vorzeichen in eine weitere Runde gehen. Das erinnert mich ein wenig an das Märchen vom Igel und vom Hasen in der Rennbahn. Es zeigt einen durch die Trickserei des Igels absurden Wettlauf und am Ende einen erschöpften Hasen.
Ist das nächste Etappenziel ein Frauendiakonat sui generis: eine Diakonisse ohne Weihe, aber mit liturgischer Benediktion? Vielleicht wird man eine solche «Diakonisse» erlauben und sie als Fortschritt sehen im synodalen Miteinander. Wenn Frauen und Männer, Geweihte und Nichtgeweihte, in der Praxis schließlich (dann; schon jetzt) das Gleiche tun, die einen aufgrund ihrer Weihe, die anderen aufgrund von Segnungen und Ausnahmegenehmigungen (z.B. Taufen; Predigen; Leiten), dann sind wir im sakramentalen Dystopia angekommen. Die einen sehen darin die Überwindung des Klerikalismus, die anderen die neue Synodalität, das Miteinander. Beide verstehen nicht, was Sakrament bedeutet. In der Schweiz haben wir das schon lange. Nennt es, wie Ihr wollt!
Wir wollen Bischof Eleganti sein „wir haben es erfunden“ keinesfalls bestreiten – aber beim Zurückblättern in eigenen Beiträgen sind wir auf einen Artikel von 2019 gestoßen, der das, worum es hier letzten Endes wirklich geht, noch einmal deutlicher erkennbar macht, indem er es nicht aus der Perspektive des von den Modernist*innen inszenierten innerkirchlichen Geschlechterkampfe beleuchtet, sondern aus der Perspektive des Mißbrauchsthemas – das von den gleichen Reformpolitikern virtuos dazu eingesetzt wird, weitergehender „Reform“absichten umzusetzen.
Die Sache, um die es den Kirchenverderbern wirklich geht, ist die Abschaffung der Sakramente, so wie sie seit den frühesten Zeiten von der Kirche verstanden, gelehrt und gespendet worden sind. Natürlich sprechen sie nicht von „Abschaffung“, sondern von „den Menschen des 21. Jahrhunderts verständlicher Neuformulierung“ – abr das läft auf das gleiche hinaus. Schon nach den auf Luther&Co zurückgehenden Lehren gibt es nur zwei Sakramente – Taufe und Abendmahl – wobei der in der Opfertheologie begründete sakramentale Charakter des „Abendmahls“ theologisch weitgehend umstritten, relativiert und „überwunden“ worden ist. Bleibt also allein die Taufe, die insoweit eine Sonderstellung einnimmt, als sie nach auf früheste Zeiten zurückgehende Überzeugung ohne jede Vorbedingung (das Sakrament der Ehe verlangt genau zwei Partner verschiedenen Geschlechts) von jedermann gespendet werden kann. Das heißt aber: Ein Gemeinschaft, die alleine die Taufe als vollgültiges Sakrament anerkennt, braucht keine Priester mehr. Ihre „Ordinationen“ haben nur noch verwaltungsrechtlichen Charakter, sofern nicht wie bei vielen Freikirchen auf jede über das allgemeine Vereinsrecht hinausgehende Rechtsordnung überhaupt verzichtet wird.
Aus unserem Artikel von 2019:
Die derzeit bereits vielfach praktizierte, aber doch zumindest in theologischer Sicht mit dem Makel einer gewissen Unvollkommenheit behaftete priesterlose „Wort-Gottes-Feier soll“ von der Ausnahme zum Normalfall, ja sogar zum Idealfall werden. Das nicht allein aus ökumenischer Notwendigkeit, sondern auch im Zeichen des Kampfes gegen den Mißbrauch. Wer wollte sich dem in den Weg stellen.
Alles steht zur Disposition, alles ist möglich – zumindest solange es basisdemokratisch legitimiert und nicht durch patriarchale und hierarchische Strukturen kontaminiert ist. Das hl. Messopfer, wie es die Kirche zwei Jahrtausende lang gefeiert und noch das letzte Konzil als Quelle und Gipfelpunkt des kirchlichen Lebens bezeichnet hat, kommt nicht mehr vor. Die Institution des Priestertums ist als „toxisch“ erkannt; nicht mehr Christus, sondern die Gemeinde spendet sich die Sakramente – oder das, was ihr dazu genehm ist. Doch eine Kirche ohne Sakramente wäre keine Kirche mehr, sondern - bestenfalls - ein therapeutischer Verein.
Vereine allerdings brauchen keine Priester - und genau darin besteht das große Dilemma der Kämpfer und Kämpferinnen für die Frauenordination: Ihre Bewegung ist unlösbar verbunden mit einer Strömung der auf Säkularisation drängenden Gegenwarts„theologie“, die letztlich auf die Abschaffung eines besonderen Priestertums überhaupt ausgerichtet ist. Der Sieg der säkularistischen Grundströmung würde gleichzeitig die endgültige Niederlage ihres feministischen Ablegers bedeuten. Die als „Diskriminierung“ dargestellte Unterscheidung von Männern und Frauen wäre dadurch aufgehoben, daß es überhaupt keine Sakramente und als deren Spender erforderliche Priester „nach der Ordnung des Melchisedech“ mehr gäbe – nur noch Vorsteher*innen von gottesdienstlichen Handlungen.
Und dann gibt es noch ein weiteres Dilemma: Wollte man das Ziel der Veranstaltung so klar in Worte fassen, wie wir das hier versuchen, würde sich vielleicht doch in der einen oder anderen Restgemeinde Unverständnis oder gar offener Widerspruch artikulieren. Deshalb kommen es die authentischen Stuhlkreisfeiern mit dem Priester in Zivilkleidung als Gleicher unter Gleichen höchstens mal in Studentengemeinden vor. Für den allgemeinen Einsatz arbeitet man in den Bistümern seit Jahren an „Laienparamenten“ die jede „Wort-Gottes-Feier“ zum großen Als-Ob-Erlebnis werden lassen. Hinter dem oben gezeigten Bild verlinken wir zu einer ganzen Modenschau solcher Verkleidungen, die im Bistum Würzburg präsentiert wurde.
Das Wort „gottesdienstlich“ kann angesichts dieser immer stärker hervortretenden Tendenzen nur noch in Anführungszeichen verwandt werden. Wo die betende Versammlung der Gemeinde ihre Grundlage in den Sakramenten verliert, gibt es auch keinen Gottesdienst im eigentlichen Sinn des Wortes mehr; die Gemeinde feiert aus sich heraus, und leicht kann es dazu kommen, daß sie nur noch sich selbst feiert. Der „Volksaltar“, der in keinem Konzilsdokument als solcher vorgeschrieben ist, wird nicht zuletzt deshalb von den Vertretern der liturgischen Deformation so gewaltsam propagiert und erforderlichenfalls erbittert verteidigt, weil er einen höchst sinnfälligen und gleichzeitig leicht vermittelbaren Ausdruck des modernen Strebens nach Gleichberechtigung und Gemeinschaftlichkeit darstellt.
Die dahinter stehende Tendenz weg vom Gottesdienst hin zum Menschendienst bleibt eher unter der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Doch Aus dem vom Priester angeführten Zug der Gemeinde zum auferstandenen Christus – die Parallele zum Zug Israels in gelobte Land unter der Führung Moses ist unübersehbarer – wird eine Runde der Selbstbezüglichkeit, ein Stuhlkreis, in dem man über alles diskutieren kann mit dem beglückenden Fazit: Gut, daß wir einmal darüber gesprochen haben.
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