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Una Voce Korrespondenz 2019-II

Zu Anfang der letzten Woche lag Heft 2 - 2019 der Una Voce Korrespondenz in unserem Briefkasten. Mit einiger Verspätung, aber es gab krankheitsbedingt Probleme bei der Produktion, die sich hoffentlich bis zum Ende des Jahres wieder aufholen lassen. Auf einen Schwerpunkt des aktuellen Heftes – die höchst kontroverse Frage, inwieweit die Liturgiereformen des 20. Jh. bereits mit der Brevierreform von Papst Pius X. auf ein gefährliches Gleis gerieten – sind wir bereits am 6. September eingegangen.

Um Kontroverses und Probleme innerhalb der traditionstreuen Gemeinschaften geht es auch in einem zweiten großen Beitrag dieser Ausgabe, eine als Glosse bezeichnete 14-Seiten umfassende „Erste Musterung für die Phalanx der Tradition“. Steffen Wiegand hat sich der Aufgabe unterzogen, den aktuellen Stand der Kräfte, die wir gemeinhin unter der Rubrik der „traditionstreuen Katholiken“ zusammenfassen, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein starkes Bild ist es nicht, das er im Ergebnis dieses Hinschauens da zeichnet, gerne würde man dem Autor öfter widersprechen – aber leider, leider sind die meisten seiner kritischen Beobachtungen schlichtweg dem wahren Leben abgeschaut und von daher kaum zu bestreiten. Und da die von vielen gewohnheitsmäßig auf der Nase getragene rosa Brille bei den bevorstehenden Auseinandersetzungen wenig helfen wird, sollte diese „Glosse“ willkommener Anlaß sein, darüber nachzudenken, was zu tun ist, um aus den bunt zusammengewürfelten Scharen und Einzelkämpfern der Tradition - nein, noch lange keine im Gleichschritt marschierende Phalanx, aber doch so etwas wie eine koordinierte Interessenvertretung entstehen zu lassen.

Einen ersten Hinweis in dieser Richtung gibt Thorsten Paprotnys Aufsatz „Christsein heute, in dem er einige grundlegende „Theologische Gedanken mit Joseph Ratzinger und Robert Spaemann zur Lage des Glaubens in der Modernen Welt“ zusammenstellt. Das ist, wie angesichts des enormen Lebenswerks der beiden Koryphäen bei einem keine 10 Seiten umfassenden Artikel auch gar nicht anders zu erwarten ist, nicht mehr als ein „erster Aufschlag“ - und doch durchaus hilfreich noch über eine erste Orientierung hinaus.

Derartige Orientierungshilfen sind hoch willkommen, weil ohne sie der Blick auf die aktuelle Situation in Kirche und Gesellschaft fast zwangsläufig zu Entmutigung und zum Rückzug auf (vermeintlich) sichere Inseln führen müßte, die den Kräften der umfassenden Säkularisierung freilich keinen Widerstand entgegensetzen können. Hier geht es weiter Steffen Wiegand hatte bereits in Heft I mit der Beschreibung des „breiten gesellschaftlichen Bündnisses“ begonnen, das sich die Durchsetzung dieser Säkularisierung zum Ziel gesetzt hat: „Der Frühling, der ein Winter war – eine Betrachtung zur Generation Konzil‘“. Heft II bringt den Abschluß dieser insgesamt fasst 60 Seiten umfassenden Arbeit, die sich nicht auf die innerkirchliche Entwicklung beschränkt, sondern in allen Stadien die Verbindung zu den gesellschaftlichen und politischen Strömungen in Deutschland zu ziehen sucht, die traditionell als „konservativ und kirchennah“ eingeschätzt werden konnten.

Wir erlauben uns in diesem Zusammenhang den Hinweis auf einen ebenfalls in zwei Teilen erschienene Artikel in der sozial- und kulturwissenschaftlichen Zeitschrift „Tumult – Vierteljahresschrift für Konsensstörung“ (Ausgaben Sommer und Herbst 2019), in dem „ein katholischer Theologe“ unter dem Pseudonym Edmund Pevensie einen noch weiter als Wiegand in die globale Politik ausgreifenden Versuch unternimmt, die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte ins Verhältnis zu den entsprechenden Bewegungen in der Kirche zu setzen: „Zum Fall der katholischen Kirche“.

Doch zurück zur UVK. Inmitten der schweren Kost der Beiträge über die tiefgreifende geistige Krise in allen Bereichen von Kirche und Gesellschaft bietet ein Artikel des Kunsthistorikers Martin Kirves „Der Mönch am Meer“ oder Caspar David Friedrichs Geheimnis Gelegenheit zum Luftholen, zum Abstand-Gewinnen. Der Artikel greift weit über das den Anlaß bildende eine Gemälde hinaus und bietet eine Skizze der metaphysischen Motive im Denken und Schaffen des Malers insgesamt. Im Widerspruch zu populären Deutungen der Bilderwelt Friedrichs, die gerade den Mönch am Meer als eine Ikone des Agnostizismus oder gar des Nihilismus lesen, kommt der Autor zu dem Schluß, diesem Bild das Potential zuschreiben zu können, zum Glauben zurückzuführen und aus dem Meditationsbild der Romantik ein Bekehrungsbild der Moderne werden zu lassen.

Den Abschluß der Ausgabe 2019-II der UVK bilden wie üblich eine Reihe von Miszellen zu aktuellen Ereignissen und Entwicklungen sowie einige Buchvorstellungen. Hier seien nur die Buchtitel genannt: Andreas Sohn (Hg.): Benediktiner als Päpste; Mechthild Clauss: Illustration als Textauslegung – Der karolingische Stuttgarter Bilderpsalter um 830; Michael Clement: „In te consistito!“. Selbststand, Verantwortung und christlicher Glaube bei Bernhard von Claivaux; Klara Antons OSB: Gotteswohnung – Die Wandmalereien der Abteikirche St. Hildegard als ein Hauptwerk der Beuroner Kunstschule.

Zu erhalten - am besten im Abonnement – ist die UVK über die Website der deutschen Una Voce.

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