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Die Stimme der Kirche

BuchumschlagDie Wendung der Altäre zum Volk und die „Abschaffung des Latein“ sind die beiden Elemente, die das Gesicht der reformierten Liturgie der Kirche bestimmen wie nichts anderes. Beide wurden nahezu „flächendeckend“ durchgesetzt, obwohl sie nirgendwo vorgeschrieben sind, sondern nur als - in Grenzen - zulässig erklärt wurden. Wer beim eigentlich Vorgegebenen bleiben will, steht unter enormem Rechtfertigungsdruck. Und beide Elemente haben wie wenig anderes dazu beigetragen, denn Sinn für die Liturgie in Klerus und Volk gleichermaßen zu beschädigen, vielfach geradewegs zu zerstören.

Der Londoner Oratorianer Uwe Michael Lang, der 2005 endgültig den Mythos um die „celebratio ad populum“ zerstörte, hat sich nun den ebenso unbegründeten wie interessegeleiteten Thesen der Reformer zugewandt, die im Gottesdienst nur noch die Volkssprache, am besten in ihren populärsten Idiomen, hören wollen - obwohl die Konstitution über die Liturgie doch unmissverständlich aussagt: „Der Gebrauch der lateinischen Sprache soll in den lateinischen Riten erhalten bleiben“.

Wie schon bei „Conversi ad Dominum“ sind dabei weniger die Belege und Argumente, die Lang anführt, das eigentlich Neue. Manches davon hat man schon einmal anderswo gehört oder gelesen - aber noch nie in dieser Vollständigkeit, in dieser wissenschaftlichen Präzision und mit diesem Blick auf die größeren Zusammenhänge. Die Propagandisten der Neuerungen - auch und gerade die akademischen - werden es in Zukunft noch schwerer haben. Zumal Lang in aller Deutlichkeit ausspricht, daß die verwaschenen Übersetzungsprinzipien des Dokuments Comme le Prevoit von 1969, das übrigens niemals offiziell in den Acta Apostolicae Sedis veröffentlicht wurde, mit der Instruktion Liturgiam Authenticam von 2001 obsolet geworden sind.

Einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden die Kapitel über die Herausbildung des römischen Kanons, den progressive Theologen ja gerne als eine Niedergangserscheinung des ausgehenden Mittelalters darstellen. Hier trägt Lang eine Fülle von Material zusammen, das es wahrscheinlich macht, daß zumindest einzelne Teile dieses Hochgebets schon im 3. Jahrhundert im gottesdienstlichen Gebrauch waren - was man von dem in stark redigierter Form zur Grundlage des 2. Hochgebet des NO gemachten „Canon des Hippolytos“ nicht sagen kann.

Ein - zumindest für den Nicht-Spezialisten - besonders interessantes Ergebnis der Forschungen Langs besteht darin, daß er Zeugnisse sehr früher Auseinandersetzungen über die Problematik Volkssprache - Sakralsprache ausfindig gemacht hat. Sie gehen anscheinend bis ins 4. Jahrhundert zurück und unterstreichen so, daß es nicht nur nichts Neues unter der Sonne gibt, sondern, daß daß die Kirche des Westens jedenfalls nicht aus Zufall oder Versehen, sondern durchaus bewußt zur „Lateinischen Kirche“ geworden ist.


Uwe Michael Lang, Die Stimme der betenden Kirche, 2012, Johannes Verlag Einsiedeln. 262 S., 22,- €

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