Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Der Kampf um das Konzil

Das Echo - zu innerkirchlichen Reaktionen
auf den Brief des Papstes

13. 3. 2009

Das Echo der Massenmedien auf den Brief des Heiligen Vaters an die Bischöfe muß uns nicht weiter beschäftigen: Für die einen ist der Papst eine „Celebrity“, die hochzujubeln oder herabzusetzen gleicherweise geeignet erscheint, die Auflagen nach oben zu treiben. Für andere ist er ein politischer Gegner, den mit allen Mitteln zu attackieren die Redaktionslinie vorgibt. Wenn der Papst Pannen des Apparates einräumt, haben sie das Futter, das sie brauchen – irgendwie verbinden sie damit die Vorstellung, den Anspruch des Papstamtes auf Unfehlbarkeit in Fragen der Lehre erledigen zu können. Die meisten größeren Redaktionen haben übrigens als Redakteure für Kirchenfragen aus dem Dienst gegangene Priester angestellt, da braucht man sich über gewisse Untertöne in Bericht und Kommentar nicht zu wundern.

Was uns eher erschüttert sind einige Reaktionen aus dem Kreis derer, für die der Heilige Vater der Heilige Vater sein sollte. Die Bischofskonferenz von England und Wales, die ebenso am „Los von Rom“ bastelt wie die deutschsprechenden, fertigt den Brief aus Rom auf ihrer Website mit einem gerade 13 zeiligen Statement ab. Danach ist der Papstbrief ein Akt der Demut, in dem der Papst sich vor den Kollegen zerknirscht für die begangenen Fehler entschuldigt und den jüdischen Freunden für ihr verzeihendes Verständnis dankt. Dann ist noch vom interreligiösen Dialog (natürlich nicht mit Vorkonziliaren) die Rede, etwas zweideutig vom Papst als Zentrum der Einheit der Kirche, und das wars dann im wesentlichen auch schon. Zunächst gab es dort noch nicht einmal ein Link auf den Originaltext des Schreibens, das kam erst später dazu.

Geradezu abgefeimt erscheint uns die Berichterstattung von Radio Vatikan mit der Überschrift: „Papst-Brief: Aus Fehlern lernen“. Sie läßt die vom Papst einleuchtend begründete Angliederung von Ecclesia Dei an die Glaubenskongregation als Reaktion auf die Kritik, wenn nicht gar als Strafe für die „Pannen“ erscheinen, behauptet ansonsten noch, „auch die Lefebvre-Anhänger müssten das Zweite Vatikanische Konzil vollumfänglich anerkennen, falls sie Teil der katholischen Kirche sein möchten“ und verbannt die Trauer des Papstes über die ihm gerade von Katholiken entgegengebrachte Feindseligkeit in die letzten von 25 Zeilen.

Auch auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz stellt der Chefredakteur der „Katholischen Nachrichtenagentur“ seinen Artikel unter die Überschrift „Pannen, Verletzungen und Konsequenzen“ - eine fehlerhafter Papst, den wünschen sie sich. Der eigentliche Text beginnt dann mit dem unglaublichen Satz: „Nach mehrwöchigem Schweigen hat sich Benedikt XVI. aus der Deckung gewagt.“ Die Medien pfeifen – und der Papst hat gefälligst zum Rapport anzutreten. Weitere Wendungen, die ahnen lassen, welcher Geist in dieser katholischen Agentur herrscht: „Der Papst hat eingestanden“, „Der Papst räumt ein“, „er gelobt Besserung“. Die große Neuigkeit ist für Ring-Eifel, daß für die Diskussion von Glaubensfragen mit der Piusbruderschaft künftig die Glaubenskongregation zuständig sein soll, und natürlich kolportiert auch er die Version, Ecclesia Dei sei wegen ihrer „Eigenwilligkeit“ zurückgepfiffen worden.

Als einziger immerhin zitiert der Vertrauensmann der deutschen Bischöfe auch die Aussage des Papstes, „auch die 'großen Verteidiger des Konzils' müssten die frühere Lehrgeschichte der Kirche und den 'Glauben der Jahrhunderte' annehmen“ - besonders zu beunruhigen scheint ihn dabei die Vermutung, künftig habe „offenbar die Glaubenskongregation die Aufgabe, die authentische Auslegung der Konzilsaussagen festzulegen.“ Wo das doch bekanntlich das Privileg deutscher und alpenländischer Professoren ist.

Den Höhepunkt der unerfreulichen Deklarationen stellen jedoch zweifellos die Berichte dar, die der DBK-Vorsitzende Erzbischof Zollitzsch von seinem gegenwärtigen Besuch in Rom und beim Papst aus verbreiten läßt. Zunächst behauptet er: „Es gibt keine Punkte, die uns trennen“ - um dann nur noch von Dingen zu reden, in denen die Differenzen mit Händen zu greifen sind. Er staunt geradezu beleidigend darüber, wie gut der Papst über die Situation in Deutschland informiert sei, er zeigt sich seinerseits beleidigt, daß die „selbstverständliche Diskussion in Deutschland“ in Rom teilweise als Kritik aufgefasst werde – um gleich im nächsten Atemzug die „offene Auseinandersetzung darum, welches ist der richtige Weg nach dem zweiten Vatikanischen Konzil“ auszurufen. Dabei gelingt ihm eine bemerkenswerte Fehlleistung, die erst vor dem Hintergrund der Bischof Williamson vorzuwerfenden „Relativierung“ des Judenmordes ihre volle Bedeutung entfaltet: Er, Zollitzsch, habe dem Papst auch die Befürchtungen vieler guter deutscher Katholiken wiedergegeben, die im Zugehen auf die Piusbruderschaft die Gefahr einer Relativierung des Konzils sähen – das seien Ängste, denen man überall in Deutschland begegnen könne.

Da haben wir das zweite neue Superdogma: Auch das II. Vatikanum in seiner deutschen Auslegung soll nicht „relativiert“ werden, in Bezug gesetzt werden zu dem, was vorher in der Kirche war, verglichen mit dem, was die anderen Konzilien beschlossen haben – um dann erforderlichenfalls auch daran gemessen und danach interpretiert zu werden. Das II. Vatikanum – in deutscher Lesart – also absoluter und letztverbindlicher Höhepunkt der Verkündigung, ein neues Pfingsten, von dem eine neue Kirche ihren Ausgang genommen hat.

Und so jemand behauptet, daß ihn nichts von dem Papst trenne, der es als seine Lebensaufgabe angenommen hat, die im Auftrag des angeblichen „Konzilsgeistes“ gewaltsam zerrissenen Kontinuität wieder herzustellen.

Die Kritiker des Papstes haben viel Häme darüber ausgegossen, daß der Vatikan die Möglichkeiten des Internets noch nicht voll zu nutzen verstehe. Dabei haben sie, zumindest die Papstkritiker innerhalb der Kirche, selbst noch gar nicht begriffen, daß das Internet auch das Ende ihres auf Meinungsmanipulation und eifersüchtiger Verteidigung von Herrschaftswissen beruhenden Machtsystems bedeutet. Noch vor 10 Jahren hatten nur Spezialisten Zugang zu Konzilsdokumenten, Enzykliken, Instrumenta Laboris und anderen Dokumenten aus dem Zentrum der Kirche. Wenn die Bistumszeitung nur 13 Zeilen aus einer Papstrede berichtete, dann gab es nur 13 Zeilen, basta. Da war es möglich und üblich, zu behaupten, was gefiel, und das als treue Übereinstimmung mit dem heiligen Vater in Rom hinzustellen – das dumme Volk wußte es nicht besser. Nur so konnte der Geist des Konzils überhaupt Kraft gewinnen – schon die Übersetzer der Konzilsdokumente begannen bei der Verdeutschung mit den ersten Manipulationen, und Latein sollte ja ohnehin bald aussterben.

Damit geht es jetzt zuende. Die neue Generation lernt Latein und Internet, die Zeiten des in Unmündigkeit zu haltenden Kirchenvolks gehen zu Ende – und das ganz anders als die es sich vorstellten, denen die angebliche Befreiung der Laien aus angeblicher Unmündigkeit nur ein Vehikel dafür war, sich selbst von der Treue zu Petrus zu befreien.