Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Mit neuem Mut gegen den Zeitgeist

Hirtenbrief von Bischof Josef Martino (Scranton, USA) zum Sonntag der Ehrfurcht vor dem Leben

3. 10. 2008

Der Veröffentlichung dieses Hirtenbriefes in WDTPRS schloß sich eine außerordentlich interessante Leserdiskussion an, auf die wir hier zumindest hinsweisen wollen. Wenn die Kraft reicht, werden wir einige der Zuschriften ebenfalls übersetzen.

Hier weitere Informationen zu Bischof Martino, der sich offenbar der strikten Einhaltung und Umsetzung aller Vorgaben des Lehramtes und des Papstes verpflichtet sieht - „Summorum Pontificum“ einschließlich.

Bischof Josef Martino

Liebe Brüder und Schwestern in Christus,

die katholischen Bischöfe Amerikas haben den Sonntag der Ehrfurcht vor dem Leben im Jahr 1972 eingeführt – das war ein Jahr, bevor der Oberste Gerichtshof die Abtreibung in den Vereinigten Staaten legalisierte. Seit dieser Zeit halten Katholiken im ganzen Land den Monat Oktober mit Glaubensübungen und Pro-Life-Aktivitäten, um für die Kultur des Lebens einzutreten. In diesem Oktober kommt unseren Anstrengungen noch größere Bedeutung zu als je zuvor: Noch nie mußten wir so bösartige Kritik gegenüber denen erleben, die glauben, daß das Leben bei der Empfängnis beginnt und mit dem Tod endet.

Als Katholiken sollten wir von dieser Entwicklung nicht überrascht sein. Vor 40 Jahren sagte Papst Paul VI. Voraus, daß der allgemeine Gebrauch künstlicher empfängnisverhütender Mittel zu vermehrter ehelicher Untreue, verminderter Achtung für Frauen und einem allgemeinen Absinken moralischer Maßstäbe insbesondere in der Jugend führen werde. 40 Jahre danach bestätigen Sozialwissenschaftler, die nicht unbedingt Katholiken sein müssen, die Genauigkeit dieser Vorhersage. Wie nach einem verrückten Drehbuch hat die sexuelle Revolution in großem Ausmaß zur Zerrüttung von Ehen geführt, die Familienbande geschwächt, die Abtreibung legalisiert, Geschlechtskrankheiten, Pornographie, gleichgeschlechtliche Gemeinschaften, Euthanasie, Zerstörung menschlicher Embryonen für Forschungszwecke und eine Fülle anderer Übel befördert.

Ich kann unmöglich auf all die Einwände gegen die Lehre der Kirche vom Leben eingehen, die uns täglich in den Medien begegnen. Aber einige möchte ich doch ansprechen. Zuallererst: Gesetze, die die Abtreibung begünstigen, stellen ein Unrecht der schlimmsten Art dar. Sie beruhen auf mehreren unzutreffenden Annahmen, darunter auch die, es gebe keine Klarheit über den Beginn des menschlichen Lebens, es sei ungewiß, wann ein Fötus Person wird und daß man menschliche Wesen im Interesse oder zur Bequemlichkeit anderer töten könne.

  • Bezüglich des ersten Punktes haben Vernunft und Wissenschaft ihre Antwort gegeben. Das Leben eines menschlichen Wesens beginnt mit der Empfängnis. Die Kirche lehrt diese einfache Wahrheit seit langem, und die Wissenschaft bestätigt sie. Biologen können uns heute zeigen, wie sinnreich und wie schön sich ein Embryo in den ersten Tagen seiner Existenz entwickelt. Das ist einfach eine Tatsache, die von vernünftigen Leuten anerkannt wird.
  • Zum zweiten: ein Embryo oder ein Fötus haben das Potential, all das zu werden und zu tun, was eine erwachsene Person ausmacht.
  • Zum dritten: Die Behauptung, man könne einen menschlichen Fötus den Interessen oder der Bequemlichkeit seiner Mutter oder jemandes anderen opfern, ist beklagenswert falsch. Alle drei Behauptungen haben das gleiche Ergebnis: Sie versagen den schwächsten und verwundbarsten auf Grund ihres Alters den grundlegendsten Schutz, den wir für uns selbst in Anspruch nehmen. Das ist Diskriminierung von der allerschlimmsten Art, und niemand, der ein Gewissen hat, sollte so etwas unterstützen.

Eine andere Argumentationslinie verläuft so: „Ja, Abtreibung ist zwar eine schlimme Sache, aber ich glaube nicht, daß sie das einzige Lebensschutzthema ist, das man bei seiner Entscheidung über die Stimmabgabe berücksichtigen sollte.“ Diese Argumentation ist nur so weit haltbar, wie die anderen Themen das gleiche moralische Gewicht haben wie die Abtreibung - wie das bei der Euthanasie und der Zerstörung von Embryonen zu Forschungszwecken der Fall ist.

Das Wappen von Bischof Martino

Gesundheitsfürsorge, Bildung, wirtschaftliche Sicherheit, Einwanderung und Steuern sind sehr wichtige Fragen. Eine von ihnen zu vernachlässigen, kann zu so verhängnisvollen Folgen wie der gegenwärtigen Finanzkrise führen. Aber die Lösungen für Probleme in diesem Bereich enthalten gewöhnlich keine Verneinung der Heiligkeit des menschlichen Lebens wie die Abreibung. In Sachen Steuern, Bildung, Gesundheitsfürsorge, Einwanderung oder Wirtschaft „richtige“ Positionen zu vertreten ist kein Ausgleich für den Fehler der Mißachtung des Wertes von Menschenleben. Bedenkt dieses Das beste Bildungs- und Gesundheitswesen, die großzügigsten Einwanderungsgesetze und die gesündeste Wirtschaft nützen den Kindern, die niemals das Licht des Tages erblicken dürfen, überhaupt nichts.

Es ist eine tragische Ironie, daß Politiker, die „pro-choice“ unterstützen, letzten Endes im Namen der „sozialen Gerechtigkeit“ Mord befürworten – das schlimmste Unrecht, das einer Gesellschaft widerfahren kann.

Selbst die Theorie der Kirche vom gerechten Krieg gewinnt ihre ethische Kraft aus dem Prinzip, daß unschuldiges menschliches Leben zu schützen und zu verteidigen ist. Es ist möglich, daß jemand die Kriterien für den gerechten Krieg in gutem Glauben falsch anwendet und so unzutreffend einen ungerechten Krieg für gerecht hält – aber er oder sie weiß immer noch, daß unschuldiges menschliches Leben nicht absichtlich verletzt werden darf. Jemand, der freizügige Abtreibungsgesetze unterstützt, spricht sich demgegenüber gegen die Wahrheit aus, daß unschuldiges menschliches Leben niemals zerstört werden darf. Dieses moralische Versagen reicht tiefer und hat verhängnisvollere Auswirkungen auf Individuen und Gesellschaft als jeder Irrtum bei der Anwendung der Theorie vom gerechten Krieg auf einen konkreten Fall.

Die Vereinigung „National Right to Life“ hat ermittelt, daß seit 1973 48,5 Millionen Abtreibungen durchgeführt worden sind. Eine wäre schon zuviel. Kein Krieg, keine Naturkatastrophe, keine Krankheit und keine Behinderung hat jemals einen so großen Zoll gefordert.

„Wenn ich diese Dinge in einem Wahljahr anspreche, befinde ich mich in guter Gesellschaft. Mein Vorgänger, Bischof Timlin, hat in seinem Hirtenbrief zum Sonntag der Ehrfurcht vor dem Leben 2000 beredt Stellung genommen: „Abtreibung ist in diesem Jahr wie in jedem Jahr und in jedem Wahlkampf das Thema. Katholiken können sich nicht vor der moralischen Herausforderung drücken, die Abtreibung für alle bedeutet, die Gottes Geboten folgen wollen. Sie haben unrecht, wenn sie behaupten, daß Abtreibung sie nicht betrifft oder nur eines von mehreren gleichrangigen Problemen wäre. Nein, unschuldiges Leben zu töten ist so verwerflich, so schrecklich böse und so sehr im Widerspruch zum Gesetz des allmächtigen Gottes, daß Abtreibung wichtiger ist als jedes andere Thema. Ich wiederhole das: Abtreibung ist die wichtigste Frage überhaupt, nicht nur für Katholiken, sondern für alle Wähler.“

Meine Mitbischöfe haben vor 10 Jahren darüber geschrieben, warum einige Übel, insbesondere Abtreibung und Euthanasie, schlimmer sind als jede andere Form von Gewalt und Mißbrauch: „Wo man den Schutz des Lebens in seinem verletzlichsten Stadium verweigert, entwertet das auch jeden Anspruch in anderen Angelegenheiten gegenüber den ärmsten und schwächsten der menschlichen Gemeinschaft richtige Positionen zu vertreten. Wenn wir die menschliche Person als „den Tempel des hl. Geistes“, das lebendige Haus Gottes, verstehen, dann versteht sich von selbst, daß diese Fragen die Tragebalken und die Wände dieses Hauses darstellen. Jeder direkte Angriff auf unschuldiges menschliches Leben wie Abtreibung oder Euthanasie erschüttern die Fundamente dieses Hauses. Sie verstoßen direkt und unmittelbar gegen das grundlegendste Recht jedes Menschen: Das Recht auf Leben.“ (Living the Gospel of Life: A Challenge to American Catholics, 23.)

Die Kirche unterstützt den Staat in seinem Bemühen um eine gerechte Gesellschaft, aber ihre Hauptsorge besteht darin, den Menschen zum ewigen Heil zu verhelfen. Aus diesem Grund müssen die Bischöfe Katholiken, die in diesen Dingen falsche Ansichten vertreten, zurecht weisen. Darüberhinaus dürfen katholische Amtsträger, die daran festhalten, Abtreibung und andere an sich verwerfliche dinge zu unterstützen, nicht am Sakrament der hl. Kommunion teilnbehmen bzw. dazu zugelassen werden. Wie ich schon früher gesagt habe, werde ich in dieser Sache wachsam bleiben.

Die Kirche hat nun die Aufgabe, Prophet im eigenen Lande zu sein. und alle Bürger daran zu erinnern, was unsere Gründer meinten, als sie sagten, daß „alle Menschen gleich geschaffen und von ihrem Schöpfer mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet worden sind, darunter das Recht auf Leben, Freiheit und die Suche nach Glück“. Die Lehre der Kirche, das alles Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tode vom Gesetz zu schützen ist beruht auf unserem Glauben, das ist klar, aber es ist auch ein wahrhaft amerikanisches Prinzip, das in der Vernunft begründet ist. Wenn eine Gesellschaft ihre Mitglieder dazu auffordert, gegen ihre eigenen grundlegenden Prinzipien – und ebenso ihre moralisches Gewissen – zu verstoßen, haben die Bürger das Recht, ja sie sind dazu verpflichtet, Widerstand zu leisten.

Bischof Graf v. Galen

1941 hielt der Selige Bischof Clemens von Galen in Münster eine Predigt, in der er die Nazis verurteilte, die ins einer Diözese Geisteskranke ermordeten. Er sagte damals:

„,Du sollst nicht töten' - Dieses Gebot hat Gott in das Gewissen des Menschen eingeschrieben lange bevor ein Strafgesetzbuch die Strafe für Mord festlegte, lange bevor es einen Staatsanwalt oder ein Gericht gab, um Mord zu untersuchen und darüber zu richten. Kain, der seinen Bruder Abel tötete, war ein Mörder, bevor es einen Staat oder einen Gerichtshof gab. Und er bekannte, getrieben von seinem schlechten Gewissen, seine Schuld: ,Meine Strafe ist schwerer, als ich ertragen kann, und jeder, der mich, den Mörder, findet, wird mich töten'. (Genesis 4; 13-14)"

Hätte er gegen den Krieg auftreten, aber gegenüber dem Mord an den Geisteskranken stumm bleiben sollen? Jeder Mensch, der ein Gewissen hat, wird verstehen, warum Bischof von Galen so sprach, wie er sprach.

Meine lieben Freunde, ich bitte Euch, laßt Euch nicht von Irrtum und Lügen in die Irre führen. Unser Herr Jesus Christus fordert uns nicht auf, ihm nach Kalvaria zu folgen, bloß damit wir uns von dem Widerspruch einiger, die am Wegesrand stehen, abschrecken lassen. Er fordert uns nicht auf, sein Kreuz auf uns zu nehmen, damit wir es am Eingang zum Wahllokal stehen lassen. Papst Benedikt XVI hat kürzlich gesagt: „Gott ist so demütig, daß er uns benutzt, um sein Wort zu verbreiten“. Das Evangelium des Lebens, dessen Verkündigung unser Privileg ist, findet seinen Widerhall im Herz jedes Menschen, Gläubiger wie Ungläubiger, denn es erfüllt das tiefste Verlangen jedes Herzens. Laßt uns mit einer Stimme die Sprache der Liebe sprechen und das Recht jedes menschlichen Wesens bekräftigen, daß der Wert seines Lebens von der Empfängnis bis zum Natürlichen Tode als höchster Wert geachtet wird.

Der Oktober ist traditionell der Monat des Rosenkranzes. Laßt uns den Rosenkranz beten um Stärke und Kraft, damit wir an den Wahrheiten unseres Glaubens und den Forderungen unseres Gesetzes gegenüber all denen festhalten, die sie verneinen. Und lasst uns zu Unserer Lieben Frau beten, unsere Nation und die Schwächsten von uns zu segnen.

Möge Maria, die Mutter Jesu, des Herrn des Lebens, für uns bitten.


Eine kurze Internet-Recherche ergab, daß in der kleinen Diözese Scranton an 5 Orten eine sonntägliche Messe im alten Ritus stattfindet. Der Bischof hat in seiner Diözese auch einer ehemals episkopalen Pfarrei gemäß den Vorgaben der Pastoral Provision Papst Johannes Pauls II. Zuflucht geboten - dort wird die hl. Messe nach hochkirchlich-anglikanischem Brauch in (etwa) dem tridentinischen Ritus, aber in englischer Sprache gefeiert.

Bischof Martino hat nach Erscheinen von Redemptionis Sacramentum einen Pastoralbrief veröffentlicht, in dem er die Priester seiner Diözese zur strikten Einhaltung der Rubriken auffordert. „Progressive Kräfte“ in der Diözese führen seit seiner Amtsübernahme 2003 erbitterte Kämpfe (hier ein Beispiel) gegen diesen offenbar ebenso prinzipienfesten wie furchtlosen Bischof.