Motu Proprio: Summorum Pontificum

Hauptnavigation


Zusatzinfo

„Summorum Pontificum wirkt spaltend“

Fr. Ray Blake

Fr. Ray Blake zu beliebten Argumenten gegen Summorum Pontificum

14. 8. 2009

Wenn im kommenden Jahr die Bischöfe von Rom zu ihren Erfahrungen mit „Summorum Pontificum“ befragt werden, dürften bei denen, die die alte Liturgie ablehnen, zwei Behauptungen im Vordergrund stehen:

  • „Niemand will das - es gibt keinen Bedarf“ und
  • Summorum Pontificum wirkt spaltend

Es gibt keinen Bedarf für die Alte Messe

Nun, da mag etwas dran sein, aber wenn man davon spricht, daß die alte Messe nicht gewollt werde, muß man schon fragen, wer sie nicht will. Der Papst jedenfalls will sie, und die meisten in seiner Umgebung auch. Dagegen heißt es dann: Trotz der großen Zahl von Gläubigen, die letztes Jahr an der Messe von Kardinal Castrillon Hoyos teilnahmen, entscheidet sich doch die große Mehrheit Sonntags nicht für die alte Messe.

Ich denke, das geht am Kern der Sache vorbei. Worum es geht, ist, daß die alte Messe ein Zeichen der Hermeneutik der Kontinuität ist, und zwar nicht nur hinsichtlich der Messe selbst, sondern für eine spezifisch katholische Art des Gottesdienstes. Es geht um unsere Wurzeln. Ich bin sicher, daß der Heilige Vater das, was er „die aupßerordentliche Form“ genannt hat, als eine Art Störenfried betrachtet, der die eingefahrenen Vorstellungen von Liturgie und Theologie irritieren soll – also all das, was wir unter dem „Geist des Konzisls“ verstehen.

Summorum Pontificum wirkt spaltend

Ja, das ist so. Das kommt vom Störenfried-Effekt. Es geht aber auch um die Gemeinschaft und die Einheit mit der Vergangenheit und mit all denen, die an der alten Form hängen oder sie neu entdeckt haben. Ich bin immer wieder überrascht, wieviele junge Männer unsere wöchentliche Alte Messe besuchen.

Creative Minority befasst sich mit der Kluft zwischen älteren und jüngeren Priestern und zitiert dazu einen Artikel von Andrew Hamilton:

Zitat: Drei der vier Neupriester dieses Jahres in der Erzdiözese Sidney haben ihre Primiz in Latein zelebriert. Wenn man die Form der Primizfeier als Aussage darüber betrachtet, wie ein Priester sein Amt versteht, hat das schon einige Bedeutung. Die überwiegende Entscheidung für das Latein legt nahe, daß viele junge Priester eine ganz bestimmte Vorstellung von der Kirche, vom Priestertum und von den pastoralen Prioritäten haben, die sie von älteren Priestern unterscheidet.

Ich sehe zwar nicht viele Anzeichen dafür, daß junge Priester die Messe auf Latein feiern, aber ich sehe, daß die jüngeren Priester aus dem Pontifikat Johannes Pauls II. und jetzt Benedikts anders sind. Aber als ich vor 25 Jahren geweiht wurde, gab es auch Spannungen zwischen den Priestern, die vor und nach dem 2. Vatikanum geweiht worden waren. Spannungen zwischen älteren und jüngeren Männern sind nichts Besonderes, seien sie geweiht oder nicht. Hamilton fährt fort:

Zitat: Es erscheint unvermeidbar, daß die Einheit der Priester innerhalb eines Bistums gefährdet wird, wenn es unter ihnen wesentliche Unterschiede im Verständnis der wünschenswerten Formen des Gottesdienstes, der seelsorglichen Bedürfnisse ihrer Gemeinden, ihres Verhältnisses zu den gläubigen und der Gesellschaft gibt – und darüber, was es praktisch bedeutet, Priester zu sein. Wenn sie sich um ihren Bischof versammeln, schauen sie quasi in verschiedene Richtung – so wie sie das vielleicht auch bei der Feier der Eucharistie tun.(...)

Werden die Gemeinden die unterschiedlichen Stile und Vorlieben von einander nachfolgenden Priestern ertragen müssen. Wird es Regelungen geben, nach denen bestimmte Gemeinden nur mit Priestern beswetzt werden, die entweder das Englische oder das Latein bevorzugen? Wird man die Gläubigen dazu auffordern, sich umzusehen, welche Priester und Gemeinden die ihnen genehme Art katholischen Gottesdienstes und kirchlichen Lebens anbieten?

Nun ja, in einer Stadt, wo es auf dem Raum von 4 oder 5 Quadratmeilen 12 Kirchen gibt, hat das „sich nach einer passenden Kirche Umsehen“ eine lange Tradition. Die Leute suchen nach einer unterhaltsamen, einer kurzen, einer englischen oder irischen, nach einer traditionellen oder aktuellen, einer jugend- oder kindgerechten Messe, ja sogar nach einer wärmeren oder kühleren Kirche.

In den letzten Jahren gab es zwar den rigiden Rubrizismus und Legalismus früherer Zeiten nicht mehr, aber die Bischöfe haben sich doch nach Kräften darum bemüht, ein „Standard Produkt“ bereitzustellen – entweder in dem sie strikt auf ihren eigenen Diözesanrichtlinien oder selbstgemachten Rubriken bestanden, oder dadurch, daß sie die Priester alle paar Jahre anderswohin versetzten. Trotzdem sehen sich die Leute immer noch nach einer für sie passenden Kirche um. Und das häufige Versetzen der Priester bestärkt das noch – so wie es auch die Tendenz bestärkt, den Gottesdienstbesuch ganz aufzugeben.

Unsere Bischöfe werden in der Umgebung des Papstes sicher viel Verständnis dafür finden, wenn sie Einheit und Zusammenhalt der Kirche ins Zentrum stellen – das ist auch Benedikts Hauptsorge. Aber vielelicht bekommen sie doch eine andere Antwort, als sie erwarten. Summorum Pontificum trifft eine klare Aussage zur Rolle des Bischofs: Seine Aufgabe ist, sicherzustellen, daß die Priester die hl. Messe nach dem geltenden Ritus zelebrieren. Benedikts Linie ist: Das Schwarze sprechen – das Rote tun – und das unabhängig davon, ob es um den älteren oder den neueren Ritus geht. Den Priestern die Freiheit der Wahl zwischen der älteren oder der neueren form zu geben ist geradezu eine therapeutische Maßnahme – die beiden Enden des liturgischen Spektrums sollen aufeinander einwirken. Ein gutes Beispiel für Benedikts Theologie des „Sowohl als auch“.

Für uns Ältere besteht die Gefahr, alles in einer „Entweder – oder“-Perspektive zu sehen – so wie der Bischof, der es ablehnte, eine vor dem Zusammenbruch stehende Kirche einer der neuen Gemeinschaften zu überlassen, weil er – so heißt es - „keine Kathedrale des Traditionalismus“ in seiner Diözese haben wollte. Das ist schon traurig, wenn die Sorge für das Heil der Seelen durch die Weigerung, außerhalb einer schmalen Spur zu denken, so eingeengt wird.

Hier in England haben wir uns mehr als abweisend gezeigt gegenüber den neuen Bewegungen. Die Franziskaner der unbefleckten Empfängnis hatten große Schwierigkeiten, nicht nur eine geeignete Pfarrei, sondern auch einen geeigneten Bischof zu finden. Das gleiche gilt hinsichtlich der Petrusbruderschaft, dem Institut Christus König, dem Opus Dei, dem Neo-Katechumenat und den Legionären Christi.


Soweit der Artikel von Fr. Blake, hier im englischen Original nachzulesen.. Zum letzten Absatz noch eine Anmerkung unsererseits:

Für unsere Angewohnheiten ist es einigermaßen ungewohnt, das Institut Christus König und die Neokatechumenen in einem Atemzug genannt zu hören - die liturgischen Gewohnheiten beider Gruppen sind doch sehr verschieden, um es milde auszudrücken. Andererseits kann es überhaupt keinen Zweifel daran geben, daß viele der „Neuen geistlichen Bewegungen“ den Glauben außerordentlich ernst nehmen - im Kampf gegen Verweltlichung und Relativismus stehen sie sicher mit den Anhängern der alten Messe auf der gleichen Seite der Linie, die schon seit lange vor Summorum Pontificum die Kirche spaltet.

Die Franziskaner der Unbefleckten Empfängnis zeigen in ihrer Geschichte beispielhaft, daß Verschiedenheit hier keinen unüberschreitbaren Graben bedeuten muß: Als typische Gründung der charismatisch beeinflußten Generation Johannes Paul II. in den 80er Jahren haben sie erst im Lauf der Zeit Wert und Schönheit der Tradition entdeckt und gehören heute in Rom und weltweit zu ihren glühendsten Repräsentanten.