Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Aufhebung der Exkommunikation gegen die Bischöfe der FSSPX

Was heißt Dialog?

Fr. Ray Blake, Brighton, in seinem Blog St Mary Magdalen

9. 2. 2009

Soweit es unsere Beziehung mit den Juden betrifft, scheint Dialog zu bedeuten, daß wir uns mit ihnen treffen und sie die Zeit damit verbringen, uns zu beschimpfen, während wir einfach zuhören und zustimmend nicken. In den letzten Jahren hat unser allumfassender Dialog mit den Juden die Kritik über das erneuerte Karfreitagsgebet im alten Ritus eingebracht, das von vielleicht zweihundert kleinen Gemeinschaften gebraucht wird, sodann Kritik über die Absicht, Papst Pius XII. heilig zu sprechen und schließlich die Kritik über die als heilende Maßnahme gedachte Aufhebung der Exkommunikation eines fast 70 Jahre alten dissidierenden Bischofs, der anscheinend nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.

Wieder und wieder streckt der Heilige Stuhl die Hand der Freundschaft aus – und jedesmal wird er gebissen. Wir erlebten das, als der Papst zum ersten Mal in der Geschichte der Kirche einen Rabbi einlud, vor der Synode über das Wort Gottes zu sprechen. „Dialog“ erscheint daher vielen völlig sinnlos. Was kam denn bei unserem Dialog mit Anglikanischen Gemeinschaft heraus? Eine Reihe Dokumente, die, so sagte man uns, „grundlegende Gemeinsamkeiten“ zum Ausdruck brachten – bis wir dann ein paar Jahre später merkten, daß die Gemeinschaft nichts anderes wollte als eine möglichst große entfernung zwischen sich und die Kirche zu bringen.

Die Bemerkung zur Synode über das Wort Gottes bezieht sich auf den Auftritt von Rabbi Shear-Yashuv Cohen, der seine Einladung nutzte, um zu erklären, die Juden könnten das angebliche Versagen von Papst Pius XII. „nicht vergeben und nicht vergessen“.

Unser Dialog mit den Anglikanern änderte sich geradezu dramatisch mit der Veröffentlichtung von Kardinal Ratzingers Dokument „Dominus Jesus“. Ich erinnere mich noch gut an das Wutgeschrei von Anglikanern und Medien, als man ihnen bescheinigte, keine „Kirchen im eigentlichen Sinne“ zu sein. Ein paar Monate nach diesem Aufruhr bei den Anglikanern, aber auch bei der Katholischen Kirche Englands, gab es plötzliche einen erheblichen Wechsel der Gangart und es kam zu echten Diskussionen. England verwandelte sich vom „besonderen ökumenischen Gebiet“ Pauls VI. zu Benedikts „besonderem evangelischen Gebiet“, wo man die katholischen Positionen klar und deutlich aussprach und „katholische“ Anglikaner aufforderte, nachhause in die Kirche zu kommen.

Ein ähnlicher Vorgang scheint sich nach dem Aufruhr über die Regensburger Rede abgespielt zu haben, vor der unser Dialog mit dem Islam hauptsächlich darin bestand, daß die islamische Seite uns historische Ressentiments über die Kreuzzüge vorhielt und man gemeinsam auf das goldene Zeitalter im Spanien des 10 Jh. zurückschaute. Heute wagen es die Katholiken, zu verlangen, daß in islamischen Ländern Kirchen gebaut und die Religionsfreiheiten geachtet werden, und darüberhinaus sucht man gemeinsam nach Wegen im Kampf gegen die Abtreibung und zur Verteidigung der Familie.

Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß der Papst sich nicht über den Aufruhr im klaren war, der nach der Aufhebung der Exkommunikation der FSSPX-Bischöfe ausbrechen würde, auch die Unzulänglichkeit der vatikanischen PR-Agenturen dürfte er mit in Rechnung gestellt haben. Ab und zu, so scheint das der Papst zu sehen, ist ein kleines Erdbeben eine nützliche Sache – wenn sich der Staub dann wieder gesetzt hat, gibt es eine neu Grundlage für neue Gespräche und Debatten. Er selbst wird vielleicht von einigen schlecht gemacht und verliert an Popularität, aber er hat eine neue Diskussion in Gang gebracht. Ihm geht es nicht um Popularität, ihm geht es um die Debatte.

Und jetzt wissen wirklich alle, daß die FSSPX auf dem Weg zurück ist. Jetzt wissen alle, daß eine genaue Untersuchung dessen ansteht, was das zweite Vatikanische Konzil gesagt hat. Jetzt wissen alle, daß es eine Neubewertung der Rolle der Tradition in der Kirche geben wird. Jetzt wissen alle, daß man katholisch sein und dennoch viele Dinge in Frage stellen kann, die man in den letzten 40 Jahren als nicht hinterfragbar betrachtet hat.

Zitat: Man duldet keine Kritik an den Maßnahmen der nachkonziliaren Zeit; wo aber die alten Normen oder die großen Glaubenswahrheiten - zum Beispiel die leibliche Jungfräulichkeit Marias, die körperliche Auferstehung Jesu, die Unsterblichkeit der Seele etc. - im Spiel sind, da reagiert man entweder überhaupt nicht, oder nur in extrem abgeschwächter Form. Ich selbst habe als Professor sehen können, wie selbst der Bischof, der vor dem Konzil einen einwandfreien Professor wegen seiner etwas ungehobelten Reden ablehnte, sich nach dem Konzil nicht in der Lage sah, einen anderen Professor abzulehnen, der offen einige fundamentale Glaubenswahrheiten leugnete."

Das sind die eigentlichen Probleme, ein damit zusammenhängendes wäre die Neubewertung des Verhältnisses der Kirche zur jüdischen Religion – etwa unter dem Gesichtspunkt, ob wir für die Bekehrung der Juden beten können oder sollen. Damit ist die Frage der Beziehungen zu den nichtchristlichen Religionen insgesamt angesprochen.

Zitat: Wenn wir nicht die Wahrheit aufzeigen, wenn wir unseren Glauben verkünden und wenn diese Wahrheit nicht mehr unbedingt zur Rettung des Menschen erforderlich ist, dann verlieren die Missionen ihren Sinn. Als Folge davon zog und zieht man die Schlußfolgerung, daß man sich in Zukunft nur noch darum bemühen muß, daß die Christen gute Christen sind, die Moslems gute Moslems, die Hindus gute Hindus etc. Aber wie kann man wissen, wann jemand ein "guter" Christ oder "guter" Moslem ist?“


Zitate aus der Rede Josef Ratzingers 1988 vor den Bischöfen Chiles – gehalten wenige Tage nach dem Scheitern der Vereinbarung mit Erzbischof Lefebvre.